Kapitel 3

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Ich bin schon immer sehr engagiert gewesen. Ich mache es nicht nur, weil es von mir erwartet wird, sondern weil ich es wirklich machen will. Aus diesem Grund habe ich versucht mich bei so vielen Clubs wie möglich in der Schule anzumelden. Ich weiß wo meine Stärken liegen und ich kann sie gut nehmen um mehr Extrapunkte zu sammeln. Mein Plan hat am Anfang des Schuljahres echt gut ausgesehen, bis ich gesehen habe, dass Henry sich für genau die gleichen Aktivitäten wie ich angemeldet hat.

An diesen Mittwochmorgen sitzen wir beide nun also zusammen in der Kreativ AG und er hat es sich nicht nehmen lassen neben mir Platz zu nehmen um genau beobachten zu können, was ich mache. Ich bin zum Glück jemand, die sich nicht schnell ablenken lässt und ich habe schnell gelernt Menschen wie Henry einfach ausblenden zu können.

"Wo hast du die bunten Stifte her?", fragt er mich und will sich gerade einen davon nehmen, aber ich mache meine Hände dazwischen. Er ist nicht schnell genug und unsere Hände berühren sich kurz, bevor er sie wieder schnell wegzieht.
"Geheimnis.", antworte ich knapp und schneide das rote Papier zu Ende aus. Ich sehe aus meinem Augenwinkel weiter den kritischen Blick von Henry auf mir.

"Ich sehe wieder unfaire Mittel Prinzessin.", murmelt er etwas und widmet sich wieder seinen Glitzersteine. Ich bin vieles, aber nicht unfair. Henry weiß immer genau wie er mich auf die Palme bringen kann.
"Es ist leider nicht mein Problem, wenn du unvorbereitet hier ankommst. Du kannst immer deine eigenen Sachen mitbringen. Mir tut es sehr wenig leid, dass du einfach nicht daran gedacht hast Stifte mitzubringen.", sage ich und drehe mich etwas zu ihn um. Er blickt von seinem Blatt auf und schaut mich für einige Momente einfach nur an.

"Ich brauche sie sowieso nicht. Ich werde auch so besser sein als du.", sagt er knapp und bringt mich kurz zum lachen. Träum weiter. Ich schüttel kurz mit meinen Kopf und widme mich dann wieder meinen kleinen bunten Herzen.

Die Kreativ AG ist eigentlich dazu da, die ganze Deko für alle möglichen Feste in der Schule zu machen. Niemand wollte die Aufgabe machen, also hat die Schule einfach eine AG dafür eröffnet. Das nächste größere Fest hier ist Valentinstag in einem Moment und es ist jetzt schon an der Zeit die Deko dafür zu machen. Ich halte nicht viel von diesem Tag, aber wenn ich fürs Herzen ausschneide Punkte bekomme ist mir recht.

"Das sieht sehr gut aus Henry. Wenn du noch mehr davon machst, können sie im Eingang hängen.", sagt Miss Valentino und lächelt Henry kurz an. Dieser lächelt sie genauso an und kann sein dummes Grinsen nicht ablegen.

"Das hat sie nur gesagt, weil du der einzige Junge hier im Kurs bist.", sage ich, aber Henry schüttelt nur amüsiert mit seinem Kopf.
"Rede dir ein, was du willst. Nun bin ich ein Schritt vor dir."

* * *

"Alexandra, ich weiß nicht genau was du von mir hören willst. Ich habe mir deinen Aufsatz mehrmals durchgelesen und ich bin immer wieder auf die gleiche Schlussfolgerung gekommen. Ich kann dir nicht mehr Punkte geben. 97 sind das Maximum."

"Warum hat Henry mehr Punkte als ich? Was hat er besser gemacht?", frage ich sie und sie setzt sich kritisch ihre Brille wieder auf. Sie tippt einige Sachen auf ihren Laptop und liest sich kurz was durch, bevor sie mich wieder anschaut.

"Mister Belfort hat im Grunde die gleichen Aspekte wie du aufgelistet. Seine Schlussfolgerung war ein Ticken besser als deine, deswegen hat er einen Punkt besser bekommen.", erklärt sie, aber ich verstehe es trotzdem nicht.
"Dafür kriegt er direkt einen ganzen Punkt mehr?", rege ich mich etwas auf und verschränke etwas meine Arme vor meiner Brust. Sie nickt mir zu und klappt ihren Laptop wieder zu.

"Ich kann nichts weiteres für dich tun. Beim nächsten Mal wird es schon besser laufen."

Ich lasse kein weiteres Mal zu, dass Henry besser abschneidet als ich. Unter keinen Umständen. Ich packe meine Sachen ein, bedanke mich nochmal kurz bei ihr und verlasse dann ihr Büro.

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