Kapitel 37

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Ich bin froh, dass ich heute mal einen freien Tag habe. Ich muss mich daher nicht schick machen und kann einfach nur in Jogginghose zuhause rumlaufen. Viele vergessen immer, dass royale Familien privat ganz normale Menschen sind. Wir laufen nicht durchgehend in Kleidern und Anzügen herum. Wir können auch mal einen schlechten Tag haben oder auch einfach einen Tag garnichts machen.

Ich liege daher an diesen sonnigen Tag etwas länger im Bett und lasse mich um kurz nach Mittag mal blicken. Als ich aus meinem Zimmer gehe und ins Wohnzimmer gehe, bleibe ich im Türrahmen stehen. Die Person auf der Couch dreht sich um und ich wusste schon davor, dass es Henry ist. Was zum Teufel macht er hier?

Als ich ihn das gerade fragen will, kommen neben meinen Eltern auch Henrys Eltern zum Vorschein und alle schauen mich im gleichen Moment an.

"Gut, du bist wach. Wir haben was zu besprechen.", sagt Mom und ich bin erstaunt, dass sie so ruhig ist. Das alles fühlt sich wie ein Traum an. Dad zeigt mir, dass ich näher hinein kommen sollen und kurz vor der Couch bleibe ich stehen. Ich kann mich schlecht neben Henry setzen, oder? Ich schaue kurz zu meinem Vater, der mir aber zeigt, dass ich mich neben ihn setzen soll.

"Weißt du was hier gerade passiert?", frage ich Henry leise und er schüttelt nur mit seinem Kopf.
"Keinen blassen Schimmer.", antwortet er und verschränkt etwas seine Finger ineinander. Ich merke wie nervös er ist. Ich ahne nichts gutes.

"Ich glaube anhand der Umstände der letzten Wochen war es mal an der Zeit, dass wir uns alle zusammen setzen.", fängt Dad an und lacht etwas nervös. Joshua und Anna ist das sichtlich auch alles unangenehm und die Fragezeichen in meinem Kopf werden nicht weniger. Dad will gerade weiter reden, aber in dem Moment platzt Moms Pseudo-Nettigkeit, den sie schmeißt mir plötzlich zwei Zeitungen zu.

"Habt ihr beide irgendwas dazu zu sagen?", fragt sie uns und ich höre zum ersten Mal seit langem mein Vater wieder fluchen. Ich bin immernoch verwirrt, bis ich das Titelblatt der ersten Zeitung sehe.

Erster Auftritt als Kronprinzessin: Alexandra von Corneria besucht Aredon und hat Neuigkeiten. Ist das der Beweis für die nächste Thronfolge?

Ich muss nur die Überschrift lesen um zu wissen um was es geht. Man hat sie doch gesehen. Shit. Ich schaue von der Zeitung hoch und schaue zu meiner Mom, die meinen Hals begutachtet. Sie hofft wohl immernoch, dass es einfach nur ein Missverständnis ist und man dort nichts sieht. Ich nehme die nächste Zeitung in die Hand und natürlich ist dort auf der Titelseite ein großer Ausschnitt der Stelle an meinem Hals. Es ist nicht zu übersehen. Shit shit shit.

"Ich habe mir jetzt einfach mal das Recht genommen darüber zu urteilen, dass Henry involviert ist. Außer du willst mir jetzt sagen, dass du nicht genau das Gegenteil von dem machst, was ich dir sage?", sagt sie, aber ich bleibe still. Ich will Henry nicht mehr verleugnen. Außerdem erhofft sie sich dadurch nur, dass ich doch meine Meinung änder.

Als es etwas zu ruhig wird, schlägt meine Mom so doll auf den Tisch, dass ich etwas zusammen zucke.

"Was dachtet ihr beide euch dabei?", schreit sie uns beide etwas an, aber bevor Henry oder Ich was sagen können, mischen sich die anderen Erwachsenen im Raum ein.
"Stella beruhige dich etwas. Du warst auch mal jung.", sagt Joshua, aber Mom lacht nur lächerlich.
"Ich bin aber nicht mit Knutschflecken herumgelaufen und präsentiere sie dann auch noch in die Kamera.", meckert sie weiter herum, aber ich mische mich mit ein.

"Glaubst du ich habe das extra gemacht?", frage ich sie und sehe aus meinem Augenwinkel, dass mein Vater eigentlich nicht wollte, dass ich mit rede.
"Du willst mir also gerade sagen, dass sie dir nicht aufgefallen sind?", fragt sie mich und ich schaue kurz zu Henry, der etwas mit seinem Fuß tippt. Ihm ist das alles sichtlich unangenehm, immerhin hat er sie mir verpasst.

"Nein, sie sind mir nicht aufgefallen. Ich hatte anstregende Tage hinter mir mit den ganzen Besuchen und war froh mal etwas entspannen zu können und nicht an das zu denken, was noch auf mich zu kommt.", antworte ich und schaue zu Henry, damit er auch mal was dazu sagen kann. Warum kriege ich eigentlich gerade nur Ärger dafür?

"Es tut mir echt leid wie das alles ausgegangen ist. Weder Alex noch Ich wollten das. Wir beide waren einfach etwas zu entspannt und haben nicht an irgendwelche Konsequenzen gedacht. Aber wer schaut auch bitteschön auf sowas?", fängt Henry gut an, aber sein letzter Satz ist wieder etwas unpassend.

"Die Presse schaut auf sowas. Wenn man irgendwann die wichtigste Person in einem Land ist, dann wird auf alles geschaut.", sagt meine Mutter an Henry gerichtet und schüchtert ihn etwas ein.

"Uns jetzt gegenseitig Vorwürfe zu machen, ergibt keinen Sinn. Wir müssen irgendwie eine Lösung finden.", meldet sich Anna nun zu Wort und versucht die Situation wieder etwas zu beruhigen.
"Meine Meinung dazu kennt man.", murmelt Mom etwas, aber jeder hat es gehört.

"Man merkt, dass es hilft Stella. Die beiden treffen sich sowieso, auch wenn du dagegen bist. Das ist keine Lösung und das weißt du selber.", sagt Dad und lehnt sich etwas nach hinten.

"Das einzige was man machen kann ist eine gemeinsame Pressemitteilung, dass Alexandra glücklich ist und jemanden gefunden hat, der mit ihr das Land regieren will."

Die abrupte Stille von Henry und mir ist nicht wegzudenken. Wir beide brauchen uns nur anzusehen, damit alle anderen wissen um was es geht. Henry tut mir etwas leid. Jetzt kriegt er den ganzen Shitstorm ab.

"Sag nichts.", ermahnt Joshua meine Mutter, aber ich weiß genau, dass sie sich in diesem Thema nicht die Chance ergehen lässt was zu sagen. Sie hat nur darauf gewartet einen konkreten Grund zu haben um Henry nicht zu mögen.

"Du bündelst dich also mit meiner Tochter an und willst nicht mal langfristig mit ihr zusammen sein? Was ist das alles für dich? Ein Zeitvertreib?", wirft Mom Henry an den Kopf und es wird etwas lauter.
"Die Situation ist für niemanden einfach.", sagt Joshua, aber Mom lacht wieder nur.

"Ihr alle habt mich für verrückt gehalten, warum ich nicht viel von Henry halte. Ist das nicht Antwort genug für euch? Das schadet unserem Haus! Was werden die anderen dazu sagen?", regt sie sich weiter auf und lässt Henry nicht mal zu Wort kommen.

"Ich hatte Recht mit meinem zweifeln und ich stehe zu meinem Wort. Ich will euch beide nicht mehr zusammen sehen.", droht sie uns wieder, aber Henry kommt endlich zu Wort.

"Das mit den Knutschflecken tut mir wirklich sehr leid. Aber mir tut es nicht leid, dass ich auch an mich denke. Ich liebe Alex und dazu stehe ich auch, aber das ist alles auch nicht einfach für mich. Das zwischen uns war schon bevor wir überhaupt wussten, dass sie die Krone erben wird. Man kann es mir ich übel nehmen, dass ich überlegen muss.", sagt Henry und ich sehe den traurigen Blick meines Vaters.

Er kann ihn wohl am besten verstehen. Er hat sein bürgerliches Leben auch für Mom aufgegeben. Ich verstehe deswegen am wenigsten, warum sie das zwischen uns nicht versteht. Sie müsste es doch am besten wissen...

"Stella, die beiden lieben sich. Das kannst du auch nicht abstreiten, weil man es sieht. Henry hat das Recht keine Lust auf ein royales Leben zu haben. Das ändert aber nichts an der Tatsache.", versucht Dad weiter sie zu beruhigen, aber sie hat sich wieder diese Idee in ihren Kopf gesetzt, dass sie sich nicht umstimmen lässt.

"Für mich ist diese Sache entschieden.", sagt sie und steht im nächsten Moment auf um den Raum zu verlassen. Sie lässt es sich nicht entgehen die Tür zu knallen. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Wir schauen uns alle einmal an und sitze in Stille im Wohnzimmer. Mein Vater ist der erste, der wieder etwas sagt.

"Ich kann dich verstehen Henry. Das alles ist nicht einfach und es ist eine große Veränderung. Ich verurteile dich nicht.", sagt er und bring Henry etwas zum lächeln.

Diese Sache wird Spuren hinterlassen. Spuren, die nicht so schnell verschwinden werden.


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