chapter 44

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Jᴇssɪᴄᴀ

Ich starrte nervös auf meine Finger, wippte ungeduldig hin und her, bis ich von einer großen Hand auf meinem Oberschenkel unterbrochen wurde.

»Jess?«, fragte mich eine sehr bekannte Stimme, die mir immer noch Gänsehaut über meine Arme ziehen ließ.

»Hm?«, fragte ich und lehnte mich gegen den muskulösen Körper, der neben mir saß. Bryan strich mir beruhigend über meine Haare und gab mir einen leichten Kuss auf den Ansatz. Ich schmiegte mich nur gegen ihn und bemerkte, wie er mich näher an ihn heranzog. Eine Wärme breitete sich in meinem kompletten Körper aus und ich lächelte leicht.

»Mach dir bitte keine Sorgen, okay? Sie werden irgendwann zurück mit Antworten kommen.«

»Ich weiß, ich...«, ich flüsterte leise und schluckte, »... wünschte einfach, dass sie sich langsam melden könnten. Ich werde wahnsinnig hier.« Er brummte nur und strich erneut über meine Haare. »Ich weiß... Ich weiß.«

Es waren mehrere Wochen vergangen. Hope war aus dem Krankenhaus, meine Familie getrennt. Nur über Bryans Mutter hatten wir noch keine Antworten. Manchmal machte mich das rasend, ich verstand nicht, wieso sie so lange für alles brauchten. Die Beweise waren direkt vor ihrem Gesicht und sie griffen nicht nach ihnen. Ich verstand ebenfalls nicht, wie Bryan noch nicht komplett durchdrehen konnte. 

Ich vermutete, dass er eigene Methoden verwenden kann, um sich von all dem abzuwenden. Welche, wusste ich nicht. Er würde sie mir nicht verraten, vermutlich selbst wenn ich danach nachgefragt hätte. Aber manche Sachen musste ich auch akzeptieren. Manche Geheimnisse hatte man einfach zwischen einer Beziehung. Das gehörte dazu und war auch komplett okay.

Ach ja, Beziehung. Ich vermute mal, dass wir nun wirklich offiziell zusammen sind. Immerhin hatte er mich zu unserem Prom eingeladen. Als Date. Ich würde also ihn als mein Promdate haben. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, außer, dass ich überglücklich war. Absolut.

»Jess?« 

Ich sah zu ihm hoch. »Hm?«

Er sagte nichts, sondern zog einfach mein Kinn hoch und meinen Kopf zu seinem. Dann küsste er mich, federleicht, und ich fühlte mich wie auf mehreren Wolken aufeinmal. Ich war nicht auf Wolke sieben. Gott, ich war nicht mal auf Wolke zehn, ich fühlte mich wie auf einem Hochhaus voller Wolken. Mein Bauch kribbelte wie verrückt und ich musste in den Kuss hinein lächeln. 

Ich spürte, wie er ebenfalls lächelte, als er seine Hände an meinem Körper entlang fahren ließ. Überall wo ich seine Hände spürte, begann es zu kribbeln. Überall, wo ich ihn spürte, spürte ich ihn in dreifacher Wirkung. Er fuhr über meine Hüfte, hinunter zu meinem Arsch, wo er mich näher zu ihm zog und mich auf ihn setzen ließ.

Wir hörten immer noch nicht auf, uns zu küssen. Meine Haare vergriffen sich in seinen Haaren, als er in meinen Hintern kniff und ich stöhnte leicht auf. Seine Lippen bewegten sich leicht weg von meinen, sodass wir beide nach Luft schnappen konnten.

»Jess«, hauchte er mit einer so tiefen Stimme, dass es mir mein Blut gefrieren ließ. »Ja?«, murmelte ich und gab ihm erneut einen Kuss auf seine Lippen. Er begann mich am Hals hinunter zu küssen, verteilte mir leichte Küsse auf dem Dekolleté und fuhr erneut auf der anderen Seite des Halses wieder hoch.

Aber er sagte nichts weiter. Ich spürte, dass er gerade etwas sagen wollte, aber er tat es nicht. Ich versuchte die Gedanken zu verdrängen und fokussierte mich auf seine kleinen Küsse, auf seine Hände, die nun unter mein Shirt drangen und über meine Haut strichen, bis sie weiter nach oben kamen und an meinem BH verharrten. 

Er sah mir in die Augen und ich gab ihm eine Antwort, indem ich ihm erneut einen Kuss auf den Mund gab. Sofort öffneten seine Hände meinen BH-Verschluss und wir begannen uns wie wild auf einen Zungenkuss zu stürzen. 

Ich schnappte kurz nach Luft und begann an seinem Shirt zu ziehen, bis er mir dabei half, indem er seine Arme nach oben streckte. Wir verfielen wieder in einen Zungenkuss und mein Bauch kribbelte und kribbelte, ich fühlte mich, als könnte ich kaum mehr richtig denken, so verworren waren meine Gedanken mit meinen intensiven Gefühlen.

»Bist du dir sicher?«, keuchte Bryan, als ich an seiner Hose rückelte. Ich nickte nur überzeugt und er begann seinen Gürtel zu öffnen, um dann seine Hose ebenfalls fallen zu lassen.

. . . 

»Mom?«, rief ich in die noch fast komplett leere Wohnung, in der Stapelweise Kartons in dem Flur standen.

Vielleicht war es komisch, bei meiner Mutter aufzutauchen, vorallem, da wir nicht wirklich mit einem guten Ende auseinander gegangen waren.

Aber sie hatte sich über die Wochen geändert. Massiv geändert. Sie war nicht so wie zuvor. Sie war nüchtern, die Meiste Zeit jedenfalls. Wenn ich bei ihr war auf jeden Fall. Sie hatte eingesehen, dass sich etwas ändern musste. Dass ihr Leben unseres kaputt machte.

Meine Mutter kam mit einem Karton um die Ecke und stellte diesen sofort auf die Seite, als sie mich sah.

»Hey Schatz«, lächelte sie und gab mir einen Kuss auf meine Wange. Ich gab ihr meine Blumen aus meiner Hand. Sie sah mich überrascht an und bedankte sich massiv.

»Sind von Raphael«, erklärte ich und folgte ihr in die Küche, in der sie sie eine Blumenvase aus den Schränken zog.

»Sag ihm, dass er gerne Mal rüber kommen kann. Ich vermisse ihn.« 

Ich nickte nur und füllte in die Blumenvase das Wasser ein. Raphael war noch nicht hier aufgetaucht. Ich vermute Mal, er war noch nicht bereit. Das war ja okay, aber nicht wirklich für meine Mutter. Ich sah, wie es sie zerstörte, zu realisieren, was sie uns die letzten Jahre angetan hatte. Dass ihr eigener Sohn, ihr Sohn, sie nicht besuchen will, da er zu viel Angst hat.

»Ich richte es aus«, meinte ich nur mit einem schwachen Lächeln. Meine Mutter seufzte und lief zu dem Wasserkocher. »Tee?«

Ich nickte nur und stellte die Blumen auf den Tisch. Wenige Minuten später saßen wir beide gegenüber, mit einer Tasse heißem Tee und einer Dose gebackener Kekse.

»Und wie geht es Bryan so?«, versuchte sie ein Gespräch zu starten. Ich biss in meinen Keks. »Es nimmt ihn alles etwas mit.«

Meine Mutter nickte verstehend. Sie kannte Bryan kaum, aber seitdem ich mich besser mit ihr verstand, erzählte ich ihr ziemlich viel über mein Leben. Und über Bryans, mit seiner Einverständnis natürlich.

»Und Hope?« Ich musste schmunzeln und nahm einen Schluck aus meinem Tee. »Sie geht mit Lennard auf den Prom.«

»Waaas?«, überrascht setzte meine Mutter ihre Tasse zurück auf den Untersetzer. »Ja«, grinste ich.

Lennard und Hope hatten anscheinend bemerkt, dass etwas zwischen ihnen gefunkt hatte. Ich hätte es nicht wirklich gedacht, aber anscheinend lief vor ihrem Unfall schon etwas zwischen den beiden und Lennard hatte sie anschließend fast täglich im Krankenhaus besucht.

Danach waren sie zusammen gewesen. Und sind vermutlich nicht mehr voneinander trennbar. Aber ich freute mich mit vollem Herzen für beide, sie schienen beide sich gegenseitig nur gut zu tun.

Plötzlich begann mein Handy zu vibrieren. Erschrocken ließ ich fast meine Tasse fallen, konnte sie aber dann doch sicher auf den Untersetzern abstellen.

Ich nahm den Anruf an, der von Bryan stammte.

»Hey, was ist los?«, fragte ich besorgt. Ich hörte ein angestrengtes Atmen, dann ein tiefes Seufzen.

»Jess, sie haben Neuigkeiten.«

bryanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt