Sicht Kai
Und schon wieder bringt er eine neue Frau mit nach Hause. Das ist nun schon die dritte diese Woche und es ist gerade einmal Donnerstag. Ständig werden es mehr und mehr und immer ist es eine andere. Mal aus einer Bar, mal aus einem Club, mal von Tinder. Doch es lief immer auf das selbe hinaus. Immer lief es darauf hinaus, dass er mit ihnen schläft und sie nach dieser einen Nacht nie wieder sieht.
Jule und ich sind vor zwei Monaten in eine WG gezogen. Hätte ich damals gewusst, dass ich mir seitdem fast täglich sein Sexleben genauestens anhören dürfte, hätte ich wohl nie zugestimmt. Fast jede Nacht hörte ich eine andere Frau seinen Namen stöhnen. Natürlich sollte es mir nichts ausmachen. Wir sind jung und wollen Spaß haben. Das würden jetzt wahrscheinlich viele sagen. Doch das einzige was ich wollte war es, an der Stelle dieser Frauen zu sein. Doch nicht für eine Nacht. Ich wollte jeden Morgen neben ihm aufwachen, jede Nacht in seinen Armen einschlafen, ihn küssen, streicheln und mit ihm zusammen sein. Ich wollte, dass ich derjenige bin, weswegen er unsere Wohnung mit lautem Stöhnen füllt. Nicht eine dieser Frauen, von welchen er wahrscheinlich nicht einmal die Namen weiß. Das war es, was ich wollte. Doch so wie es aussieht, reichte ich ihm nur zum besten Freund.
Gerade war es eine blonde Frau, welche er auf Tinder kennengelernt hatte. Sie waren vorhin zusammen essen und sind nun schon seit einer Stunde in Jules Zimmer beschäftigt. Selbst durch meine Kopfhörer, welche ich auf volle Lautstärke gestellt hatte, konnte ich sie noch hören. Ich konnte genau hören, wie er sie immer weiter Richtig Höhepunkt trieb und wie er seinem Orgasmus selbst immer näher kam. Ich hörte das Bett quietschen, sowie sein immer lauter werdendes Stöhnen. Und nach einem letzten lauten Schrei, wurde es plötzlich ganz still. Nun konnte ich nur noch die Klänge der Musik hören, welche aus meinen Kopfhörern in meine Ohren strömten, während ich auf der Fensterbank saß und den kleinen Wassertropfen dabei zusah, wie sie die Fensterscheibe hinunterliefen.
Meinen Tränen ließ ich einfach freien Lauf. Ich hatte es schon längst aufgegeben, meine Gefühle zu unterdrücken. Ich konnte nicht weiterhin ignorieren, wie sich mein Herz immer weiter zusammenzog und meine Kehle sich zuschnürte. Ich wollte es auch gar nicht mehr ignorieren. Nicht, wenn ich allein war. Allein, in meinem Zimmer. Hier hatte ich meine Ruhe. Vor dem Fußball, vor den Hatern und Kritikern, vor den Paparazzi und vor Jule.
Nach einer viel zu kurzen Nacht, da Jule meinte, noch eine zweite Runde einlegen zu müssen, stand ich nun viertel acht in unserer Küche und kochte Kaffee. Ich sah zu, wie die schwarzbraune Flüssigkeit in die Glaskanne tropfte, bis sie bis zur obersten Linie gefüllt war. Dann schenkte ich mir einen großen Schluck in meine Tasse ein und hob den Rest, wie jeden Morgen, für meinen besten Freund auf. Besagter bester Freund betrat soeben die Küche. Natürlich nur in Unterhose, mit zerzausten Haaren und Knutschflecken, welche auf seinem gesamten, muskulösen Körper verteilt waren. Er sah unheimlich gut aus, doch ich konnte nichts gegen das beklemmende Gefühl in meinem Inneren tun.
„Guten Morgen Havy." Begrüßte er mich und nahm sich ebenfalls seinen Kaffee, bevor er sich neben mir auf einem Stuhl am Küchentisch niederließ.
„Morgen" antwortete ich nicht ganz so freundlich, wie er es wohl erwartet hätte. Ich konnte das nicht. Ich konnte mir nicht jede Nacht anhören, wie er den Spaß seines Lebens hat, während ich heulend vor meinem Fenster sitze und am nächsten Morgen mit ihm gemütlich am Frühstückstisch Kaffe trinke. Das kann ich einfach nicht.
„Du hast aber miese Laune. Schlecht geschlafen?" Fragte er belustigt, woraufhin ich die Augen verdrehte. Natürlich versuchte er, die Situation jetzt aufzuheitern, indem er blöde Sprüche bringt. Aber das geht mir gerade nur noch mehr auf die Nerven wenn ich ehrlich bin.
„Nein, quatsch. Ich hab super geschlafen. Ich musste mir ja nur anhören, wie eine fremde Frau mitten in der Nacht unsere Wohnung zusammen schreit." Gab ich sarkastisch zurück. Jule blickte mich nur grinsend an und schlug gegen meine Schulter.
„Bist doch nur neidisch, dass ich mehr Frauen abschleppe als du." Machte er sich weiterhin über mich lustig. Ich schluckte schwer. Natürlich bin ich eifersüchtig. Aber nicht auf ihn, sondern auf diese Frauen, die jeden Tag in seinem Bett schlafen durften.
„Neidisch? Darauf, dass du bald mehr Geschlechtskrankheiten als Haare hast? Nein danke, ich verzichte." Sagte ich schnippisch, griff nach meiner Tasse und verließ die Küche.
So ein Gespräch will ich beim besten Willen nicht mit ihm führen. Nicht wenn ich mir vor wenigen Stunden noch anhören musste, wie andere Frauen das bekamen, was ich mir schon so lange wünschte. Doch ich müsste mich wohl oder übel damit abfinden.
„Kai?" Sprach Jule nach einiger Zeit und betrat mein Zimmer.
„Hmm, was ist?" Fragte ich, während ich meinen Rucksack packte. Morgen früh würden wir nach München fahren, für das nächste Auswärtsspiel. Wir würden dort eine Nacht in einem Hotel bleiben, wo Jule und ich auf einem Zimmer sein würden. Wenigstens würde ich da meinen Schlaf bekommen.
„Tut mir leid. Ich wollt echt nicht, dass du uns hörst." Seine Entschuldigung klang ernst gemeint. Ich konnte ihm noch nie lange böse sein, weshalb ich einfach anfing zu lachen.
„Junge dein Ernst? Das konnte man gar nicht überhören. Such dir das nächste mal ein Hotel oder zieh wieder in eine eigene Wohnung. Ich hab echt keine Lust, ständig unter Schlafmangel zu leiden." Schmunzelte ich, worauf ich ein kleines Lächeln von ihm zurück bekam.
„Stell dich mal nicht so an. Wenn du irgendwann mal eine abschleppen solltest, werd ich dir auch nicht am nächsten Tag damit auf den Sack gehen." Sprach er belustigt, was mir wieder einen gewaltigen Stimmungsdämpfer gab. Ich wollte keine andere Frau abschleppen. Ich wollte ihn. Nicht mehr und nicht weniger. Nur ihn, Julian Brandt.
„Jetzt hör auf so blöd zu gucken. Du findest schon noch eine. Wenn wir aus München zurück sind, gehen wir in den Club und suchen dir ein Mädchen. Okay?" Schlug er vor und boxte mir leicht gegen den Oberarm. Ich zuckte nur mit den Schultern und packte meinen Rucksack weiter.
„Hey. Alles gut? Du weißt, dass du mit mir reden kannst wenn dich was bedrückt, oder?" Fragte er sanft. Natürlich bemerkte er, dass etwas nicht stimmte. Er war immerhin Jule. Er bemerkte immer, wenn es mir schlecht ging.
„Ich weiß Jule. Aber es ist alles okay. Wirklich." Versicherte ich ihm, worauf er mich ungläubig musterte, es aber dabei beließ.
„Gut. Wie siehts aus, hast du Lust auf Fortnite?" Wie sollte ich dazu schon nein sagen können?
„Klar. Hast du Lust zu verlieren?" Gab ich zurück, worauf er lauthals losprustete.
„In deinen Träumen Havy. Wenn einer verliert, dann ja wohl du."
„Das werden wir ja sehen."
Und hiermit herzlich willkommen zu meiner neuen Geschichte. Da ich das schreiben wirklich vermisst habe und diese Nacht meine erste Belegarbeit fertig bekommen habe, dachte ich, es wäre Zeit für eine neue Geschichte. Ich hoffe sie gefällt euch bis hierhin schonmal ein wenig. Leider kann ich euch nicht versprechen, dass ich regelmäßig etwas posten werde. Ich werde das ganz nach Gefühl machen und je nachdem wie ich Zeit habe. Aber ich versuche, es mindestens einmal wöchentlich zu schaffen. Ich hoffe es geht euch allen gut und euch gefällt das erste Kapitel. Schreibt mir gern eure Gedanken dazu in die Kommentare, ich bin gespannt :)
-M <3
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FOOL FOR YOU ~ Kai Havertz & Julian Brandt
FanficLeverkusen 2018 Verliebt sein ist doch etwas tolles. Verliebt sein gibt dir das Gefühl, du würdest schweben. Du fühlst dich auf Wolke 7 und schwebst immer weiter. Jeder will doch nur die Liebe seines Lebens finden. Die Person, mit welcher man durch...