Kapitel 23

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"Vielleicht bist du dir dessen noch nicht bewusst, aber du bist nun eine wichtige Person. Nach uns wahrscheinlich die wichtigste in diesem Land. Das heißt, dass es nun aber auch neue Regeln gibt."

Weniger Privatsphäre. Dass will Mom damit sagen, aber sie traut sich wohl anhand meiner sonstigen Reaktionen es nicht direkt zu sagen.

"Du wirst selbstverständlich in Damians altes Zimmer im Internat ziehen. Wir wollen, dass du die Schule beendest, bevor du ernste Aufgaben annimmst. Außerdem werden wir die Präsenz der Wachen um dich herum drastisch erhöhen. Deine Sicherheit ist nun oberste Priorität.", sagt sie und ich nicke ihr nur zu. Es sind noch keine Sachen dabei, die ich nicht erwartet hätte. Das alles erscheint mir logisch.

"Sobald wir das im Internat geklärt habe, erläutere ich dir meine weiteren Regeln. Ich möchte trotzdem, dass wir vor deinem Umzug schon damit an die Öffentlichkeit gehen, bevor Gerüchte enstehen. Wir möchten gerne, dass du nach der Verkündung eine kleine Rede hälst. Dir ist es offen ob du sie selber schreibst oder es jemand für dich macht."

In weniger als drei Stunden wird also jeder in diesem Land und in unseren Nachbarländer davon wissen. Jeder wird wissen, dass ich die Verantwortung für das Land übernehmen werde und jeder wird seine eigene Meinung darüber haben. Wenn ich an meinen ersten Schultag zurück in die Schule denke, wird mir jetzt schon wieder übel.

"Wenn ich sie alleine schreibe, habe ich wohl viele Vorgaben oder? Ich darf wahrscheinlich nicht alles sagen?", frage ich Mom und sie nickt mir zu.
"Der Grund für Damians Rücktritt wird bitte nicht erwähnt. Das ist keine Vorgabe direkt von mir, sondern von deinem Bruder. Er möchte es gerne wann anders öffentlich sagen.", sagt Mom und ich nicke ihr wieder zu.

Schaffe ich das? Schaffe ich es Worte für das alles zu finden? Worte die sich nicht zu streng anhören und Worte die mich in keine blöde Situation bringen? Wenn ich aus meinem Herzen sprechen soll, dann wird nichts positives zu Stande kommen.

"Ich glaube es wäre besser, wenn sie jemand anderes schreibt. Ich fühle mich nicht in der Fassung was logisches aufs Papier zu bringen.", sage ich vorsichtig, aber Mom nickt mir verständnisvoll zu.
"Das ist kein Problem, Alexandra. Dafür haben wir extra Personal, die sowas machen.", antwortet sie und ein kleines Lächeln entweicht ihren Lippen.

Ich weiß nicht so ganz was ich davon halten soll. Es ist so als hätte sich ein Schalter bei Mom umgelegt, immerhin ist sie nun echt netter zu mir und nicht mehr so streng. Liegt das vielleicht aber nur daran, dass ich nun wichtiger bin als ihr lieb ist? Dass sie ihr Verhalten nun überdenken musste, weil sie weiß, dass ich nun vieles in der Hand habe?

"Kann ich mir für die nächsten drei Stunden Besuch holen? Carlo und Lia?", frage ich sie und sie nickt mir direkt zu.
"Das ist kein Problem. Soll sie jemand aus dem Internat abholen?"

* * *

"Ich glaube ich verliere echt irgendwann heute noch meine Nerven.", sage ich und setze mich auf mein Fensterbrett. Lia und Carlo laufen mir nach und setzen sich jeweils auf eine Seite von mir.

"Eine Last fällt dann aber von deinen Schultern. Danach wird es vielleicht trotzdem schwer, aber du bist nicht alleine.", sagt Carlo und Lia nickt ihm zu.
"Freust du dich nicht wenigstens ein wenig? Das ist doch voll krass, dass du nun die Kronprinzessin bist!", fragt Lia und ich zucke im ersten Moment nur mit meinen Schultern.

Ich weiß nicht wie ich es finde. Ich weiß es nicht ob ich mich freue oder nicht. Ich habe nun endlich die Chance aus dem Schatten von Damian zu kommen und um zu zeigen, dass ich viel mehr als das bin, was von mir gezeigt wird. Ich habe endlich die Möglichkeit Sachen richtig zu machen und vieles zu ändern. Ich bekomme endlich eine Stimme. Diese Stimme macht mir aber auch so verdammt Angst.

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