panic attack

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Sicht Julian

Schweratmend, mit Tränen in den Augen und zitternd liege ich auf meinem Bett und starre die Decke an. Das war nun schon die dritte Panikattacke des heutigen Tages und etwa die zwölfte für diese Woche.

Es hatte begonnen, nachdem ich Kai letzten Samstag endlich meine Gefühle gestanden habe, er mich geküsst und dann einfach stehen lassen hat. Daraufhin bin ich völlig zusammengebrochen und habe kaum noch mein Bett verlassen.

Ich war weder duschen, noch Zähne putzen, noch habe ich Tageslicht gesehen. Eine verdammte Woche lang, lag ich nur hier und habe mich selbstbemitleidet, während ich Kais Pulli trug, welchen ich ihm nicht zurückgegeben hatte.

Ich konnte es nicht. Ich wusste, dass es ein Abschied für immer sein würde und ich wollte ein Stück von ihm behalten. Sodass er nicht vollständig aus meinem Leben verschwindet, sondern ich immer noch ein Teil von ihm habe.

Jedoch riecht der Pullover schon lange nicht mehr nach ihm. Er stinkt nach Schweiß und Frittierfett, durch das Essen, welches ich bestellt hatte. Zum Kochen fehlte mir der Antrieb, sowie zum Einkaufen oder essen gehen auch.

Kai hatte mir nochmal eine Nachricht geschrieben, ob denn bei mir alles okay sei. Aber ich habe nur mit einem Daumen nach oben geantwortet und mein Handy beiseite gelegt. Seit vier Tagen habe ich nicht mehr darauf geschaut.

Generell habe ich nichts getan, als hier zu liegen und meine Gedanken zu sortieren. Ich habe über die letzten drei Jahre nachgedacht. Dabei besonders über die letzten Wochen.

Ich werde mich wohl immer dafür hassen, dass ich Kai durch meine eigene Dummheit verloren habe. Ich hätte glücklich sein können. Er hätte jetzt hier neben mir, in meinen Armen liegen können. Wir hätten zusammen sein können, doch ich war ein unglaublicher Idiot und habe alles ruiniert. Und das werde ich nun für immer bereuen dürfen.

Ich habe unzählige Nachrichten erhalten, wie es mir geht, wieso ich mich nicht melde und wann ich denn wieder zum Training erscheine. Ich habe mich krank gemeldet. Grippe, hohes Fieber, Erbrechen und Schüttelfrost. Tatsächlich habe ich all diese Symptome, doch die Grippe war gelogen.

Umso mehr ich nachdenke, desto mehr spüre ich, wie sich eine neue Panikattacke in mir breit macht. Mein Herz schlägt unheimlich schnell, mein Puls beschleunigt sich und ich habe das Gefühl zu ersticken. Meine Kehle schnürt sich komplett zu und ich kann mich kaum noch bewegen. Mein Körper fühlt sich völlig steif und taub an und ich habe keine Macht mehr über ihn. Ich liege hilflos da und hoffe, nicht gleich schmerzhaft zu sterben. Tränen fließen mir aus den Augen, da ich mich einfach völlig überfordert und hilflos fühle. Auf meiner Haut liegt eine Gänsehaut und ich zittere am gesamten Körper, obwohl mir eher unheimlich heiß ist. Und die Gedanken nehmen kein Ende.

Ich habe es verdient, mich so unglaublich schlecht zu fühlen. Ich hätte alles haben können, was ich wollte. Ich hätte ihn haben können. Aber es ist zu spät und ich kann es ihm nicht verübeln, dass er mich nicht mehr will. Ich selbst würde es mir auch niemals verzeihen, was ich getan habe. Nicht jetzt, nicht in einigen Wochen oder Monaten, auch nicht in Jahren. Es ist unverzeihlich und ich hasse mich so unglaublich sehr dafür.

Durch das laute Schluchzen und den Wassermangel fühlt sich meine Kehle unheimlich trocken an und ich bekomme noch weniger Luft. Mein Kreislauf ist alles andere als stabil, weshalb mir schwindelig und schwarz vor Augen wird.

Meine Nägel krallen sich in das Bettlaken und ich versuche mich zu beruhigen, was allerdings nur halb so gut funktioniert, wie geplant. Ich versuche immer ruhiger zu atmen, zähle von hundert in Dreierschritten abwärts und versuche diese dämlichen Schuldgefühle loszuwerden.

Tatsächlich lässt der Schwindel nach einigen Minuten nach und ich bekomme besser Luft. Gegen das zittern kann ich allerdings nichts tun.

Und zum wiederholten Male in dieser Woche denke ich über das Angebot nach. Es wäre gut für mich und meine Karriere. Und es wäre gut für Kai. Er könnte endlich abschließen und müsste sich nicht ständig um mich kümmern. Ich wollte nicht zusagen, ich wollte es wirklich nicht. Doch im Moment fühlt es sich wie die einzig richtige Entscheidung an.

Ich werde es tun. Doch vorher möchte ich wissen, ob die Sache mit Kai und mir wirklich für immer beendet ist, oder es irgendwann noch irgendeine Chance für uns gibt. Sollte es für immer vorbei sein, werde ich sofort meine Sachen packen und diesen dämlichen Vertrag unterschreiben. Es liegt in seiner Hand. Unsere Zukunft liegt allein in Kais Händen.


Relativ kurzes Kapitel, ich weiß. Tut mir leid. Das war eigentlich sowieso nur als kleines "Zwischenkapitel" geplant. Aber dafür bekommt ihr heute noch eins, welches zwar auch nicht wirklich lang, dennoch von großer Bedeutung sein wird! Ich hoffe, es gefällt euch und ihr seid beim nächsten Kapitel auch am start :)

-M <3

FOOL FOR YOU ~ Kai Havertz & Julian BrandtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt