Sicht Julian
Seit zwei Tagen reden Kai und ich nicht mehr wirklich miteinander. Seitdem wir diesen Streit hatten, gehen wir uns größtenteils nur noch aus dem Weg. Ich verstehe einfach nicht, was sein scheiß Problem mit mir ist. Wenn er nicht langsam wieder normal wird, kann er sich eine neue Wohnung oder einen neuen Mitbewohner suchen. Ich hab echt keine Lust mehr auf diese ständigen Streitereien. Vor allem weil es auch immer so sinnlos ist. Was geht es ihn an, mit wie vielen ich schlafe?
Selbst beim Training sieht er mich nicht einmal an. Das ganze geht schon so weit, dass mich mittlerweile jeder aus der Mannschaft darauf angesprochen hat, was denn bei uns vorgefallen ist. Gern würde ich diese Frage beantworten, doch ich weiß es selbst nicht. Ich verstehe Kai einfach nicht.
„Rede doch einfach mal mit ihm" redet Kevin auf mich ein, welcher gerade die Partnerübung mit mir macht.
„Ganz bestimmt nicht. Ich hab letztes Mal schon nachgegeben. Ist doch nicht meine Schuld, dass er sich wie ein verdammter Idiot verhält."
„Ihm fällt die Situation auch nicht gerade leicht. Weißt du, wie verletzt er ist?" Kai und verletzt? Was ein Blödsinn. Und selbst wenn, ist das seine eigene Schuld.
„Ich bin auch verletzt, und? Soll ich ihm jetzt deswegen in den Arsch kriechen? Wenn er will, dass wir uns vertragen, kann er sich auch mal entschuldigen." Erkläre ich meinen Standpunkt. Ich werde sicher nicht schon wieder nachgeben, das kann er vergessen.
„Ich hab gehört wie er gestern auf der Toilette geweint hat. Ich glaube, das belastet ihn mehr, als du denkst." Sagt er leise. Sofort blicke ich zu Kai, welcher wirklich nicht gerade glücklich aussieht.
„Aber wieso muss ich mich denn immer zuerst entschuldigen?" Frage ich genervt, zurück an Kevin gewandt.
„Du musst dich nicht zuerst entschuldigen. Versuch doch einfach mal ein Gespräch mit ihm zu führen, wenn ihr zuhause seid. Frag ihn, was los ist und vielleicht vertragt ihr euch ja wirklich wieder." Vielleicht hat Kevin recht. Vielleicht sollte ich mit ihm reden.
Zuhause angekommen setze ich den Plan auch direkt in die Tat um. Kai ist schon in sein Zimmer verschwunden, weshalb ich kurz vor seiner Tür stehen bleibe, tief durchatme und dann anklopfe. Keine Reaktion. Kein ja, kein nein, nichts. Nochmal klopfe ich und erneut, keine Reaktion.
„Kai? Darf ich reinkommen? Bitte. Lass uns reden." Rufe ich durch die Tür. Wieder keine Reaktion. Jetzt reicht es. Ich öffne die Tür und betrete sein Zimmer. Das einzige was ich wahrnehme, ist ein leises schluchzen, welches unter seiner Bettdecke hervordringt.
Langsam gehe ich auf das Bett zu, setze mich neben Kai und entferne die Bettdecke so weit, dass ich Kai ansehen kann. Seine tränenüberströmten Augen finden direkt meine. Sofort meldet sich mein schlechtes Gewissen wieder.
„K-kannst... Kannst du b-bitte gehen?" Schnieft er und wendet seinen Blick von mir ab.
„Nein, wir reden jetzt. Kannst du mir nicht bitte verraten was mit dir los ist? Kai ich mache mir Sorgen. Das bist doch nicht du. Du verhältst dich so komisch in letzter Zeit." Bitte ich ihn, doch er schüttelt nur den Kopf.
„Setz dich mal bitte hin" fordere ich, was er sogar sofort tut. Direkt rücke ich näher an ihn und schließe ihn in meine Arme. Ich nehme nur wahr, wie er ungehemmt in meine Halsbeuge weint.
„Kai, ich kann dir nicht helfen, wenn du mir nicht sagst, was mit dir los ist." Versuche ich es erneut.
„Tut mir leid Jule, aber ich-" sein Telefon unterbricht ihn. Mein Blick wandert kurz zu dem Display, auf welchem ein Anruf von seiner Schwester erscheint.
„Ich geh mal kurz ran." Sagt er, worauf ich nicke. Schnell nimmt er ab.
„Hallo?" Fragt er und versucht dabei nicht so verheult zu klingen.
Was genau Lea spricht, kann ich nicht verstehen. Ich sehe nur, wie Kai alle Gesichtszüge entgleisen und sich neue Tränen in seinen Augen sammeln.
„Nein, das ist ein Witz oder?" Fragt er, während seine Tränen immer schneller laufen. Ich weiß gar nicht was ich tun soll. Was hat sie ihm gesagt? Soll ich ihn wieder in den Arm nehmen? Seine Tränen weg streichen? Ihn allein lassen? Fuck, ich habe absolut keine Ahnung, was ich tun soll.
„Ja okay, ich- ich packe meine Sachen und komme sofort. Bis später." Verabschiedet er sich und legt schließlich auf.
Was danach passiert, werde ich wohl für mein ganzes Leben nicht mehr vergessen. Kai, wie er aufspringt und fast das Gleichgewicht verliert. Sofort bin ich an seiner Seite und stütze ihn. Doch viel bringt es nicht, denn er lässt sich einfach, mit mir, zu Boden sinken und klammert sich an mich. Sein Griff ist so fest, dass ich mich nicht von ihm lösen könnte. Sein Schluchzen ist so laut, dass es mir das Herz zerreißt. Sein Atem wird immer schneller und ich habe Angst, dass er gleich hyperventiliert.
„Kai, beruhige dich. Was ist denn passiert?" Frage ich so sanft und einfühlsam wie möglich.
„Lea- sie. Meine Mutter. Ich muss nach Aachen." Schluchzt er immer weiter. Ich verstehe nicht, was er mir damit sagen will.
„Was hat Lea gesagt? Was ist mit deiner Mutter?" Stelle ich die nächste Frage, um besser verstehen zu können, was hier überhaupt gerade abgeht.
„Sie hatte einen Herzinfarkt. Die Chancen stehen nicht gut Jule" schnieft er und vergräbt sein Gesicht an meiner Brust, während er noch immer ungehemmt weint.
Fuck. Meinen besten Freund so zu sehen zerbricht mir mein Herz. Ich kann ihn doch nicht so aufgelöst wie er ist allein nach Aachen fahren lassen. Das ist viel zu gefährlich.
Langsam hebe ich ihn aufs Bett und löse mich von ihm, bevor ich anfange erst seine und dann meine Sachen zu packen.
„W-was machst du da?" Fragt er, während seine Tränen kein Ende nehmen.
„Wie siehts denn aus? Ich packe unsere Sachen und dann fahren wir nach Aachen." Erkläre ich.
„Nein Jule, du musst das nicht tun. Du musst doch hier bleiben. Das Training-" versucht er mich abzuhalten, aber ich lasse mich nicht umstimmen.
„Das Training ist mir scheißegal, wenn du mich gerade brauchst. Ich werde dich nicht alleine lassen. Ich rufe Peter an und kläre alles mit ihm ab. In zehn Minuten fahren wir los." Bestimme ich, nehme mein Handy und verlasse den Raum.
Sofort rufe ich unseren Trainer an und erkläre ihm die Situation. Nichts könnte mich jetzt davon abhalten, für meinen besten Freund da zu sein. Egal ob ich Training habe, egal ob wir unseren Streit noch nicht geklärt haben. Ich werde immer für Kai da sein, egal wann, egal wie, egal wo. Immer. So lange ich lebe.
Hier ein neuesKapitel :) Ich hoffe es gefällt euch🥰 (auch wenn es nicht wirklich positiv geworden ist)
-M<3
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FOOL FOR YOU ~ Kai Havertz & Julian Brandt
FanfictionLeverkusen 2018 Verliebt sein ist doch etwas tolles. Verliebt sein gibt dir das Gefühl, du würdest schweben. Du fühlst dich auf Wolke 7 und schwebst immer weiter. Jeder will doch nur die Liebe seines Lebens finden. Die Person, mit welcher man durch...