Sicht Julian
„Guten Morgen. Ich hoffe ihr seid alle fit und bereit für das heutige Training und das morgige Spiel. Wir kommen etwa 15 Uhr am Hotel an. Um 16 Uhr treffen wir uns alle auf dem Trainingsplatz. Zwischen 18:30 Uhr und 20 Uhr gibt es dann im Hotel Abendessen. Die Zimmeraufteilung und den Plan für morgen sage ich später noch an. Jetzt sucht euch bitte alle einen Platz und dann können wir losfahren." Sprach Peter, unser Trainer. Wir folgten seiner Anweisung und stiegen in den großen Bus, welcher uns von Leverkusen nach München bringen sollte. Ich ließ mich auf einen freien Platz in der Mitte des Busses fallen, neben mir mein bester Freund, welcher sich schon seine Kopfhörer in die Ohren gesteckt hat und aus dem Fenster sah.
In den letzten Wochen war er irgendwie komisch geworden. Er hat sich irgendwie ein wenig von mir distanziert. Klar, wir wohnen zusammen und machen zusammen die größte Scheiße. Aber seit ein paar Wochen verhält er sich äußerst komisch in meiner Nähe. Er sieht mir bei Gesprächen nicht mehr so lang in die Augen, er redet nicht mehr mit mir über seine Probleme, sondern streitet alles ab. Was ist nur los mit ihm? Normal würde das sonst niemandem auffallen. Aber ich kenne ihn besser, als jeder andere, weshalb es mir sogar auffallen würde, wenn eine seiner perfekten Locken nicht auf dem vorgesehenen Platz auf seinem Kopf liegt. Vorsichtig legte ich meine Hand auf sein Bein, welches schnell auf und ab wippte. Erschrocken sah er mich an und nahm einen Kopfhörer aus seinem Ohr.
„Ist alles in Ordnung?" Fragte ich leise, sodass nur er es mitbekam.
„Natürlich Jule." Erwiderte er, stöpselte seinen Kopfhörer wieder in sein Ohr und sah wieder aus dem Fenster. Wieder konnte er mir nicht in die Augen sehen. Jetzt reicht es mir. Er soll endlich mal den Mund aufmachen. Grob packte ich die Schnüre der Kopfhörer und zog sie ihm einfach aus den Ohren.
„Ey, was soll das?" Protestierte er.
„Hör auf mir vormachen zu wollen, dass alles gut ist. Ich kenne dich Kai. Besser als du es dir wünschen würdest. Also rede doch einfach mit mir." Flüsterte ich und sah ihn eindringlich an. Er schluckte kurz und wollte zum reden ansetzen, bevor er den Blick von mir abwandte und sprach „Ich bin nur aufgeregt. Bayern ist ein starker Gegner. Mach dir keine Sorgen, alles ist gut."
Es war eine Lüge. Jedenfalls teilweise. Ich wusste, wie viel Angst Kai vor jedem Spiel hat, doch das war nicht der einzige Grund für sein Verhalten. Doch ich konnte ihn ja schlecht zwingen, es mir zu verraten. Also hielt ich einfach den Mund, gab ihm seine Kopfhörer zurück und wandte mich Mitch zu, welcher rechts neben mir mit Sam auf einem Zweierplatz saß. Zwischen uns war nur ein kleiner Gang, wodurch ich mich gut mit ihm unterhalten konnte. Ich spürte noch Kais Blick auf mir, bevor er wieder aus dem Fenster sah.
„Was ist denn bei euch los? Ist euch das zusammenleben so zu Kopf gestiegen?" Lachte Mitch.
„Ach Halt doch die Klappe" gab ich genervt zurück. Aber Mitch hatte Recht. Das zusammenleben mit Kai war zwar toll, aber seitdem hat er sich immer mehr von mir distanziert. Ich dachte damals, es wäre eine gute Idee, da wir eh jede freie Minute zusammen verbracht hatten. Doch nun ist es irgendwie seltsam. Wir sind zwar noch beste Freunde, lachen noch wie vorher, zocken zusammen und reden viel, aber irgendetwas zwischen uns hat sich verändert. Doch ich weiß nicht, was genau es ist.
„Jetzt schon Ehekrise? Ich dachte die würde bei euch beiden erst später kommen." Sagte nun auch Sam, welcher mit Mitch einschlug.
„Ihr labert mal wieder nur Müll." Antwortete ich. Die beiden können echte Nervensägen sein.
Neben mir spürte ich, wie Kai seinen Kopf auf meiner Schulter ablegte und dieser kurz darauf tiefer, bis auf mein Schoß fiel. Er scheint wohl eingeschlafen zu sein. Lächelnd beobachtete ich ihn und ließ meine Finger durch seine weichen Locken gleiten. Ich liebte es immer wieder, seine Haare zwischen meinen Fingern zu spüren. Und Kai genoss es ebenfalls sichtlich, denn er schmiegte sich im Schlaf noch näher an mich.
Es war komplett normal bei uns, dass wir mal kuschelten, uns umarmten oder auf der Schulter oder dem Schoß des anderen einschliefen. Nur verstanden das unsere Teamkollegen meist nicht. Oft machten sie Witze darüber, wie intensiv unsere Freundschaft war. Mir machte das nicht viel aus, doch Kai traf das ganze sehr. Auch wenn wir nie darüber geredet hatten, wusste ich das. Und da man Kai damit schneller auf die Palme bringen konnte als mich, bekam er die meisten Sprüche zu hören. Klar meinten die anderen es witzig, doch für Kai war es alles andere als das. Mir war es egal, wenn die anderen uns als altes Ehepaar bezeichneten oder Vermutungen darüber aufstellten, ob wir in einer Beziehung wären. Wir wussten, dass es nicht stimmt und das reichte mir. Doch bei Kai sah das anders aus. Er schämte sich, wenn er solche Sprüche gesagt bekam. Einmal kamen wir zu spät, da mein Auto nicht angesprungen war, da brachte Mitch einen dummen Spruch, ob wir denn eine zu lange Nacht gehabt hätten und deshalb verschlafen hätten. Ich lachte nur, doch Kai verdrehte die Augen und lief in die Kabine, während er uns stehen ließ. Immer wenn ich ihn darauf ansprechen wollte, kam von ihm nur ein Lass gut sein Jule. Ich versuchte schon, mit den anderen zu reden, doch sie hörten nicht auf. Vielleicht sollte ich nochmal mit Kai reden. Er müsste aufhören, sich sowas zu Herzen zu nehmen.
„Ach süß. Dein Boyfriend findet dich wohl sehr gemütlich." Lachte Mitch wieder, worauf ich ihm nur einen genervten Blick zuwarf.
„Kai ist nicht mein Boyfriend. Wir sind beste Freunde. Haltet euch doch einfach raus."
„Ist klar Jule. So wie er dich anschaut ist da sicherlich nicht nur Freundschaft. Er sieht dich jedesmal so an, als hättest du höchstpersönlich zwanzig Esel gerettet und ihm geschenkt und dazu noch den WM Pokal gewonnen. Glaub mir, der Kleine steht auf dich." Fügte Sam hinzu. Was die nur wieder labern. Kai und ich sind Freunde und da wird auch nie etwas anderes sein. Weder von seiner Seite aus, noch von meiner.
„Ihr seid absolut hohl, wisst ihr das? Kai steht nicht auf mich. Und selbst wenn, dann wäre er trotzdem nur mein bester Freund. Bekommt euch mal wieder ein."
DU LIEST GERADE
FOOL FOR YOU ~ Kai Havertz & Julian Brandt
FanficLeverkusen 2018 Verliebt sein ist doch etwas tolles. Verliebt sein gibt dir das Gefühl, du würdest schweben. Du fühlst dich auf Wolke 7 und schwebst immer weiter. Jeder will doch nur die Liebe seines Lebens finden. Die Person, mit welcher man durch...