I am so proud of you

1.1K 49 13
                                    

Sicht Julian

Die ganze Autofahrt starrt Kai nur aus dem Fenster und sagt kein Wort. Wir fahren gerade wieder nach Leverkusen zurück, zum ersten Mal seit über zwei Wochen. Die ganze letzte Woche hat Kai eigentlich nur geschlafen, was ich natürlich verstehe, aber ich mache mir große Sorgen um ihn. Er isst und trinkt kaum etwas, er geht nicht an die frische Luft und redet fast kein Wort. Ich kann mir vorstellen, dass die Situation unheimlich schwer für ihn sein muss, aber ich will nicht, dass er an dem Tod seiner Mutter kaputt geht. Er soll endlich wieder lachen, essen und trinken, trainieren und vor allem reden. Er hat es die letzten Tage versucht zu verdrängen, aber das wird er nicht immer tun können.

Auf dem Parkplatz vor unserem Haus angekommen steige ich aus dem Auto, hole die Koffer aus dem Kofferraum und trage sie nach oben in unsere Wohnung. Kais Koffer trage ich natürlich auch, da er zur Zeit sehr schwach ist. Das würde er nie zugeben, aber ich weiß, dass es so ist.

Als die Wohnungstür hinter uns ins Schloss fällt, will Kai eigentlich direkt in sein Zimmer verschwinden, aber ich halte ihn auf.

„Komm mal her. Bitte." Sage ich so leise, dass es fast einem Flüstern gleicht. Kai sieht mich mit großen Augen an, läuft aber auf mich zu, wo ich ihn fest in den Arm nehme und über seinen Rücken streiche.

„Du bist so unfassbar stark, Havy. Du kannst stolz auf dich sein. Ich bin es auf jeden Fall. Ich bin so unheimlich stolz auf dich, das glaubst du mir nicht." Hauche ich in sein Ohr und küsse seine Wange.

„Danke Jule. Für alles. Ohne dich würde ich das niemals überstehen." Bedankt er sich bei mir. Ich spüre, wie sich eine Gänsehaut auf seinem Körper bildet, bevor er sich wieder von mir löst.

„Es ist schon ziemlich spät und der Tag war echt anstrengend. Wollen wir schlafen gehen? Wir müssen morgen im Training wieder fit sein." Redet er auf mich ein, worauf ich nicke und schon in mein Zimmer verschwinden will.

„Jule?" Ruft er zögerlich, woraufhin ich mich sofort zu ihm zurück drehe.

„Kannst du bei mir schlafen? Bitte? Nur heute. Ich will heute nicht allein sein." Sagt er leise, doch ich verstehe jedes Wort ganz genau. Langsam trete ich auf ihn zu, nehme sein Gesicht in meine Hände und hauche einen sanften Kuss auf seine Stirn, bevor ich ihn wieder fest in meine Arme schließe.

„Natürlich Havy. Ich bleibe so lange bei dir, wie du das willst. Ich lasse dich nicht allein. Niemals. Ich werde immer für dich da sein und dich beschützen." Verspreche ich ihm, woraufhin er erleichtert ausatmet. Es ist klar, dass er an dem Tag, an dem seine Mutter beerdigt wurde, nicht allein sein will.

Keine Minute später sind wir auch schon auf dem Weg in sein Zimmer, in welchem wir uns erstmal von unseren Sachen befreien und nur noch in Unterhose hier stehen. Doch das ändert sich schon im nächsten Moment, da Kai mir eines seiner Schlafshirts an den Kopf wirft. Dieses ziehe ich schnell an und kuschle mich dann mit ihm in sein weiches Bett. Ich rutsche nah an ihn heran und bette seinen Kopf auf meiner Brust. Vorsichtig streichen meine Hände durch seine Locken und bringen ihn dazu, dass er immer müder wird.

„Denkst du denn, du bist schon wieder bereit für das Training? Ich bin mir sicher, du könntest dir noch ein paar Tage frei nehmen." Unterbreche ich die wohlige Stille zwischen uns.

„Ja, ich denke schon. Wahrscheinlich wird mir das sogar ganz gut tun und mich ablenken. Ich kann schlecht für immer in meinem Bett liegen bleiben." Antwortet er.

„Okay, dann schlaf jetzt. Es war ein langer Tag für dich. Und vergiss nicht, ich bin stolz auf dich." Flüstere ich in die Stille, während ich Kai beruhigend kraule.

„Gute Nacht Jule. Danke für alles, was du für mich tust." Bedankt er sich erneut und rückt noch näher an mich heran. Sanft platziere ich einen Kuss auf seinem Haar und schließe dann meine Augen.

Mir tut es so unendlich leid, was Kai zur Zeit durchmachen muss. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie es ist, seine Mutter zu verlieren. Vor allem so früh. Kai ist gerade einmal neunzehn Jahre alt. Er ist praktisch gerade erst Erwachsen geworden und muss dann direkt mit so einem Schicksalsschlag umgehen. Er hat noch sein gesamtes Leben vor sich. Seine Karriere, seine Zukunft, alles. Und sie wird es nicht erleben können. 

Kais Mutter wird nie erleben, wie er zu einem Topclub wechselt, wie er Pokale nach Hause bringt, wie er die Frau fürs Leben findet und diese sogar heiratet. Sie wird niemals seine Kinder kennenlernen. Doch auch wenn sie das alles niemals mitbekommen wird, weiß ich, dass sie umfassbar stolz auf Kai war, das hat sie immer wieder betont. 

Kai war ihr jüngstes Kind und ist schon so früh ausgezogen. Das war damals nicht leicht für ihn, und für seine Familie sicher auch nicht. Er war schon sehr früh auf sich allein gestellt. Und allein deshalb bin ich mir sicher, egal wie schlecht es ihm gerade geht, er wird das schaffen. Er wird das alles überstehen. Denn er ist unfassbar stark. Das hat er mir jetzt schon so oft bewiesen.

Doch mir zerbricht es mein Herz, zu sehen, wie er leidet. Wie er zusammenbricht und es absolut nichts gibt, was ich dagegen tun kann. Ich kann gar nicht beschreiben, wie schlimm es für mich ist, meinen besten Freund so zu sehen. Kai ist einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben und zu sehen, wie er an dem Tod seiner Mutter kaputt geht, belastet mich auch sehr. Das Einzige, was ich tun kann ist ihn zu unterstützen und für ihn da zu sein. Und das werde ich. Ich will, dass er wieder lachen kann. Ich will wieder dumme Späße mit ihm machen, mit ihm Fortnite spielen bis spät in die Nacht. Tore schießen, für welche er mir die Vorlagen gibt und ich will dieses verdammte Leuchten in seinen Augen zurück. Er soll endlich wieder glücklich sein. 

Ich hoffe, dass das Training ihn vielleicht wirklich etwas ablenken kann. Doch wir haben nur noch zwei Wochen Training, bis die Winterpause anfängt. Bald wäre Weihnachten, welches wir getrennt bei unseren Familien verbringen werden. Das erste Weihnachten, welches Kai ohne seine Mutter verbringen würde. Aber ich habe ihm versprochen, dass wir uns schon am ersten Weihnachtsfeiertag wiedersehen würden. Silvester würden wir auch zusammen verbringen, gemeinsam mit ein paar Jungs aus dem Team, deren Freundinnen und weiteren Freunden. 

Vielleicht ist da ja sogar ein Mädchen für Kai dabei. Vielleicht würde ihm das gut tun. Eine Beziehung. Klingt gar nicht nach einer so schlechten Idee. Dann würde er vielleicht endlich wieder glücklich werden können. Das wünsche ich mir jedenfalls sehr für ihn. Mission Kai verkuppeln steht also.


Hier bin ich wieder :) tut mir leid, dass ihr so lang warten musstet, aber ich werde jetzt wieder aktiver. Meine Belegarbeit ist endlich fertig und abgegeben und ich kann mich endlich voll und ganz auf diese Geschichte konzentrieren🥰 Jule will Kai verkuppeln, was haltet ihr von dem Plan🤔 Schreibt mir wie immer sehr gern eure Meinung zu dem Kapitel in die Kommentare, ich würde mich freuen :)

-M <3

FOOL FOR YOU ~ Kai Havertz & Julian BrandtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt