Jᴇssɪᴄᴀ
Es war die Blonde. Die Blonde mit den Schwarzen Strähnen im Haar, welche die letzten Tage an Bryans Tisch gesessen hatte. Wütend und verwirrt sah ich sie an. Mein Getränk lag auf dem Boden. Das Glas war zersprungen und die Flüssigkeit verteilte sich immer mehr.
»Was soll das?«, giftete ich sie an und sie sah mich besorgt an. Was war ihr Problem? »Er hat etwas in deinen Drink gepackt. Eine Flüssigkeit. Du kannst dich bedanken, dass ich dir dein Leben gerettet habe.«
Verwirrt sah ich sie an. Jonathan soll was getan haben? Er wollte mich unter Drogen setzen? Entsetzt drehte ich mich zu Jonathan um, um ihn zu konfrontieren. Doch er war nicht mehr da. Sein Platz war nun leer. Verdammte Scheiße.
»I-ich... danke«, stotterte ich zu dem Mädchen und sie lächelte schief. »Immer gerne doch. Das passiert leider zu oft, dass etwas in Getränke gemischt wird.« Ich nickte leicht.
Mein Körper war wie eine Salzsäule. Der Schock steckte in den Gliedern und meine Hände zitterten wie Espenlaub. Ich hätte tot sein können. Oder in einer Gasse liegen können, ohne zu wissen was gerade passiert gewesen ist.
»Naja, wie auch immer. Da dein Arschloch-Begleiter jetzt verschwunden ist, vermute ich mal, dass du nun komplett alleine bist. Also kann ich dir ja Gesellschaft leisten hihi. Wie heißt du eigentlich?«, plapperte sie darauf los und ich musste lächeln. Sie versuchte mich abzulenken, und dafür war ich mehr als alles dankbar. Die Ablenkung konnte ich nämlich dringend brauchen. Ich spürte wie der Schock langsam von mir wich.
»Jess. Du?«, ging ich auf das Gespräch ein. »Hope. Ich bin neu in der Stadt, deshalb kann es sein, dass du mich noch nie gesehen hast.« Ich nickte erneut. »Ich würde dir jetzt gerne einen Drink spendieren, doch ich glaube nach diesem Ereignis hast du eher weniger Lust da drauf«, kicherte sie und ich musste ebenfalls grinsen.
»Wo du Recht hast, hast du Recht«, brummte ich belustigt und wir beide kicherten wie die verrückten. Jetzt verstand ich auch, weshalb Bryan so viel Spaß mit ihr an dem Tisch immer hatte. Sie war sympatisch.
»Wer war eigentlich dein Begleiter? Also kanntest du ihn?«, quetschte mich Hope aus. Ich sah sie nur mit gemischten Blick an. »Er hat mich während einer Mittagspause gefragt, ob ich mit ihm auf die Party gehen kann. Ich wäre eigentlich mit einer anderen Freundin hier, aber normalerweise hätte die mit anderen rumgehangen also hatte ich zugesagt. Sodass ich nicht so alleine wäre, versteht sich.«
»Und du dachtest, dass er komplett normal hier dir Gesellschaft leisten wird. Das tut mir Leid.« Ich nickte kurz und hauchte ein Danke.
»Wollen wir tanzen?«, schlug Hope vor, um mich auf andere Gedanken zu bringen. Ich stimmte dankbar zu. Wir beide drehten uns um und liefen auf die Tanzfläche zu.
Viele Schritte kamen wir nicht, da hielt ich plötzlich stehen. Meine Beine konnten sich nicht rühren und mein Lächeln entglitt mir. Meine Augen waren starr auf das gerichtet, was sich vor meinen Augen abbildete. Oder eher wer.
Bryan. Aber nicht alleine. Nein, Bryan mit einer anderen. Mit einem bildhübschen Mädchen mit roten Locken und einem verträumten Blick. Sie sah zu ihm hoch und er sah zu ihr runter. Beide waren eng aneinander geschlungen, so eng dass nicht mal ein Blatt zwischen den beiden passte.
Jeder einzelne Blick war wie Messerstiche in mein Herzen. Als sich das Mädchen auf die Zehenspitzen stellte und beide sich innig küssten, zerbrach auch der letzte Splitter in tausende Stücke. Es war, als würde es mich innerlich zerreißen. Ich hatte noch nie einen Typen so sehr gemocht und lieben wollen, wie ihn. Und ich war noch nie einem Typen so nahe gewesen, wie ihm.
Beide schlossen die Augen und vertieften den Kuss mehr. Die Haare des Mädchens flammten wie Feuer über seinen Kopf, da die Köpfe so nah aneinander gepresst waren.
Sie griff mit ihrer Hand in sein Haar und presste ihn noch tiefer in ihre Lippen. Und er schien es zu genießen.
Tränen sammelten sich in meinen Augen und bewässerten sie. Dieses mal tropften sie nicht alle einzeln herunter. Es fühlte sich an wie ein Wasserfall, welcher schnell mein Gesicht herunterfloss.
»Er ist betrunken, Jess«, murmelte Hope und sah ebenfalls zu dem Pärchen. Ihre Stimme beruhigte mich keineswegs. Selbst wenn er betrunken wäre... Es tat weh. Es tat richtig verdammt weh.
Langsam lösten sich die beiden. Das Mädchen lächelte und ließ seine Haare immer noch nicht los. Er sah sie nur emotionslos an. Er sah nicht so aus wie sie, so glücklich und strahlend. Aber er sah auch nicht so aus, als hätte es ihm nicht gefallen.
Auf einmal drehte er seinen Kopf leicht zu mir. Seine braunen Augen verharkten sich in meine. Und doch verzog er keine Miene. Es war gespenstisch. Er war nicht überrascht, er berreute seine Taten nicht, er war nicht glücklich. Er starrte mich einfach nur an und drehte sich dann wieder zu dem Mädchen. Doch dieser Blick hatte die Hölle in meinem Körper ausgelöst.
Mir wurde verdammt schlecht. Ich fühlte mich, wie als wäre ich auf einer Achterbahn gefahren. Einer Achterbahn der Gefühle. Schnell drückte ich die Hand vor meinem Mund, um nicht auf den Boden loszukotzen.
Ich scannte mit meinen Augen durch den Raum und entdeckte den Ausgang. Sofort rannte ich los. Die Menschen, die ich dabei umstoß, ignorierte ich gekonnt. Mir war so schlecht, ich musste würgen. Zum Glück war ich draußen angelangt und konnte in einen Busch meinem Körper die Kontrolle überlassen.
Ich kotzte einfach nur. Ich würgte und spie, merkte wie die Kraft langsam aus meinem Körper wich.
»So ist es gut...«, hauchte Hope von der Seite und hielt meine Haare zusammen. Ich hatte nicht mal bemerkt, dass sie mir gefolgt war. Ich war aber auch nicht traurig darüber. Im Gegenteil. Ich war eher verdammt froh, dass jemand mir Gesellschaft leisten könnte.
Nachdem das Kotzen vorbei war, lehnte ich mich einfach an sie und lief die Tränen laufen. Es war mir egal, ob sie mich erst seit ein paar Stunden kannte.
Sie strich mir beruhigend über meine Haare. Es tat alles so weh.
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bryan
Teen FictionAlkohol und Drogen machen einen großen Teil des Lebens von Bryan aus. Auf einer Party trifft er auf Jessica, welche ihn irgendwie mitzieht. Beide haben Probleme, welche ihr Leben beschwert. Können sie beide zusammen ein Leben führen, ohne Drogen und...