chapter 38

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Bʀʏᴀɴ

Ich würde nicht sagen, dass ich clean war. Weil das war ich nicht, verdammt, ich hätte es mir so gerne gewünscht, doch ich konnte ohne die Drogen nicht mehr überleben.

Und doch hatte ich sie seit einer gewissen Zeit nicht mehr genommen. Seitdem Jessica bei mir war, fühlte ich mich, als würde ich meine Drogen nicht mehr brauchen. Weil Jess war jetzt meine Droge. Meine eigene persönliche Droge, von welcher ich nie genug bekommen konnte.

Seufzend sah ich zu der Tafel auf. Langweilige Formeln für Mathe standen dort und ich ließ meinen Kopf auf den Tisch fallen.

Sie fehlte mir. Jede einzelne Sekunde, wo ich nicht in ihre wunderschönen Augen schauen konnte fehlte sie mir. Ich wollte sie wieder in meinen Armen halten, ich wollte sie küssen und Versprechen machen, die ich nie einhalten würde.

Und doch war sie gerade entfernt, in einem anderen Zimmer, anderen Unterricht. Vielleicht hätten wir doch schwänzen sollen.  Dann hätte ich wenigstens ihr süßes Gesicht sehen können.

Matt sah mich von der Seite an. Er hob eine Augenbraue und fragte ob alles okay sei. Ich antwortete mit »Ja«. Obwohl es mir nicht so gut ging. Ich vermisste sie so verdammt, es fühlte sich an, als würde mein Herz in Stücke zerreißen.

Plötzlich kam mir eine Idee und ich meldete mich. Unsere Lehrerin nahm mich dran. »Kann ich auf die Toilette?« Sie bejahte.

Es war meine einzige Hoffnung, sie erneut zu sehen, um meine Unruhe zu sänftigen. Ich lief hinaus in den Gang und sah mich um. Niemand.

Keine einzige Seele stand hier, anscheinend wollte niemand auf Toilette. Ich seufzte und lief zu unserem Klo. Langsam kam mir die Idee echt dumm vor. Ich konnte ja nicht einfach vorm Mädchenklo warten, aus der Hoffnung, dass genau in diesem Moment Jess sich darin befand. Ebenso wenig konnte ich dort einfach reinlaufen. Ich entschied mich also selber auf Toilette zu gehen.

Was solls, dann verpasste ich eben etwas Mathe.

Im Spiegel vom Bad beobachtete ich mich. Meine Hand wanderte ungewollt in meine Hosentasche. Meine Finger umgriffen den Plastikbeutel. Sollte ich...?

Nervös rollte ich ihn zwischen meinen Fingern hin und her. Es war keine gute Idee. Aber es klang so verlockend.

Dabei brauchte ich nicht Mal irgendwas. Ich war glücklich, hatte keine Beschwerden. Und das alles nur wegen einem Mädchen, welches mich etwas fühlen ließ, was ich nie erwartet hätte.

Und doch wollte ich etwas zu mir nehmen, was meinen Körper zerstören würde. Einfach um wieder auf das Gefühl zu kommen.

Ich runzelte die Stirn und zog langsam den Plastikbeutel aus meiner Hosentasche. Gerade, als ich ihn öffnen wollte, wurde die Tür erneut geöffnet. Schnell packte ich den Beutel wieder in meine Hosentasche.

Fuck.

Ich blickte direkt in die Augen, eines Sechstklässlers, welcher mich mit offenen Augen anstarrte und langsam an mir vorbei lief. Ich seufzte und rieb mir über die Stirn.

Wollte ich gerade wirklich erneut Drogen nehmen? Ich hatte gesagt, dass ich aufhören würde. Und doch nahm mich der Gedanke immer mit sich...

Schnell wusch ich meine Hände und verließ die Toilette. Ich wollte nicht erneut auf die Gedanken kommen. Somit musste ich eine weitere Stunde Mathe aushalten, bei der ich fast einschlief.

. . .

»Ey, was geht«, grinste ich Lennard an und gab ihm einen Handschlag. Bei seinem Bruder tat ich das selbe.

»Das übliche.« Lennard zuckte mit den Schultern und lehnte sich zurück. Vor ihm lag sein Tablett mit dem Essen. Wir waren in der Mensa, an unserem Stammtisch.

Heute waren mal keine Frauen bei uns. Nur Lennard, Seph, Matt und ich. Ich war auch mehr als zufrieden darüber. So mussten nicht irgendwelche fremden Frauen uns bei den Gesprächen zuhören.

»Hey Leute«, lächelte Hope und setzte sich gegenüber von mir. Gut, vielleicht waren wir nun doch nicht nur Jungs. Aber Hope war okay, sie war immerhin meine Halbschwester, was die anderen aber noch nicht wussten.

»Hey, na?«, lächelte Lennard sie an und sie lächelte zurück. Irgendwie starrten sie sich etwas länger an und das Lächeln schien vertrauter. Ich runzelte verwirrt die Stirn und sah zu Seph, welcher mich ebenso verwirrt anstarrte.

»Worüber redet ihr?«, fing Hope ein Gespräch an und ich lehnte mich nun ebenfalls in meinen Stuhl zurück. »Über nichts, sind gerade erst hier angekommen«, nuschelte Matt von der Seite und biss in seinen Burger.

Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust. »Ist Jess noch nicht da?«, fragte Hope und drehte sich in alle Richtungen, um nach ihr Ausschau zu halten. Ich schüttelte den Kopf.

Ich wünschte sie wäre hier.

»Jess? Kommt sie heute etwa auch?«, fragte nun Seph und sah mich forschend an. Ich nickte leicht. Mussten ja nicht gleich wissen, dass wir beide etwas miteinander haben.

»Ist das die, welche mit Veronica befreundet war?«, meinte Matt kauend. Ich sah ihn mit zugekniffenen Augen an.

»Ja, genau die«, erwiederte ich und biss nun ebenfalls von meinem Burger ab.

»Hatte mich schon gefragt, wann sie wieder kommt. Ist ne ganz Hübsche, so.«

Sofort bekam Matt einen Killerblick zugeworfen. Wenn er sich an sie ran machte, war er tot. Das konnte er mir glauben.

»Finger weg«, knurrte ich und er hob unschuldig grinsend die Hände. »Okaaaayyy, ich sehe wie es ist«, zwinkerte er.

»Wie was ist?«

Ihre Stimme riss mich aus meiner Wut und brachte ein Kribbeln durch meinen ganzen Körper. Lächelnd drehte ich mich zu ihr um und sie setzte sich neben mich.

»Hey«, lächelte ich und sie lächelte zurück. »Hey.«

Von Matt kam ein genuscheltes »Ich habs doch gewusst.« Ich warf ihm erneut einen Strafenden Blick zu, welchen er mit einem Augenbrauenzucken konterte.

»Wie geht es dir?«, fragte ich und die Frage interessierte mich tatsächlich. Sie sah mir in die Augen. »Besser«, meinte sie und ich konnte spüren, dass sie die Wahrheit sagte. Ihr Blick sprach Bände - ich sollte mir keine Sorgen machen.

Hope sprach sie nun ebenfalls von der Seite an. Sofort verfielen diese in ein tiefes Gespräch, während ich langsam meinen Burger aß und mich nicht beteiligte.

Fertig aufgegessen sah ich mich im Raum um. Meine Augen trafen auf die, einer alten Bekannten. Veronica.

Sie starrte bissig zu Jess rüber, blickte zu Matt, dann zu mir und dann wieder zu Jess. Ich hob eine Augenbraue. War da jemand neidisch?

Sie starrte Jess so bitterböse an, dass es mir selber etwas unwohl wurde. Wenn sie sich jetzt umdrehen würde...

Nun änderte sich meine Miene ebenfalls ins Wütende. Ich legte meinen Arm um Jess Schulter, sodass sie mich verwundert ansah. Doch mich interessierte es nicht. Es war eher der erstaunte und neidische Blick, welcher sich auf Veronicas Gesicht ausbreitete.

Sie gehört zu mir und ich würde niemanden zulassen, dass er ihr weh tat.

Niemanden.

bryanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt