chapter 40

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Jᴇssɪᴄᴀ

Ich kannte diesen fremden Mann nicht. Er sah mir auch nicht ziemlich vertrauenswürdig aus. Dieses schleimige Lächeln, welches er mir und Raphael immer zuwarf, machte mich nervös.

Ich sah Raphael verwirrt an, welcher mich ebenso ahnungslos zurück ansah. Anscheinend wusste er selber nicht, wer dieser fremde Mann vor uns war. Er war also nicht wirklich angekündigt - jedenfalls nicht für Raphael.

Ich nahm einen tiefen Atemzug, versuchte mein klopfendes Herz zu beruhigen und sah meinen Dad fragend an. Dieser sah mich nur bedauernd an. Als würde er alles bereuen, was er mit diesem Mann besprochen hatte. Sofort wurde mir mulmig im Bauch.

Dann begann Mr Lockhard mit dem Reden und brach somit die unangenehme Stille im Raum. »Euer Dad hat mich gerufen, damit ich euch bei ein paar Sachen helfe, welche in letzter Zeit bei euch abgingen. Ich bin Anwalt und vertrete nun euren Vater.« Er hörte auf zu sprechen und ließ die Worte in uns durchsacken. Ich war noch verwirrter als vorher. Ein Blick zu meinem Bruder zeigte mir, dass er genauso fühlte.

»Anwalt? Wofür?«, hakte er nach und runzelte seine Stirn in Falten. Währendessen fuhr er sich mit den Fingerkuppen über seine Fingerknochen. Dies tat er nur, wenn er nervös war.

»Für das Verfahren gegen eure Mutter.« Ich sah meinen Vater entgeistert an. Raphael neben mir schnappte laut auf.

»Bitte?«, hauchte ich und Tränen bildeten sich in meinen Augen. Hatte mein Vater sie angezeigt?

»Es tut mir Leid, Kinder. Ich konnte nicht mehr mit ihr, ich wollte schon lange Schluss machen, aber wir konnten es nie über uns bringen. Es ist das Beste für uns.«

Ich schüttelte ungläubig den Kopf. »Was hat sie denn überhaupt gemacht?«, stammelte mein Bruder. »Außer zu Trinken«, führte er dann immer noch stammelnd hinzu.

»Gewalttätig geworden, nicht nur zu Familienmitgliedern, sondern auch zu anderen Menschen«, sprang nun Mr Lockhard ein. Ich warf ihm ein wütenden Blick zu.

Er wollte uns helfen, aber ich wollte seine Hilfe nicht. Ich wollte nicht, dass meine Mutter für etwas angezeigt wird. Obwohl sie dies alles getan hatte, sie war betrunken gewesen. Da handelten Personen nun mal etwas anders, als sie es normalerweise tun würden.

Mr Lockhard gehörte nicht zu unserer Familie. Ich hatte das Gefühl, als wäre er ein Eindringling in ein privates Gespräch. Es war nicht für seine Ohren bestimmt, was mit unserer Mutter passiert war. Ich fand, dass es eine Familiensache war. Er hätte keinen Grund zum urteilen.

Ich schob den Stuhl nach hinten und stand abrupt auf. Langsam schüttelte ich den Kopf und sah immer noch absolut schockiert aus. Mein Blut war mir schon in den Bauch gerutscht, ich spürte, wie blass in meinem Gesicht wurde.

»Ich muss mal«, keuchte ich überfordert und begann halbwegs loszurennen. Ich spürte den besorgten Blick von Raphael und den entschuldigenden Blick meines Vaters. Aber ich wollte diese Blicke nicht bekommen. Ich wollte hier weg.

Schnell flüchtete ich die Treppe hoch und rannte in mein Zimmer. Die Tür schloss ich vorsichtshalber hinter mir und ließ mich auf den Boden rutschen.

Oh Gott.

Meine Mutter wird vor Gericht gebracht.

Ich dachte, es könnte alles nicht mehr schlimmer werden. Aber dass sie jetzt versuchten, meine Mutter einzusperren...

Sie hatte es teilweise verdient, das war mir klar. Aber sie war immer noch meine Mutter. Ich kannte sie mein Leben lang, sie hatte mich großgezogen.

Mit zittrigen Händen kramte ich nach meinem Handy. Langsam aber konzentriert scrollte ich zu einem Kontakt und rief an.

»Hey, was ist los?« Bryan hatte sofort angenommen.

Ich atmete immer noch schwer und versuchte kontrollierter zu sein. »Ich muss hier weg, denkst du, du kannst mich abholen?«, keuchte ich und fuhr mir überfordert durch die Haare.

Er stimmte sofort zu. Ich war ihm äußerst dankbar - ich wusste nicht, was ich sonst in dieser Situation getan hätte. Ich hatte wieder aufgelegt und versuchte mich nun etwas zu beruhigen.

Nach unten gehen wollte ich nicht mehr. Ich wollte nicht den schleimigen Anwalt sehen, nicht meinen Bruder und erst Recht nicht meinen Vater.

Ich war wütend und gleichzeitig enttäuscht. Ach, es war ein gesamter Salat voller Gefühle, welcher sich in mir aufmixte.

Seufzend ließ ich mich auf mein Bett sinken und wartete, bis Bryan mir schrieb, dass er vor der Haustür angekommen war. Erst dann traute ich mich, wieder aus dem Zimmer zu gehen.

Schleichend lief ich die Treppen hinunter, gleich zur Haustür. Dort zog ich Schuhe und Jacke an und versuchte ohne jegliche Geräusche das Haus zu verlassen. Ich sah, wie Raphael mich von dem Wohnzimmer aus beobachtete. Jedoch sagte er nichts.

Sein Blick war ebenfalls unerkennbar. Es war eine Mischung aus Wut, Enttäuschung und Trauer. Auf wem die ganzen Emotionen zutrafen konnte man nur raten.

Schnell huschte ich durch die Haustür zu unserer Einfahrt, in der Bryans Auto schon stand. Ich öffnete die Türen und setzte mich hinein, wo ich schon mit einem sorgvollen Blick begrüßt wurde.

»Ist alles okay?«, fragte er und seine Hand wanderte auf meine, wobei er sie langsam streichelte. Ich sah ihn dankbar an. »Ja, ich brauch nur Auszeit von dem Ganzen.« Er nickte verständnisvoll und fuhr los.

Die Hälfte der Fahrt war es ruhig. Seine Hand streichelte immer noch über meine, was mich ziemlich beruhigte. Es ließ mir Zeit für meine Gedanken, welche ich verzweifelt versuchte zu ordnen. Mein Leben war innerhalb von wenigen Tagen zu einem Scheiterhaufen geworden, und ich wusste nicht, wie ich es ins positive ändern konnte.

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4 wochen ohne kapitel. ja, ich fühl mich schuldig hahah, im sorry. schule kickt nur übelst rein<33 mwah wir lieben sie.

bryanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt