3.

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Ich schlief noch eine ganze Zeit, ich weiß nicht wie lange, aber es tat gut. Wie spät es inzwischen ist, weiß ich auch nicht. Ich hoffe es ist noch Samstag. Aber wo bin ich??

Ich schaute mich noch einmal genauer in dem Zimmer um, da jetzt die Sonne voll durchs Fenster scheint. Das Kleid, welches ich gestern an hatte, hängt so ordentlich wie möglich auf einem Kleiderbügel an der Tür, neben mir steht ein Nachttisch mit einer kleinen Lampe, ein Glas mit Wasser, zumindest sieht es so aus, und einer Schachtel mit Ibus. Am Ende vom Bett lag ein Handtuch und ein paar Klamotten. Es ist sehr schlicht gehalten und sieht eigentlich nicht nach einem Schlafzimmer aus, da hier nur ein Einzelbett steht und kein Kleiderschrank oder eine Kommode für Sachen.

Ich vertraue der Person einfach mal und nahm eine der Tabletten und schluckte sie mit dem Wasser runter. Schmeckt normal, also wird schon nichts dran sein. Zum Schlafen hatte ich nur meine Unterwäsche an, aber so kann ich ja schlecht irgendetwas machen und das Kleid anziehen ist auch nicht die beste Idee. Ich quälte mich aus dem Bett und betrachte den Stapel am Bettende. Es war ein einfaches rotes Shirt, eine schwarze Jogginghose, ein Handtuch und ein kleiner Zettel; "Falls du andere Sachen anziehen möchtest und duschen willst :)". Die Schrift kam mir sehr bekannt vor...

Ich nahm das Zeug in die Hand aber habe immer noch keine Ahnung, wohin ich jetzt soll. Ich öffnete die Tür von dem Zimmer und stand im Wohnzimmer. Bücherregale, einige Pflanzen, ein großes graues Sofa und einen kleinen Tisch mit einer Teetasse, die schon fast leer war. Bei wem auch immer ich bin, hier könnte ich mich deutlich wohler fühlen als bei mir. 

"Guten.. Morgen kann man nicht mehr sagen.. Tag, Alica." erschreckte mich die Stimme einer Frau neben mir. Ich fuhr zu ihr herum und bemerkte, wer vor mir stand. Und wie ich vor ihr stand. Ich drehe mich schnell wieder mit dem Rücken zu ihr, einfach damit sie mein rotes Gesicht nicht sieht. "Hallo" murmel ich ihr zu, aber sie lacht nur. 
"Du kannst gerne mein Bad benutzen, den Rest erkläre ich dir später. Die nächste Tür rechts" ich nickte ihr nochmal schnell zu, bedanke mich und war schon im Bad verschwunden. Schnell schloss ich hinter mir zu und lehne mich an die Tür. Ach. Du. Heilige. Hab ich gerade in ihrem Bett geschlafen?? STAND ICH GERADE NUR IN UNTERWÄCHE VOR IHR UND SIE BLIEB TROTZDEM SO FREUNDLICH?? *Okay Alica.. jetzt gehst du schnell duschen und dann ganz normal verhalten... nur nicht durchdrehen* 

Die Dusche tat mir gut - inzwischen fühle ich mich deutlich besser und auch mein Kopf tut nicht mehr so weh. Ich zog die Sachen an, die Annalena mir gegeben hat und ging wieder zu ihr ins Wohnzimmer. Dort saß sie auf ihrem Sofa mit ihrem Tee in der Hand und lächelte mich an. "Fühlst du dich besser?" Immer noch unsicher, was ich jetzt machen soll, antworte ich ihr mit einem knappen "Ja, vielen Dank". Sie klopfte neben sich und bat mich, mich ebenfalls hinzusetzen. 
"Ich hab dir Tee gemacht, ich hoffe du magst Tee" "Ich- ja, danke. Wie? Also Wa-" stottere ich los aber sie unterbricht mich.
"Du hast gestern wohl etwas zu viel getrunken, deswegen haben wir dich zu mir gebracht. Robert wollte erst ein Taxi rufen, da niemand von uns mehr fahren konnte, aber die Chance, dass du ohnmächtig wirst, war zu groß. Und meine Wohnung war am nächsten." 
"Wie viel hab ich denn getrunken? Und wie bin ich hier her gekommen?" "Du hast fast ein ganzes Tablett alleine getrunken, ich hab nicht mitgezählt aber ich glaube mehr als 10 Shots hattest du definitiv. Es wundert mich, dass du inzwischen so wach bist." während sie erzählte nippte ich an meinem Tee und hoffte, dass ich nicht so rot werde wie das T-Shirt, das ich gerade trage. "Die Sache mit dem hier her kommen ist etwas lustig. Du konntest dich gerade so auf den Beinen halten. Erst wollten wir dich trage, was weniger gut funktioniert hat, da wir alle auch getrunken haben, aber dann hat Robert dich Huckepack getragen. Es sah ganz lustig aus, aber bis hier her waren es keine 5 Minuten Laufweg. Wir haben dich dann in das Gästebett gelegt und ja, den Rest weißt du ja auch."
Inzwischen kann ich mich nicht mehr hinter meiner Tasse verstecken, denn ich glaube, inzwischen sah ich echt aus wie eine Tomate. Die Frau mir gegenüber bemerkte das und fing an zu lächeln. "Wenn du möchtest, kannst du gerne noch einen Tag hier bleiben. Es ist Wochenende und du bist immer noch nicht ganz-" "Wenn es dir nichts aus macht. Ich kann auch-" "Natürlich nicht. Hier ist genug Platz. Also wenn du willst..." Wenn es eine Farbe gibt, die noch roter als rot ist, dann hat mein Gesicht diese inzwischen angenommen. Mir wird gerade angeboten, noch eine Tag hier zu verbringen. Mir. Bei unserer Parteivorsitzenden. "Also uh.. wenn es für dich wirklich kein Problem ist.. dann.. wieso nicht." Ich glaube mehr hätte ich nicht heraus bekommen und war ganz froh, als sie aufstand. "Willst du etwas bestimmtes Essen? Also heute Abend? Ich muss eh noch einmal einkaufen." "Nicht wirklich. Aber danke der Nachfrage. Mir reicht etwas einfaches." "Du kannst dir noch etwas überlegen, noch ist genug Zeit. Wir sehen uns später. Wenn du etwas brauchst, schreib mir. Bad weißt du, wo es ist und Snacks und Getränke sind im Schrank neben dem Kühlschrank." Sie lächelte mir nochmal zu und war schon aus der Tür verschwunden. 

Ich ging zurück in 'mein' Zimmer und lies mich aufs Bett fallen. "Passiert das gerade wirklich? Oder träume ich noch? Nein, eigentlich nicht. Ich hab die Nacht bei der Frau geschlafen, mit der ich seit 4 Jahren zusammen arbeite. Und die als Kanzlerkandidatin kandidiert." Wieso ich mit mir selbst rede? Keine Ahnung. *Schlecht aussehen tut sie aber auch nicht* dachte ich mir und bereute keine 2 Sekunden später diesen Gedanken. Wenn ich jetzt anfange, noch mehr für sie zu simpen, dann wird das ein ganz interessanter und unangenehmer Tag.

𝑎𝑛𝑑 𝑦𝑜𝑢 𝑠𝑎𝑣𝑒𝑑 𝑚𝑒 -annalena baerbockWo Geschichten leben. Entdecke jetzt