What an idiot

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 Sicht Jule

Kai ist so ein unfassbares Arschloch. Ich glaub es nicht, was er mir da gerade alles an den Kopf geworfen hat. Ich habe ihm nicht mal etwas getan. Ich wollte ihm nur helfen, aber wenn er so scheiße zu mir ist, habe ich da ehrlich gesagt gar keine Lust drauf. Der soll sich mal wieder ein wenig runterfahren. Seine schlechte Laune ist ja nicht auszuhalten. Er kann vergessen, dass er so mit mir umgehen kann, wenn ich offensichtlich nichts falsch gemacht habe. So ein Idiot.

Mit meinem Koffer bewaffnet lief ich aus dem Zimmer zur Rezeption und buchte mir ein Einzelzimmer. Ich will Kai jetzt wirklich erstmal nicht mehr sehen. Was soll die Scheiße auch? Nur weil er es nicht hinbekommt, sich eine Freundin zu suchen, muss er sich doch nicht in mein Leben einmischen. Was ein blödes Arschloch...

Viel Zeit für Koffer ausräumen und mich umzuziehen blieb mir gar nicht mehr, denn ich musste schon wieder los zum Trainingsgelände. Dort angekommen wärmten wir uns erstmal auf und ich konnte die ganze Zeit Kais Blick auf mir spüren. Er sah wirklich traurig aus. War das wegen unserem Streit? Sollte ich auf ihn zugehen? Nein, immerhin war er unfair mir gegenüber, nicht ich. Ich wollte ihm nur helfen, aber er musste ja so stur sein. Also muss er sich jetzt auch entschuldigen.

„Ist alles gut bei euch beiden?" Fragte Mitch und zeigte Auf Kai.

„Ach hör mir bloß auf. Der verhält sich seit Tagen wie der größte Idiot. Ich hab keine Ahnung was sein scheiß Problem ist, aber immer wenn ich es anspreche, blockt er ab." Erklärte ich ihm alles.

„Vielleicht hat er ja gehört was du vorhin über ihn gesagt hast. Ich sag doch der steht auf dich." Überlegte er weiter. Was ein Schwachsinn.

„Kai hat geschlafen, er kann das gar nicht mitbekommen haben. Er ist doch erst viel später aufgewacht. Und Kai steht nicht auf mich. Er ist doch nicht schwul." Gab ich zurück.

„Wer weiß, wer weiß. Aber egal, ihr bekommt das schon wieder hin." Ich hoffe er hat recht. Ich will mich nicht mit ihm streiten, aber ich hab auch keine Lust darauf, dass er sich wie ein kleines Kind mir gegenüber verhält. Vielleicht haben wir ja später die Chance zu reden.

Das Training verlief relativ anstrengend, aber morgen müssten wir ja auch gut vorbereitet sein. Bayern ist ein Gegner, gegen welchen man definitiv viel üben muss. Hoffentlich schaffen wir das. Wir haben sehr hart trainiert und würden diesen Sieg definitiv verdienen. Aber ich weiß, dass es unglaublich schwer werden wird. Vor allem Kai hat Zweifel daran, ob wir gewinnen. Seit Tagen redet er nur noch von diesem Spiel und setzt sich selbst unter Druck. Er setzt sich immer unter Druck vor solchen Spielen. Ich verstehe aber gar nicht warum. Er ist ein unfassbar guter Fußballer und zusammen würden wir wahrscheinlich jeden Gegner platt machen. Wir verstanden uns blind, immer und immer wieder. Er wusste immer was ich wollte, noch bevor ich meine Gedanken überhaupt zu Ende denken konnte. So stark war unsere Bindung. Unsere Freundschaft ist wirklich einzigartig.

Auch beim Abendessen sah Kai noch nicht wirklich besser aus. Er sah müde und absolut fertig aus. Außerdem stocherte er nur in seinem Essen herum. Scheiße, ich kann ihn so nicht weiter sehen. Ich muss etwas machen. Irgendwas. Ich überlegte mir einen Plan, um Kai zu helfen, während ich auf mein Zimmer lief. Wie würde er sich mir öffnen? Irgendetwas stimmt ja offensichtlich gerade nicht bei ihm. Aber was sollte das sein, wenn er es nicht einmal mir anvertraut? Er hat mir sonst immer alles erzählt. Ach scheiß drauf, der Sturkopf kommt doch eh nicht allein auf mich zu und ich will ihn auch nicht länger leiden sehen.

Fest entschlossen packte ich meine Sachen wieder zurück in meinen Koffer, gab die Schlüsselkarte an der Rezeption ab und bahnte mir den Weg zurück in mein und Kais Zimmer. Die Karte dafür hatte ich immer noch.

Kurz zögerte ich, schloss dann aber endlich auf. Der Raum war dunkel als ich ihn betrat, nichts war zu hören. Als ich weiter in den Raum lief, sah ich Kai auf der Fensterbank sitzen, mit Kopfhörern in den Ohren und den klaren Sternenhimmel beobachten. Langsam lief ich auf ihn zu und legte meine Hand auf seine Schulter. Sofort erschrak er und sah mich an. Ich konnte klar und deutlich erkennen, dass eigeweint hatte.

„Jule?" Hauchte er leise, worauf ich mich ihm gegenüber auf die Fensterbank setzte, ihm vorsichtig die Kopfhörer aus den Ohren nahm und ihn einfach in meine Arme schloss.

„Ich bin hier Havy. Ich bin da." Versicherte ich ihm, worauf er sich nur noch mehr an mich schmiegte.

„Es tut mir leid Jule. Ich weiß gar nicht, was da in mich gefahren ist. Ich meinte nichts von dem Ernst was ich gesagt habe. Ich weiß um ehrlich zu sein nicht einmal, warum ich das gesagt habe. Es tut mir leid und ich verstehe, wenn du nicht mehr mit mir reden willst." Redete er immer weiter und begann zu zittern. Ich löste mich von ihm, aber nur um ihn besser ansehen zu können. Ich sah Angst in seinen Augen. Angst, ich würde wieder gehen und ihn allein lassen. Angst, unsere Freundschaft wäre vorbei.

„Manchmal bist du echt ein Idiot Kai. Aber es ist alles okay. Mach dir keine Gedanken. Ist schon gut." Beruhigte ich ihn und schloss ihn erneut in meine Arme, in welche er sich einfach fallen ließ.

„Also hasst du mich nicht?" Fragte mein bester Freund, worauf ich leicht schmunzelte.

„Natürlich nicht du Vollidiot. Als ob ich dir für mehr als 24 Stunden böse sein könnte. Ich werde dich nie hassen, hörst du? Du bist doch Kai, mein bester Freund. Einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben. Ich weiß, ich sag es nicht oft, weil ich einfach nicht so der Typ dafür bin, aber ich hoffe du weißt, wie wichtig du mir bist. Du bist zwar der größte Volltrottel, den ich je getroffen habe, aber auch der beste Freund, den ich je hatte. Und wenn dir etwas auf dem Herzen liegt, kannst du mit mir reden. Du kannst immer mit mir reden. Ich will nicht, dass du denkst, das es irgendetwas gibt, was mich jemals dazu bringen würde, dich zu hassen." Ich redete eigentlich nicht gern über meine Gefühle, weshalb ich ihm wahrscheinlich viel zu selten sagte, wie viel er mir bedeutet. Aber ich hoffe er weiß es. Niemand wird jemals über ihm in meinem Leben stehen. Er ist der einzige Mensch auf der ganzen Welt, welchem ich blind vertraue. Wahrscheinlich ist er genau deshalb mein bester Freund.

„Danke Jule. Wirklich, für alles. Du bist mir auch unglaublich wichtig und du kannst auch immer mit mir reden. Nur gerade brauche ich vielleicht noch etwas Zeit um es dir zu erzählen. Verstehst du das?" gab er ängstlich von sich.

„Natürlich verstehe ich das. Rede, wenn du soweit bist." Ich lächelte ihn leicht an und konnte auch ein Lächeln auf seinem Gesicht erkennen.

„Und jetzt müssen wir echt mal aufhören so kitschig zu sein, ist ja ekelhaft." Lachte ich, worauf auch Kai in lautes Gelächter ausbrach. Endlich war alles wieder wie immer.

FOOL FOR YOU ~ Kai Havertz & Julian BrandtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt