Sicht Julian
Panisch klammert Kai sich an mich, während er weinend und komplett unzurechnungsfähig zu Boden sinkt. Ich versuche die ganze Zeit, ihn zu beruhigen, doch ich glaube, er hört mich gar nicht. Er weint einfach weiter und bricht in sich zusammen. Ich konnte ihm schon die ganze Zeit ansehen, dass es ihm nicht gut geht, aber Mitch hat wohl alles noch schlimmer gemacht. Ohne es zu wissen hat er bei Kai einen Zusammenbruch provoziert. Er hat sich zwar entschuldigt, doch Kai beruhigt sich nicht. Ich glaube eher, es wird schlimmer. Ich habe solche Angst um ihn. Er muss sich dringend beruhigen.
„Kai? Hey Havy, bleib bei mir. Verlier jetzt nicht das Bewusstsein. Atme, bitte." rede ich auf ihn ein, doch er hört mich nicht. Er ist dabei, komplett zu hyperventilieren. Ich spüre, wie sein Körper zittert und sehe, dass er seine Augen nicht länger offenhalten kann, weshalb ich leicht gegen seine Wange schlage, um ihn bei Bewusstsein zu halten.
„Kai, mach die Augen auf. Havy, bitte. Mach die Augen auf und beruhige dich. Bitte Kai." Rufe ich panisch, während mein Herz auf und ab hüpft. Ich habe so große Angst um ihn. Doch egal wie sehr ich versuche, Kai zu beruhigen, ich schaffe es nicht. Denn als ich im nächsten Moment ansetzen und etwas sagen will, spüre ich, wie Kais Körper komplett zusammenbricht und er bewusstlos wird.
„Scheiße. Scheiße, scheiße, scheiße" fluche ich und versuche ihn wach zu rütteln. Doch Kai rührt sich kein Stück. Er liegt einfach weiterhin bewusstlos und völlig verschwitzt in meinen Armen.
„Steht doch nicht so dumm rum, meine Fresse. Ruft mal einer den Notarzt? Wie könnt ihr nur alle so dumm rumstehen und nichts tun?" Schreie ich mein Team und den Trainer an, welche sich das Szenario nur angesehen haben. Nur unser Trainer hat die anderen ein wenig weiter von uns weggeschickt, doch sie standen noch immer so nah, dass sie alles beobachten konnten.
Plötzlich ging alles ganz schnell. Ich erlebte die nächste halbe Stunde wie im Tunnelblick. Kai, welcher langsam wieder zu sich kam, nachdem er von den Sanitätern behandelt wurde, wurde gerade in den Krankenwagen transportiert.
Ich habe bestimmt zehn Minuten mit den Sanitätern diskutiert, dass ich mitfahren möchte, doch sie haben mich nicht gelassen. Sie meinten, er bräuchte Ruhe und ich könnte morgen ins Krankenhaus kommen. Ganz einverstanden war ich damit nicht, aber ich werde es wohl akzeptieren müssen.
Es herrscht totenstille in der Kabine. Niemand traut sich auch nur ein Wort zu verlieren. Jeder steht noch viel zu sehr unter Schock. Vor allem Mitch kann man ansehen, dass er ein ziemlich schlechtes Gewissen hat. Einerseits ist er selbst Schuld daran, aber er tut mir trotzdem ein wenig leid. Er wusste ja nicht, dass Kais Mutter gestorben ist, aber seine Sprüche gingen trotzdem viel zu weit.
„Tut mir leid. Ich wollte nie, dass er zusammenbricht. Ich wusste das doch nicht." Entschuldigt sich Mitch weiter, woraufhin ich aber nur abwinke.
„Lass gut sein. Klär das mit ihm, nicht mit mir." Sage ich und verlasse dann mit dem Rest des Teams die Umkleidekabine.
„Kommst du noch mit, etwas trinken? Nur ein oder zwei Bier. Ich glaub nach dem ganzen Stress könnte dir das auch ganz gut tun Jule." Spricht Kevin neben mir. Sollte ich jetzt wirklich an Alkohol denken? Kai liegt im Krankenhaus und ich gehe in eine Bar? Das kann ich doch nicht machen. Aber vielleicht hat Kevin recht. Die letzten Tage waren wirklich sehr anstrengend, auch für mich, weshalb ein paar Bier gar nicht so schlecht klingen.
„Klingt gut. Ich bin dabei." Antworte ich.
So machen sich also Sam, Mitch, Kevin, Jonathan und ich auf den Weg zu unserer Lieblingsbar etwas außerhalb von Leverkusen. Die anderen hatten alle keine Lust mitzukommen, also gingen wir nur zu fünft.
Dort angekommen, bestellte ich mir erstmal ein großes Bier an der Bar. Die Jungs griffen eher zu Wodka-Cola, Bacardi Razz und Gin Tonic. Doch da wir morgen Abend wieder Training haben würden, wollte ich wirklich nur ein oder zwei Bier trinken. Ich vertrage aber ehrlich gesagt auch nicht so viel Alkohol, wie die anderen, weshalb ich mich oft eher zurückhalte.
„Wieso warst du die letzten zwei Wochen eigentlich auch nicht da? Ich meine, dass Kai weg war, ist verständlich. Aber wieso du?" Fragt Sam neugierig. Ich nehme einen großen Schluck meines Biers, bevor ich mich zu ihm drehe und ihm die gesamte Situation erkläre. Ich wollte einfach für Kai da sein. Ich hätte es mir nie verziehen, wenn er all das allein hätte durchmachen müssen und ihm noch irgendwas passiert wäre.
Die Jungs nicken nur, ändern dann aber schnell das Thema. Sie sprechen über das letzte Spiel gegen Gladbach, bei welchem Kai und ich nicht dabei waren. Sie haben 2:0 gewonnen. Außerdem haben sie danach ein Fifaturnier veranstaltet, welches Sam wohl gewonnen hat.
Da mich das gerade aber so gar nicht interessiert, und mein Getränk leer ist, stehe ich von unserem Tisch auf und laufe wieder nach vorn an die Bar. Dort angekommen lasse ich mich auf einen der Stühle fallen und bestelle mir ein weiteres Bier.
„Harten Tag gehabt?" Fragt eine hübsche Frau mit braunen langen Locken neben mir, welche mich herzlich anlächelt.
„Harte Woche trifft es eher." Gebe ich lachend zurück.
„Da sind wir wohl schon zu zweit. Ich bin übrigens Emma." Stellt sie sich vor, während ich mein Getränk erhalte. Ich greife nach dem kühlen Bier, halte es zu ihr, um mit ihr anzustoßen und stelle dann auch mich vor. „Ich bin Julian"
„Freut mich dich kennenzulernen Julian."
Wir verstehen uns wirklich gut. Den ganzen Abend reden und lachen wir, solange bis die Jungs sich von mir verabschieden um zu gehen. Doch ich will noch nicht gehen. Emma ist wirklich nett, lustig und interessant. Außerdem ist sie wahnsinnig hübsch und charmant. Eine Beziehung könnte ich mir zwar nicht mit ihr vorstellen, aber gegen eine Freundschaft, Freundschaft Plus oder einen One Night Stand spricht ja nichts. Immerhin ist sie wirklich klug, interessant und lustig. Sie ist ein wenig wie Kai, nur in weiblich.
„Hast du heute noch etwas vor?" Frage ich sie, in der Hoffnung, sie würde mit zu mir kommen.
„Noch nicht, nein" antwortet sie lächelnd, wodurch auch mein Grinsen wächst.
Heute würde wohl noch so einiges passieren. Nach fast drei Wochen und dem ganzen Stress der letzten Tage ist das wohl auch wirklich dringend nötig. Viel zu lang ist es her, dass ich das letzte Mal Sex hatte, doch das wird sich heute ändern. Wir müssen nicht einmal aufpassen, dass wir nicht zu laut sind, da Kai nicht zu Hause ist. Er würde sich morgen sonst nur wieder beschweren. Aber ich will jetzt auch gar nicht mehr weiter über Kai nachdenken, viel zu fokussiert bin ich auf die brünette Schönheit, mit welcher ich gerade die Bar verlasse.
Tut mir wirklich leid, dass wieder so lang nix von mir kam. Ich wusste irgendwie gar nicht, wie ich dieses Kapitel schreiben soll. ich hab es auch mehrmals umgeschrieben, aber so richtig überzeugt bin ich davon immer noch nicht. Trotzdem wollte ich euch nicht länger warten lassen, weshalb ich es jetzt einfach hochlade. Ich hoffe, es gefällt euch trotzdem ein wenig :)
-M <3
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FOOL FOR YOU ~ Kai Havertz & Julian Brandt
FanfictionLeverkusen 2018 Verliebt sein ist doch etwas tolles. Verliebt sein gibt dir das Gefühl, du würdest schweben. Du fühlst dich auf Wolke 7 und schwebst immer weiter. Jeder will doch nur die Liebe seines Lebens finden. Die Person, mit welcher man durch...