Take care of him, please

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Sicht Julian

Schon früh stehe ich am nächsten Morgen auf. Der Tag gestern war wirklich schlimm, auch für mich. Ich habe Kai noch nie so traurig gesehen. Ich wünschte, ich könnte etwas für ihn tun, aber mehr als für ihn da sein, kann ich leider nicht.

„Versprich mir bitte eins. Pass auf Kai auf. Bitte versprich es mir."  Das waren die Worte, welche Kais Mutter mir gestern zum Abschied ins Ohr geflüstert hat. Natürlich habe ich es ihr versprochen. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn ich in einer solchen Situation nicht für ihn da wäre.

Kai schläft noch ruhig neben mir, während plötzlich sein Handy klingelt. Er bewegt sich nicht, also entscheide ich, einfach ranzugehen. Es ist ein Anruf von seiner Schwester. Vielleicht geht es seiner Mutter ja wieder besser.

„Hey Lea, hier ist Julian. Kai schläft noch." Begrüße ich sie, bereue jedoch meinen freudigen Ton direkt, als ich sie ununterbrochen weinen höre.

„Sie ist gestorben. Kurz nachdem ihr gestern gegangen seid. Ihre Werte haben sich verschlechtert und die Ärzte konnten nichts mehr für sie tun." Erklärt sie unter Tränen. Nein. Nein, das darf nicht sein.

„Das tut mir so leid. Ich dachte wirklich, sie würde es schaffen." Bringe ich hervor und vergieße dabei selbst einige Tränen.

„Sagst du es ihm? Bitte. Sei für ihn da, ja? Er braucht dich jetzt." Sagt seine Schwester und legt dann einfach auf.

Meine Tränen fließen und fließen und ich kann fast nicht mehr atmen. Wie soll ich das Kai bitte erklären? Wie soll ich ihm erklären, dass seine Mutter tot ist? Es wird sein Herz brechen. Das kann ich nicht. Auch mir geht die Sache natürlich nah. Kais Mutter war wirklich ein herzlicher Mensch. Sie hat mich immer mit zu Familienessen eingeladen, war immer freundlich zu mir und hat mich wie einen Teil der Familie behandelt. Sie war unglaublich.

„K-kai? Wach auf, bitte. Ich muss dir etwas erzählen." Schluchze ich und rüttle ihn wach. Als er bemerkt, dass ich weine setzt er sich sofort auf und sieht mich ängstlich an.

„Nein. Sag nicht das was ich denke. Bitte nicht." Spricht er sofort und Tränen bilden sich in seinen Augen.

„Es tut mir leid Havy. Es tut mir so leid. Es ist wohl gestern kurz nachdem wir gegangen sind passiert. Es tut mir so leid. Ich wünschte ich könnte das ändern." Weine ich und schließe ihn in meine Arme. Sein ganzer Körper zittert und verkrampft sich. Sein Schluchzen ist laut, sein Atem geht nur noch stoßweise. Er schüttelt die ganze Zeit den Kopf, er will es nicht wahrhaben.

„Nein. Das ist nicht wahr. Das kann nicht sein. Ich habe ihr versprochen, ich komme sie heute wieder besuchen. Ich habe es ihr versprochen Jule. Sie kann nicht tot sein." Schreit er schon fast zwischen seinen Tränen.

„Es tut mir leid Havy. So unglaublich leid." Flüstere ich und beruhige ihn allmählich. Danach sagt er nichts mehr. Es herrscht nur noch eine erdrückende Stille, in welcher man nur unser weinen wahrnehmen kann. Es tut schon weh, dass Kais Mutter gestorben ist. Aber ich habe noch nie etwas schmerzhafteres erlebt, als Kai so zu sehen. Wie er schrie, weinte und komplett zusammenbrach. Noch nie habe ich in meinem inneren solche Schmerzen gefühlt, wie meinen besten Freund so zu sehen.

Auch drei Tage später konnte man die erdrückende Stimmung noch spüren. Kai hat in der ganzen Zeit fast gar nichts gesagt. Wenn man ihn ansah, sah man nur in ein blasses Gesicht, mit traurigen Augen. Ich habe seine Augen vorher noch nie so leer gesehen. Sie haben immer geleuchtet, wenn ich ihn angesehen habe. Aber seit drei Tagen ist dieses Leuchten verschwunden. Es ist, als wäre dieses Leuchten gestorben, als seine Mutter von uns ging. Das ist das Schlimmste für mich an dieser Situation. Ich sehe, wie mein bester Freund leidet, kann aber nichts dagegen tun. Ich kann absolut nichts tun. Das einzige was ich die letzten Tagen tun konnte, war es, ihn im Arm zu halten, zu beruhigen und seine Tränen weg zu wischen. Mehr kann ich nicht tun und das fühlt sich beschissen an.

„Havy? Ich weiß, ich hab dich das vorhin schon gefragt, aber wollen wir nachher mal eine Runde raus? Nur zum spazieren, wenn es dir zu viel wird können wir ja wieder zurück. Aber du musst raus. Und du musst essen. Du hast jetzt drei Tage nichts mehr gegessen. Bitte, selbst wenn es nur eine Scheibe Toast ist. Ich werd nicht zulassen, dass du dich abmagerst." Rede ich auf ihn ein, während wir im Bett liegen und ich ihm sanft über den Rücken streiche.

„Ich will nicht raus. Ich kann das noch nicht. Und ich hab auch keinen Hunger." Erwidert er.

„Kai, bitte. Bitte iss etwas. Egal was. Ich bestelle uns auch was. Burger? Pizza? Pommes? Sushi? Egal was, aber du musst irgendwas essen. Bitte, für mich. Es muss auch nicht viel sein." Versuche ich es erneut. Er überlegt. Er überlegt lang. So lang, dass ich schon Angst habe, keine Antwort mehr zu bekommen.

„Okay. Bestell dir das, worauf du Lust hast. Bestell ein kleines bisschen mehr und ich probiere ein wenig zu essen. Vielleicht Pommes oder so. Oder ein Stück Pizza. Such dir was aus. Mir ist es eigentlich egal. Ich habe sowieso nicht wirklich Appetit." Gibt er schließlich nach.

Ich freue mich darüber so sehr, dass ich aufspringe und ihm einen Kuss auf die Wange drücke.

„Danke, danke danke." Sage ich hysterisch und nehme direkt mein Handy. Dieses habe ich in den letzten Tagen eher weniger benutzt. Kai brauchte Ruhe, weshalb auch ich nicht ständig am Telefon hängen wollte und lieber für ihn da war.

Ich bestelle also zwei Chickenburger- Menüs mit Pommes und zwei großen Colas, sowie einem kleinen Schokomuffin. Ich weiß, dass Kai kein ganzes Menü schaffen wird und wahrscheinlich auch nur zwei bis drei Pommes essen wird. Aber vielleicht kann ich ihn ja doch überzeugen, ein wenig mehr zu essen. Ich möchte wirklich nicht, dass er mir noch wegen Nahrungsmangel umkippt.

Kurze Zeit später klopft es auch schon an der Tür, welche ich öffne und dem Lieferanten das Essen abnehme. Kai sieht mich mit großen Augen an, als er das ganze Essen sieht.

Ich gebe ihm einen der Burger mit Pommes, sowie eine Cola und den Muffin.

„Das schaffe ich niemals Jule." Sagt er und sieht mich an. Ich streiche ihm eine seiner Locken aus dem Gesicht, welche in seine Stirn gefallen ist.

„Du musst nicht alles essen. Iss so viel, wie du kannst. Wir können uns auch Zeit lassen. Du musst das nicht innerhalb einer halbem Stunde essen. Wir machen das ganz langsam, ja?" Ermuntere ich ihn und tatsächlich, es funktioniert. Er beißt zwei mal von dem Burger ab und isst sogar fast die Hälfte der Pommes. Seine Cola trinkt er komplett, dann stellt er das übrige Essen auf den Nachtschrank neben dem Bett. Den Muffin überreicht er mir.

„Ich kann nicht mehr. Das war genug." Sagt er, woraufhin ich ihn in den Arm nehme und einen Kuss auf seine Schläfe drücke.

„Danke. Ich bin unglaublich stolz auf dich Havy." 


Soo, hier noch ein zweites Kapitel für heute, da ich zur Zeit wirklich unglaubliche Motivation habe, diese Geschichte zu schreiben. Ich hoffe, es gefällt euch :) Schreibt mir gern wie immer eure Meinung dazu. Ich wünsche euch noch einen schönen Tag 🥰

-M <3

FOOL FOR YOU ~ Kai Havertz & Julian BrandtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt