chapter 5

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Bʀʏᴀɴ

Ich liebte es fast wieder zuhause zu sein. Mein Herz machte sogar schon Purzelbäume vor Freude. Ironie.

Mit einem Seufzer drehte ich den Autoschlüssel, sodass der Motor mit einem Brummen erlosch. Es war still. Zu still. Aber was weiß ich schon von Stille.

Ich packte schnellstmöglich alle Sachen zusammen, die ich noch im Auto liegen hatte und stand mit einem Grummeln auf. Mit einem Knall schlug ich die Tür hinter mir zu. Das Geräusch hallte durch die Wände unserer Garage.

Meine Eltern besaßen eine riesige Garage. In ihr standen 7 Autos. 7 verdammte Autos. Und 3 waren davon meine. Irgendwo mussten meine Eltern ja ihr Geld hinein investieren.

Grummelnd latschte ich den Weg zu unserer Eingangstür entlang. Ich hatte wirklich keinen Bock wieder zurück zu sein. Vorallem nicht heute, wo meine Mutter wieder zurück war von einer ihrer Geschäftsreisen.

Zischend bemerkte ich, dass ich keinen Schlüssel dabei hatte. Da blieb mir wohl nichts anderes übrig als Klingeln. So ungerne ich es auch tat.

Mit einem bösen Blick schaute ich auf die Klingel, bevor ich sie einmal schnell drückte. Und sofort wurde mir auch die Tür geöffnet.

Vor ihr stand meine Mutter. Ihre schwarzen Haare waren zu einem strengen Dutt nach oben gebunden und sie trug eines ihrer typischen Geschäftsoutfits.

Ich holte einmal tief Luft und musste nicht kurz warten und es ging los mit dem Alptraum.

»Wo zum Teufel warst du Bryan Johnson?! Hast du keinen Respekt vor deiner eigenen Mutter, um nach einer langen Geschäftsreisen früh bei ihr zu sein und sie zu begrüßen?!«, schrie sie und ihre Stimme ging mir jetzt schon auf die Nerven. Genauso wie ihr in Falten gezogenes Gesicht, welches aber keine Falten enthielt weil alles voller Botox gespritzt war. Es sah schrecklich an ihr aus.

»Das hat dich nicht zu interessieren, Mutter«, knurrte ich und spuckte das Wort Mutter fast förmlich.

Ihr Gesicht wurde Rot vor Wut und sie kniff ihre Augen zusammen. »WIE WAGST DU ES MIT DEINER EIGENEN MUTTER ZU REDEN!«

Ich ignorierte diesen Kommentar und versuchte mich an ihr vorbei in das Haus zu quetschen, doch als ich durch war packte sie mich am Arm und wirbelte mich herum, sodass mein Gesicht fast gegen ihrs schellte.

Sie war mir zu nah. Viel zu nah. Unsere-Nasenspitzen-berührten-uns-fast-nah.

»Du sagst mir jetzt sofort wo du warst«, knurrte sie und schüttelte mich, sodass ich eine Antwort brachte.

»Das. Hat. Dich. Nicht. Zu. Interessieren«, presste ich aus meinen zusammengebissenen Zähnen hinaus und starrte sie mindestens genauso hasserfüllt an.

Sie gab mir eine Schelle und starrte mich wieder an. »WO.«

»Dich juckts doch eh nicht wirklich, Mutter. Du bist doch eh nie für uns da, wieso sollte ich es dir dann sagen.« Ich versuchte meinen Blick noch mal zu verdunkeln und auch ihrer wurde dunkler als er eh schon war. Und, oh nein, sah ich da Falten auf ihrer Stirn? Das musste sie unbedingt wegspritzen, das sah ja so schlimm aus.

»Du kleines Stück Scheiße, so redet man nicht mit seiner Mutter! Wir haben dir Manieren beigebracht! Du bist genauso wie dein Vater. Sturr, dickköpfig und unhöflich!!«

Ich starrte sie mit einem erschrockenen Blick an. Das hatte sie nicht gesagt. Sie hatte nicht meinen Vater erwähnt. Oder doch?

Meine Hände zitterten und ich ballte sie in Fäusten, so viel Wut verspürte ich in diesem Moment. Ich musste mich zusammenreißen. Verdammt. Aber es war so schwer.

Meine Mutter starrte mich stolz an als hätte sie dieses Gespräch gewonnen. Sie bemerkte wie ich bei dem Wort an mein Vater bleich wurde und lächelte als hätte sie im Lotto gewonnen.

»DU HURE«, brüllte ich, riss mich von ihrem Griff los und polterte die Treppen hinauf. In meinem Hinterkopf sah ich immer noch ihren siegesreichen Blick. Als wäre sie stolz darauf.

Ich knallte die Zimmertür hinter mir zu und schloss ab. Falls sie überlegte sich noch mehr Beleidigungen über meinen Vater abzugeben.

Ich rannte sofort in mein Badezimmer und nahm die Dosen heraus. Ich weiß, ich hatte gesagt ich hörte auf. Aber ich brauchte es einfach.

Sie war stolz darauf. Meine Mutter war stolz.

Mit zitternden Händen schluckte ich die Pille herunter und goss ein Glas Wasser ein, welches ich schnell trank.

Mit einer Wucht stellte ich das Glas wieder zurück auf den Tisch am Waschbecken, sodass ich überrascht war dass es nicht zerbrochen war.

Ich stemmte mich mit meinen Händen an den Enden des Beckens ab und sah in den Spiegel.

Gott sah ich scheisse aus. So wie heute Mittag, nur noch schlimmer.

Meine Haare waren verwuschelt und die Augenringe konnte man nun definitiv nicht übersehen.

Minuten später lag ich beruhigt im Bett, ließ die Drogen wirken und starrte nur emotionslos auf die Decke. Nicht mal Drogen gaben mir ein gutes Gefühl mehr.

Oh scheisse, war ich tief gesunken.

bryanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt