Please Havy, wake up

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Sicht Julian

Drei Tage. Drei verdammt lange Tage ist es nun her, seitdem Kai im Koma liegt. Den dritten Tag hintereinander sitze ich nun an seinem Krankenhausbett, halte seine Hand, auf welcher ich immer wieder leichte Küsse verteile und hoffe darauf, dass er bald wieder aufwacht. Meinen Kopf habe ich auf seiner Brust gebettet, auf welcher ich ungehemmt weine.

Ich höre seinem unregelmäßigen Herzschlag zu, welcher kaum zu hören ist. Ich spüre, wie sein Brustkorb sich hebt und senkt, was dem Beatmungsgerät zu verdanken ist. Tausend Schläuche zieren seinen sonst makellosen, inzwischen aber eher blassen, müden und leblosen Körper. Kai steht kurz vor dem Tod und all das ist meine Schuld.

Seit dem Unfall habe ich nicht geschlafen. Ich habe nur noch geweint und mich in mein Bett gelegt, mit Kais Pullover in meinen Arm. Mein Bett erinnert mich immer wieder an die gemeinsame Nacht mit Kai und damit auch an den größten Fehler meines Lebens. Ich rieche immer wieder seinen Geruch und hasse mich jede Sekunde mehr. Ich habe ihm das Herz gebrochen. Wie konnte ich nur so dumm sein? Wie konnte ich ihn wegen einer Wette missbrauchen? Wie konnte ich all das Vertrauen und unsere Freundschaft wegschmeißen? Wie konnte ich ihm nur so weh tun...

Wegen mir liegt er im Koma und niemand weiß, ob er es schaffen wird. Die Ärzte machen mir keine Hoffnungen. Im Gegenteil. Sie meinen, ich solle mich von Kai verabschieden. Sie meinen, er würde nicht genug kämpfen. Er tut nichts dafür, bald aufzuwachen. Seine Werte verbessern sich nicht, sondern werden immer schlechter. Die Ärzte meinen, er würde nicht mehr aufwachen. Sie sagen, er wird bald sterben.

Ich kann das nicht glauben. Ich will das nicht glauben. Kai ist ein Kämpfer und jetzt wollen sie mir einreden, er würde nicht um sein Leben kämpfen? Mein Kai? Er ist der stärkste Mensch den ich kenne. Er hat schon so vieles erreicht, was keiner für möglich gehalten hätte. Er ist durch die Hölle gegangen und hat all das überlebt. Wenn einer es schaffen kann, dann er. Da bin ich mir sicher. Mein Havy wird nicht aufgeben. Er wird leben.

Kais Familie ist gestern angereist. Sein Vater, seine Schwester und sein Bruder haben sich ein Hotel hier in der Nähe gesucht, um nicht zu verpassen, wenn Kai aufwacht. Jeden Tag sind sie hier. Mal lösen sie mich ab, mal ich sie. Sie sind alle sehr aufgelöst. Wer kann es ihnen verübeln? Erst stirbt Kais Mutter und dann liegt er im sterben. Das muss unglaublich schrecklich für sie sein. Ich verstehe ihre Angst, ich selbst habe ebenso große Angst. Aber er wird aufwachen, da bin ich mir sicher.

„Havy, ich weiß, ich bin der letzte den du bei dir haben willst. Das verstehe ich komplett. Ich habe dir das wohl schlimmste angetan, was ich hätte tun können. Du glaubst nicht, wie sehr ich alles bereue.

Ich habe mal gehört, Menschen die im Koma liegen hören alles, was ihnen gesagt wird. Ich weiß nicht, ob es stimmt. Vielleicht hörst du mich auch gar nicht, vielleicht aber ja doch. Für den Fall dass du mich hörst, will ich dir etwas sagen. Wer weiß, ob ich jemals wieder die Chance dazu bekommen werde. Am besten fang ich einfach mal an.

Es tut mir so leid, was passiert ist. Es tut mir leid, was ich getan habe. Mir tut es leid, dass ich dieser Wette zugestimmt habe. Es tut mir leid, dass ich dich ausgenutzt und angelogen habe. Es tut mir leid, dass ich dir das Herz gebrochen habe. Das wollte ich nie. Es tut mir auch leid, dass ich dich angefahren habe und du wegen mir hier liegst. Mit einem Schädel-Hirn-Trauma, ohne dass jemand weiß, ob du es schaffen wirst. Die Ärzte sagen, dass es schlecht aussieht. Sie geben dir nicht mehr lange und wollten sogar schon die Geräte abschalten. Aber das können sie vergessen. ich schwöre dir, selbst wenn mein gesamtes Vermögen dafür draufgeht, diese Geräte werden nicht abgeschaltet.

Auch wenn ich der letzte bin, der irgendwelche Ansprüche haben darf, möchte ich dich um eine Sache bitten. Kämpfe um dein Leben. Bitte Havy. Ich weiß, dass du es schaffen kannst. Du kannst das überleben. Tu es nicht für mich. Tu es für dich, deine Familie, die Fans, Simon. Bitte Havy. Ich weiß, dass ich der letzte bin, der dich um etwas bitten darf, aber ich flehe dich an. Bitte kämpfe um dein Leben. Ich kann dich nicht verlieren. Ich liebe dich und ich wünschte, es hätte mich getroffen. 

Ich sollte hier liegen, nicht du. Ich sollte darum kämpfen, wieder die Augen öffnen zu können. Du hast all das nicht verdient. Du solltest leben, lachen und glücklich sein. Du darfst nicht sterben. Bitte Havy. Wenn du mich hören kannst, versprich mir, dass du nicht aufgibst. Versprich mir, dass du nicht stirbst. Wach auf, schrei mich an, rede nie wieder ein Wort mit mir oder überfahr mich. Aber bitte wach auf. Bitte Kai. Ich kann nicht zulassen, dass du stirbst. Das überlebe ich nicht."

Diese Worte schluchze ich an seine Brust und weine immer weiter. Ich kann ihn nicht verlieren. Er darf nicht sterben. Nicht jetzt, nicht hier, nicht bevor ich diese Welt verlasse. Er hat ein langes glückliches Leben verdient. Ein langes glückliches Leben, in welchem er geliebt wird. In welchem er all das bekommt, was er will. Ein Leben, welches ich ihm wahrscheinlich niemals bieten könnte.

Würde er nur aufwachen. Dann wäre alles gut. Aber ich kann nicht in dem Wissen leben, meinen besten Freund ermordet zu haben. Ich kann nicht in dem Wissen leben, dass Kai stirbt. Das geht einfach nicht.

„Jule?" Flüstert eine raue Stimme, welche mich direkt hochschrecken lässt.



Heyyy, hier ein neues Kapitel für euch. Tut mir leid, dass es ein wenig kürzer geworden ist. ich bin nicht wirklich damit zufrieden, hoffe aber, es gefällt euch trotzdem. Ich versuche so schnell wie möglich wieder etwas zu posten. Bis dahin, wünsche ich euch noch einen schönen Abend :)

-M <3

FOOL FOR YOU ~ Kai Havertz & Julian BrandtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt