chapter 7

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Jᴇssɪᴄᴀ

Am nächsten Morgen wachte ich früh auf und hievte mich aus dem Bett. Ich war immer noch leicht müde also gähnte ich wie ein Tiger mit Agressionsproblemen.

Mit einem Blick auf mein Handy versicherte ich mir dass es 6:34 Uhr war. Und Montag. Oh nein. 

Ich hasse Montage. Schule zu starten ist nie wirklich cool, vorallem nicht wenn man in den ersten beiden Stunden Mathe hatte. Ich hasse Mathe.

Hasst du nicht jedes Unterrichtsfach?  Vielleicht. Aber was kann ich dafür, dass jeder Lehrer dir seinen Unterricht so langweilig wie möglich macht. Jetzt mal ehrlich, es gab noch keinen Matheunterricht wo ich wirklich konzentriert war und mich auf die Aufgaben konzentriert hatte.

Ich legte mein Handy beiseite und torkelte zu unserem Bad, welches sich in der Mitte von meinem und Raphaels Zimmer befand. Schnell machte ich mich fertig, putzte Zähne und duschte bevor ich nach unten lief. 

Unsere Küche war ziemlich klein. Die Schränke bestanden aus Holz und von oben leuchtete eine kleine Lampe. Wir waren wirklich nicht so reich wie Veronica oder ihre Freunde.

Ich schnappte mir einen Apfel und wollte schon los zur Schule, als ich von Raphael abgehalten wurde. »Hey Schwesterchen«, brummte er von hinter mir. Erschrocken drehte ich mich um. »Hey Brüderchen.« Sofort bekam ich einen bösen Blick zugeworfen.

»Du hast mich als erstes so genannt«, meinte ich und zuckte mit einem zuckersüßen Lächeln die Schultern. Er ignorierte meinen Kommentar. »Gehst du in die Schule?«, fragte er mich und ich nickte. »Cool.« Verwirrt starrte ich ihn an und wartete bis etwas weiteres von ihm kam, doch er sagte nichts. »Hä?«, fragte ich verwirrt.

Er sah mich einfach nur an und drehte sich wieder um. »Was willst du Raphael?«, maulte ich genervt und verschränkte meine Arme vor meiner Brust. »Richte Jess schöne Grüße aus!«, rief er nur und verschwand hinter einer Tür. Wofür war das denn jetzt?

Immer noch verwirrt öffnete ich die Tür und trat in die frische Luft. Es war kälter als innen, immerhin war es März, aber es war auszuhaltend. Mit schnellen Schritten lief ich zu meiner Bushaltestelle, welche zum Glück gleich die nächste Straße war.

Auf dem Weg grübelte ich immer noch über Bryan nach. Ich wusste nicht wieso, ich tat es einfach. Und es regte mich auf. Fast vergaß ich lauter Grübelei meinen Bus, welcher vor meinen Augen auftach. Doch ich schaffte es rechtzeitig bevor er seine Türen vor meinen Augen schloss in ihn einzusteigen.

Zum Glück war einer der Plätze frei also setzte ich mich hin und aß in Gedanken versunken meinen Apfel.

. . .

Ich kam gerade noch rechtzeitig in den Matheunterricht. Auf dem Weg dahin hatte ich vielleicht ein bisschen getrödelt, doch das musste unser geliebter Lehrer ja nicht wissen. Schnell packte ich all meine Sachen aus und hörte mit einem halben Ohr zu was Herr Thomsen von sich gab.

Die Aufgaben auf der Tafel verstand ich auch nicht. Ich verstand keinen einzelnen Schritt, den er machte. Er erklärte es aber auch so schlecht. Lag gar nicht daran dass du nicht aufpasst. Nein! Das tat es nicht, er war einfach nicht gut im erklären.

So wie immer kam Veronica zu spät und musste eine Standpauke von Herr Thomsen anhören. Dass sie nicht zuhörte konnte selbst jeder Blinde sehen. Aber hätte ich an ihrer Stelle auch nicht gemacht. Nachdem Herr Thomsen sich mit einem Seufzen von Veronica abgewandt hatte setzte sie sich neben mich. 

»Hey Jess«, grinste sie und ich grinste auch. »Hey Vero.« Sie packte ihr Zeug aus und passte für einen kurzen Moment auf, bis sie ihre Stirn runzelte und sich wieder mir zuwandte. »Verstehst du das?«, murmelte sie und deutete unauffällig auf die Tafel. Ich schüttelte hektisch den Kopf und sie seufzte.

»Das was der da hinschreibt ergibt gar keinen Sinn«, brummte ich und kritzelte den Hefteintrag ab, welchen Herr Thomsen uns aufgeschrieben hatte. Eine Weile war es still zwischen uns beiden bis mir wieder einfiel was Raphael heute früh gesagt hatte.

»Hey, Vero?«, flüsterte ich und sie sah mich fragend an. »Ich sollte dir schöne Grüße von meinem geliebten Bruder ausrichten.« Sie sah mich kurz erschrocken an, doch bevor ich es registrieren konnte war ihr Blick wieder neutral. »Oh. Okay. Schöne Grüße zurück glaube ich«, murmelte sie und kaute nervös auf ihrem Bleistift. Ich sah sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an und wartete dass sie noch etwas sagt doch sie tat so als würde sie sich auf den Unterricht konzentrieren. 

»Jess, ich treff mich heute in der Mittagspause mit Matt, der Typ der gestern bei Wahrheit oder Pflicht mitgespielt hatte. Vielleicht willst du mitkommen«, murmelte sie und sah mich entschuldigend an. War Matt nicht der Typ der immer gefühlt fünfzehn Frauen an sich hatte? Oh Gott, bitte sag mir nicht dass Veronica auf ihn reingefallen ist und auch zu einer der Betthäschen wurde.

»Klar«, meinte ich nur und wandte mich wieder meinem Blatt zu. 

. . . 

Nachdem der Matheunterricht echt sehr lehrreich und spannend war (Ironie grüßt), hatten wir Geschichte und danach Physik, welche ich auch ohne einzuschlafen überstand. Glücklich bemerkte ich dass wir jetzt Mittagspause hatten. Mein Magen grummelte schon laut seit Geschichte. Der Apfel am Morgen reichte eben nicht aus um mich durch den Tag zu bringen.

Mit Veronica eingehakt liefen wir kichernd wie zwei Betrunkene durch die Gänge zu unserer Cafeteria. Sie war schon mit vielen Menschen gefüllt und nur vereinzelte Tische waren noch frei. Wir liefen beide zu der Essensausgabe und ich freute mich wie ein Kleinkind dass es Lasagne gab. 

Ich bestellte mein heiliges Essen und drehte mich dann zu Veronica um, welche hinter mir auch bestellte. Diese zog mich zu einem anderen Tisch als sonst, wo ich Matt sah mit ein paar Mädchen, die ich schon in den Gängen gesehen hatte. Des weiteren saßen an dem Tisch ein paar andere Jungs, die uns misstrauisch betrachteten, als Veronica sich an den Tisch setzte.

Ich folgte ihr zögerlich und sah mich in der Runde um. Der eine Junge hatte schwarze verwuschelte Haare und blaue Augen und betrachtete mich als wäre ich eine der Frauen die sofort mit ihm ins Bett springen würden. Neben ihm saß ein anderer mit ebenfalls schwarzen Haaren und braunen Augen, welcher mich eher neugierig musterte. 

Zu meiner Überraschung fand ich auch Bryan an diesem Tisch, welcher genervt seine Lasagne aß. Veronica saß neben Matt und machte sich an ihn heran, was ich mit einem Nasenrümpfen beobachtete. Wieso dachte sie dass sie bei dem eine Chance hatte. Er spielte doch nur mit ihr, so wie er es mit den anderen machte. 

Nervös senkte ich den Kopf und nahm vorsichtige Bisse von meiner Lasagne, welche zwar nach Cafeteriaessen schmeckte, aber trotzdem nach Lasagne. Also genoss ich es.

Ich sah bestimmt gerade aus wie einer der Tussis, welche sich alle an die Männer ranmachten. Dabei war ich doch nur hier weil Veronica hier war und ich nicht alleine sitzen wollte. Und da ich keine anderen Freunde hatte, musste ich wohl hier sein. Oh man, du folgst Veronica aber auch überall hin. Das stimmte nicht! Sie war halt meine beste Freundin. Und sie alleine zu lassen war auch keine Option. Aber ich folge ihr nicht überall hin. 

»Oh hey, Jessica oder?«, wurde ich von einer tiefen Stimme aus meinen Gedanken gerissen und starrte erschreckt zu einem Gesicht welches ich schon kannte. Bryan. 

bryanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt