35.

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"Hey Alica, kannst du mir beim Aufbau hel-"
Es war klar, dass das passieren muss. 
"Ich- oh Gott das tut mir leid, ich wollte nicht-" 
"Jetzt komm rein und mach die verdammte Tür zu. Ich will nicht, dass das jetzt jeder hört und sieht." Ich zieh sie, inzwischen mit einem Kissen vor meinem Körper, in meine Kabine und zog die Tür zurück ins Schloss. Sie dreht sich sofort weg, damit ich mich in Ruhe anziehen kann. Ich stand gerade vor meiner Vorgesetzten nur in Unterwäsche und sie hat es gesehen. Der Tag ist jetzt schon toll.
"Alica.. Es tut mir wirklich leid. Das war definitiv nicht meine Absicht." 
"Du hättest klopfen oder dich ankündigen können." Inzwischen habe ich wenigstens eine Hose an. 
"Ich weiß auch nicht wieso ich es nicht gemacht habe. Es war ein Reflex" 
"Das bleibt bitte unter un-" 

"Leute seid ihr fert- oh.. OH.." Ich muss mir echt ein Schloss für diese Tür holen. 
"Robert?" Auch Annalena hat sich ruckartig zur Tür gedreht uns jetzt stehen wir beide nebeneinander und schauen ihn an. Aber ich habe noch immer kein Shirt an.
Doch er fängt nur an zu grinsen. "Das passiert also, wenn sonst niemand da ist? This took a turn." Mit einem zwinkern dreht er sich um und geht wieder raus. 
"Wehe du sagst das jemanden!" schreie ich ihm hinterher und zog die Tür ein weiteres mal zu. Annalena hat plötzlich rosa Wangen und ich sehe glaube ich nicht anders aus. 
"Also uhm.. vielleicht solltest du das anziehen und dann mit raus kommen. Ist sonst.. naja du weißt schon." Sie drückt mir das weiße Shirt in die Hand, welches ich schnell anziehe und wir gemeinsam nach draußen gehen. 

Der restliche Tag verlief recht unspektakulär. Anfangs haben wir unseren Stand und die kleine Bühne mit den anderen aufgebaut. (Robert konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, wenn Annalena und ich in 5 Meter Entfernung zusammenstanden)  
Dann ab Mittag war unsere Veranstaltung und danach wurde wieder abgebaut. Es wurde, zu meinem Überraschen, kaum herumgepöbelt oder irgendwie beleidigt. 

Inzwischen ist es fast 21 Uhr. "Leuteee, was wollen wir machen?" fragt Annalena ungeduldig. Sie, Robert und ich sitzen vor dem Bus und genießen den Sommerabend. 
"Ich kann gehen, dann könnt ihr ja mit dem von heute Vormittag fortfahren." 
"ROBERT" 
"War ja nur ein Vorschlag. Ihr müsst ja nicht gleich wieder so peinlich berührt sein." 
"Oh Gott ich schwöre dir, irgendwann bringe ich dich noch um." Ich muss nur lachen, aber Annalena scheint es todernst zu meinen. 
"Ich bin dafür wir laufen zum See" schmeiße ich nach einigen Sekunden Stille in die Runde. 
"See? Baden oder wie?", fragt Robert skeptisch.
"Na was macht man denn sonst an einem See?" 
"Also von mir aus gerne." Annalena lächelt mich an und auch Robert scheint nicht mehr allzu abgeturnt zu sein.


10 Minuten später sind wir drei mit Stirnlampen und einem Handtuch auf den Arm angekommen.
"Wer zuletzt im Wasser ist muss morgen früh Brötchen holen gehen" ruft Robert, schmeißt sein Handtuch auf die Wiese und rennt, mitsamt Klamotten aufs Wasser zu. Mit einem lauten platschen rennen auch Annalena und ich los und natürlich ist die Wiese auf meiner Bahn so rutschig und anstatt im Wasser, lande ich mit meinem Gesicht im Schlamm. 
"Aua" Robert, welcher bis zur Hüfte im Wasser steht, fällt vor lachen fast um und Annalena steht, fast sprungbereit, da und schaut mich grinsend an. "Ich hasse euch beide manchmal so sehr.." war das einzige, was ich noch raus bekomme. 
"Ich gehe morgen mit dir Brötchen holen, also keine Angst", und mit den Worten zieht sie mich auf die Beine und mit ins Wasser. 


"Danke, dass wir hier hin gegangen sind" Inzwischen liegen wir alle auf unseren Tüchern und beobachten zusammen die Sterne. Der Mond scheint die Nacht besonders hell, sodass ich beide noch gut sehen kann. Robert, welcher zu meiner linken liegt, zupft mit Freude an einem Gänseblümchen und schmeißt dann die Blütenblätter auf mich und Annalena. Sie liegt auf meiner rechten Seite und beobachtet die wenigen Tiere, die um diese Zeit noch herumfliegen. Und dann treffen ihr Augen auf meine. Wow. 
"Immer wieder gern", antwortet sie mir und hält den Augenkontakt. "Du hast da was im Haar" Damit nimmt sie einige von den Blättern aus meinen Haaren, welche Robert kurz vorher dort verteilt hat.
"Leute ihr seid schlimm. Soll ich gehen?" redet Robert dazwischen und wir zucken beide zusammen. 
"Also.. Ich uhm.." "Ja ja, alles klar. Ich geh schon" 
"Mensch Robert, jetzt sei doch nicht so. Nur weil e-" 
"Bring das nicht auf. Nicht jetzt." 

"Also uhm.. wollen wir nicht alle wieder zurück? Ich meine, langsam wird es echt kühl und wir wollen doch morgen nicht verschlafen, wenn ich Brötchen holen gehe." Ich versuche, die Stimmung auf dem Weg etwas zu heben, aber seit der halben Aussage von Annalena ist Robert irgendwie anderes. Was oder wer auch immer es ist, der oder das ihn so bedrückt, es muss schlimm sein. Auch als wir wieder beim Bus sind werden wir ignoriert. Und so geht das den restlichen Abend. Während Annalena und ich noch Tische und Stühle zusammengestellt haben, hat Robert nur sein Handy genommen und ist in sein 'Zimmer' gegangen. Man könnte denken, er ist gerade 16 geworden. 
"Hey uhm.. Ich wollte mich noch einmal wegen heute Vormittag entschuldigen. Das war mehr als nur unangebracht und ich hätte einfach professioneller Handeln müssen. Also ich hoffe, du nimmst mir das nicht allzu übel und wir können trotzdem noch zusammenarbeiten. Ich mag.. dich echt sehr, Alica.
Ich wünsche dir noch einen schönen Abend. Und gehe bitte nicht zu spät schlafen, wir zwei müssen morgen früh nochmal los" Damit dreht sie sich um, schenkt mir noch ein kleines Lächeln und verschwindet im Inneren.
Ich stehe nur da und weiß nicht, was ich machen oder denken soll. 

𝑎𝑛𝑑 𝑦𝑜𝑢 𝑠𝑎𝑣𝑒𝑑 𝑚𝑒 -annalena baerbockWo Geschichten leben. Entdecke jetzt