Kapitel 24

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Die Flure im Internat sind leer. Logisch, wenn man bedenkt, dass zu dieser Uhrzeit eigentlich alle in der Schule sitzen. Alle bis auf mich, die den Umzug ins Einzelzimmer nicht vor der gesamten Schülerschaft machen will. Es ist immernoch komisch daran zu denken, dass dieses Zimmer für die letzten Monate meiner Schulaufbahn nicht mehr mein Zuhause sein wird und es eins wird, was sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nie wie ein Zuhause anfühlen wird.

Die Kisten füllen sich so langsam und ich will sie eigentlich nicht zu Ende packen, denn dann ist es wirklich ein Abschied. Solange ich noch nicht fertig bin, muss ich mich auch noch nicht verabschieden. Ich schaue mich etwas im halbleeren Zimmer um, bis mein Blick sich zur Tür richtet, als an ihr geklopft wird.

"Herein.", rufe ich zur Tür und schaue gespannt. Mein verwirrter Blick verwandelt sich schlagartig zu einem Lächeln, als ich Henry sehe. Als Henry mich sieht fängt er genauso zu lächeln und zögert keinen Moment damit auf mich zu zukommen und mich zu umarmen.

Wie sehr ich dieses Gefühl vermisst habe in seinen Armen zu liegen.

Ich lege meine Arme genauso um ihn und atme etwas erleichtert auf. Henry drückt mir einen kurzen Kuss auf meine Wange, bevor er sich wieder von mir löst und mich wieder anlächelt.

"Was machst du hier? Müsstest du nicht im Unterricht sitzen?", frage ich überrascht und löse meine Hände nicht von seinem Rücken. Henry Hände umfassen genauso immernoch meine Hüften und diese gemütliche wärme breitet sich wieder in mir aus.

"Ich habe gerade Ausfall und da du gestern Abend nicht hier warst, wusste ich, dass du jetzt hier sein musst. Ich wollte nach dir schauen.", antwortet er und lächelt mich weiter an. Mein Grinsen wird genauso etwas größer und ich lege meine Hände an seine Wangen um ihn zu küssen. Henry zieht mich an meinen Hüften auch näher zu sich und wir beide genießen diesen Moment gerade wirklich sehr.

Es ist das erste Mal seit der Nacht, dass wir uns wieder sehen und ich hatte schon etwas Angst, dass es vielleicht komisch sein wird. Es fühlt sich aber total normal an. Viel normaler als ich es mir vorgestellt habe.

"Brauchst du Hilfe?", fragt er mich und löst sich wieder etwas von mir. Ich schaue ihn kurz an und nicke ihn dann zu.
"Die Kisten müssen in mein neues Zimmer. Hilfe kommt erst heute Nachmittag.", antworte ich ihn und ehe ich noch was sagen kann, hat Henry schon eine Kiste in seinen Händen.

"Umzugsunternehmen Belfort steht Ihnen gerne zur Verfügung. Die Bezahlung lässt sich noch verwandeln.", sagt er und bringt mich etwas zum lachen. Ich finde manchmal nicht die passenden Worte um zu zeigen wie dankbar ich für Henry bin. Irgendwann werde ich es ihn schon zeigen.

"Na dann. Einmal bitte folgen."

* * *

Wenn ich an ein Einzelzimmer denke, denke ich eigentlich an etwas positives. Das hier bringt mir aber echt keine positiven Gefühle. Wie hat Damian das immer ausgehalten...

"Zwei Sachen gefallen mir hier: Erstmal bist du alleine, dass heißt es gibt keine Lia die uns stören könnte und du bist im Erdgeschoss. Man kann auch einfach durch das Fenster hinein.", sagt Henry und freut sich etwas. Ich schaue ihn etwas kritisch an und setze mich auf meinen leeren Schreibtisch.

"Dir ist schon bewusst, dass hier überall Wachen stehen werden oder? Du kommst nicht so einfach durch das Fenster hinein.", sage ich, aber er zuckt nur mit seinen Schultern, bevor er näher auf mich zu kommt.
"Ich finde schon Wege zu dir.", sagt er lächelnd und stellt sich zwischen meine Beine, bevor er seine Lippen auf meine legt. Ich fange genauso an zu lächeln und lege meine Hände um seinen Nacken um ihn näher an mich zu ziehen. Seine Hände finden ihren Weg zu meinen Hüften und umfassen sie, was ein schönes Gefühl in mir auslöst. Wir beide lösen uns im selben Moment voneinander, als es an meiner Tür klopft. Henry stellt sich zügig ans Fenster und ich stehe vom Schreibtisch auf, bevor ich herein rufe.

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