28.

736 57 36
                                    

Wir beide schauen schnell an uns herunter und merken, was er meint. Unsere Hosen und T-Shirts sind komplett zerknittert, Annis Haare und Makeup sehen auch aus, als hätte sie damit 2 Tage geschlafen, und ich sehe höchst wahrscheinlich nicht besser aus. 
"Jetzt setzt euch endlich hin, das könnt ihr jetzt eh nicht mehr ändern."
Wir haben beide keinen Redebeitrag, denn so könnte keiner von uns beiden hinter das Pult treten. Wenigstens haben wir jetzt Zeit, unsere Haare und Lippenstift zu richten.

«Ich hoffe, dass das nicht das letzte Mal war.»

Natürlich war es Annalena, die die Nachricht geschrieben hat. Doch als ich sie anschaue, schaut sie nur konzentriert auf den jetzigen Redner. Die Frau ist mit allen Wassern gewaschen.

Die Sitzung war echt langweilig. War froh, dass ich gehen konnte, als es an die einzelnen Ausschüsse ging. Auch Anni konnte gehen, wurde jedoch direkt von ihren Mitarbeitern abgeschirmt. Ich wollte gerade in mein Büro, als mich jemand abfing. 

"Frau Thompson, warten Sie kurz" 

"Frau Weidel. Kann ich Ihnen irgendwie weiterhelfen?" 
"Ich wollte Ihnen und Frau Baerbock nur viel Glück wünschen. Sie scheinen.. heute die Mittagspause zusammen verbracht zu haben." 

"Ich glaube, dass ist nicht wichtig für Sie, Frau Weidel." 
"Kein Problem. Ich wollte es nur gesagt haben" und sie dreht sich um und geht den Gang hinunter zum Abteil der AfD. 
Ich rufe ihr noch ein schnelles "Danke" hinterher und ging selbst in mein Büro zurück. 
Kaum habe ich mein Zeug abgestellt, klingelt auch schon mein Telefon.

"Frau Thompson, bitte denken Sie an Ihre Auslandsreise am Ende der Woche. Wir müssen sie um einen Tag verschieben, da wir nicht alleine fahren. Schönen Tag noch." 
Es war mein Mitarbeiter, Herr Böhm, der meinen Terminkalender verwaltet. Aber scheiße, das habe ich ja komplett vergessen.
Und natürlich verging die Woche viel zu schnell und ich konnte so gut wie keine Zeit mit Anna verbringen, da wir beide scheiße viel zutun hatten. Doch inzwischen ist Freitag, weshalb ich mit meinem Team auf dem Weg zum Flughafen bin, da wir nach London fliegen dürfen. Jedoch war ich nicht die einzige, die in London vorgeladen wurden.

"Alica! Gott, ich bin so froh, dass du auch dabei bist" rief mir Robert entgegen. 
"Robi? Was machst du denn hier?" 
"Warten, bis endlich alle da sind. Wäre eigentlich schon vor 2 Tagen geflogen, aber zusammen ist doch schöner" 
"Und ich gestern, auf wen warten wir?" 
Und meine Frage beantwortete sich selbst, denn neben mir erschien nun auch Annalena. 
"Hey Leute. Können wir?" 
"Aber gerne doch" antworten Robert und ich zur gleichen Zeit und mit unseren Teams stiegen wir ins Flugzeug. 

Aus dem komplett langweiligen Flug wurden dann doch ein paar lustige Stunden. Es stellt sich heraus, dass wir eigentlich noch Christian dabei gehabt hätten, der aber vor paar Tagen Grippe bekommen hat und jetzt doch nicht mit darf. Da ist der Robert bestimmt super traurig gewesen. 

Angekommen in England trennen sich unsere Wege noch nicht, da wir alle im gleichen Hotel schlafen.
"Du weißt, welches mein Zimmer ist, falls du mitten in der Nacht was brauchst" flüstert mir Anni zu und verschwindet mit ihrem Koffer in ihrem Gang.

Da ich erst morgen Termine habe, kann ich den heutigen Tag noch zum entspannen nutzen. Ich nehme mir also eins meiner Bücher mit - natürlich Harry Potter, wenn man schon einmal in England ist - und mache mich auf den Weg in ein kleines Café um die Ecke. Und dort verbrachte ich auch den restliche Nachmittag. Ich merke erst, wie spät es inzwischen ist, als Anni mich anrief und mir mitteilte, dass ich zu spät bin. Ich zahlte schnell meinen Tee und ging zurück auf mein Zimmer. Dort warten auch schon Anni und Robert auf mich, damit wir zusammen Essen gehen können. 
Wir saßen noch eine ganze Zeit unten im Restaurant und redeten über Gott und die Welt. Gegen 22 Uhr wurde es jedoch etwas zu spät und jeder ging wieder in sein Zimmer. Eigentlich wollte ich es dabei auch belassen, aber kurz nach 23 Uhr schlich ich mich doch Richtung Zimmer 138, dem Zimmer von Annalena. Ich klopfte leise und sie stand vor mir, nur in Unterwäsche, und grinst mich an. "Und ich dachte, du kommst nie." Sie zog mich ins Zimmer und schloss die Tür hinter uns. 

Am nächsten morgen gingen wir zusammen zum Frühstück und Robert schaut uns nur amüsiert an. 
"Wieso lachst du so?" 
"Gegenfrage - Habt ihr bei euch gestern ein Schwein im Zimmer geschlachtet?" 
"Was meinst du?" 
"Ach, ist jetzt auch egal. Jedenfalls seht ihr beide super entspannt aus" 
Und damit war das Gespräch zum Glück beendet. Generell bin ich gerade sehr froh, dass das Hotel fast leer ist und neben uns nur ein paar einzelne Leute hier sind. 

Danach ging jeder wieder seinen eigenen Weg. Wir alle haben Verabredungen mit den Ministern dieses Landes und können dieses Mal nicht zusammen fahren. Aber wenn die Termine vorbei sind, gehen wir drei zusammen in die Innenstadt, denn Robert hat uns Tickets fürs 'London Eye' geholt. Da will ich schon immer mal rauf und habe endlich die Chance dazu. 

Die Meetings mit den anderen waren gar nicht so schlimm. Irgendwann habe ich nicht einmal mehr zugehört, aber das ist hoffentlich niemanden aufgefallen. Mein Gedanke klebt bei Anni, Robert und dem Riesenrad. Es war schon immer ein Traum, und jetzt geh ich da mit meinem Traumjob und meinen Besten Freunden hoch, schöner kann es echt nicht werden. 

"Bist du bereit?" fragt mich Robert. 
"Was?" 
"Ob du bereit bist. Du meintest, du freust dich darauf wie ein kleines Kind" 
"Ach so, ja klar. So bereit wie noch nie." 

Wir bekamen eine Kapsel für uns alleine und mein Herz klopft wie noch nie. Ich hole mein Handy heraus, um Videos und Bilder von dem Augenblick zu machen. Die zwei anderen zum Glück auch - ist immer komisch, wenn man alleine so ist. Inzwischen sind wir schon fast 10 Minuten hier oben, und es könnte nicht schöner werden. Gerade in dem Moment, in dem wir oben halten, habe ich die Chance, ordentliche Bilder zu machen. Zum Glück spielt das Wetter super mit, sodass man nicht nur Wolkenhaufen sieht. 

Annalena hat inzwischen ihr Handy weggepackt und sucht in ihrer Tasche etwas. Robert hat sein Handy noch in der Hand und filmt in die Richtung von meinem Fenster, da ich den besten Blick auf die Themse. 

"Alica?" Ich drehe mich in seine Richtung, doch vor mir steht nur Annalena. 
Ich wollte gerade etwas sagen, bis es mir im Hals stecken blieb, denn sie zog etwas aus ihrer Hosentasche und ging vor mir auf die Knie. 

𝑎𝑛𝑑 𝑦𝑜𝑢 𝑠𝑎𝑣𝑒𝑑 𝑚𝑒 -annalena baerbockWo Geschichten leben. Entdecke jetzt