Chapter 18

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- Felix -

An unserem Tisch in der Cafeteria brach das Chaos aus, sobald Changbin heraus gestürmt war. Chan und Seungmin versuchten abwechselnd Changbin zu erreichen, während Jisung auf Minho einredete, damit dieser nicht auf Wooyoung losging. Hyunjin warf Flüche duch die Gegend, die auf das neue Campus-Paar gerichtet waren, was aber nur wir verstanden. Zum Glück, eine Streitsituation würde das alles nur noch schlimmer machen und das versuchte Jeongin auch Hyunjin zu sagen, sobald seine Stimme immer lauter wurde.

"Ich bringe die zwei um, was fällt ihm ein nach drei Monaten hier rumzumachen?" Hyunjin war außer sich vor Wut, eine Wut, die ich so noch nie bei ihm gesehen hatte. "Hör auf, Hyunjin. Die haben sich verliebt, das passiert und kann keiner vorhersehen und die halten doch nur Händchen." versuchte es Jeongin, der bei seinen Worten selber zum zerreißen angespannt klang. Er versuchte die Situation zu entschärfen, wollte aber am liebsten selber ausrasten.

"Scheiße, er geht immer noch nicht ran." Chans Sorge ging auf mich über. In ihr schwang Angst mit. Angst um Changbin, der viel zu Dünn wurde und fast zerbrach.

"Schatz, willst du zu ihm?" fragte Jisung seinen Freund, seine Stimme zitterte vor Panik. "Ich denke nicht, dass ich die richtige Person wäre." Minho schaute auf den Boden vor sich. "Wie meinst du das?" fragte Seungmin "Changbin hat niemanden So nah an sich ran gelassen wie dich." Autsch.

"Das stimmt nicht." Minhos Augen trafen auf meine, die vor aufkommenden Tränen brannten "Changbin hat niemanden so nah an sich ran gelassen, wie Felix."

-

Vor Changbins Wohnung zu stehen und nicht vor dem Haus seiner Eltern fühlte sich komisch und fremd an. Zwei Studentinnen verließen die Wohnung und ließen mich ins Treppenhaus, bevor ich die Klingeln mit seinem Namen drücken konnte. Sie kicherten, nachdem ich mich bedankte.

Laut Minho befand sich Changbins Wohnung im zweiten Stockwerk und während ich die Treppen bis dahin ging, überlegte ich mir meine ersten Worte, sollte er tatsächlich die Tür öffnen und sie nicht sofort wieder zuknallen, sobald er mich sah.

Ich war nicht bereit für diesen Anblick und schon gar nicht für die Gespräche und Situationen, die passieren könnten. Ich kannte Wooyoung nicht, aber neben Eifersucht ihm gegenüber bildete sich auch extreme Wut. Dabei konnte man sich nicht aussuchen in wen man sich verliebte. Ich kannte das Gefühl, hätte wahrscheinlich ein Lied darüber schreiben können.

Vor Changbins Tür zögerte ich, die Klingel zu nutzen oder gegen das Holz zu klopfen. Ich zögerte überhaupt ein Zeichen von mir zu geben und wollte am liebsten wieder den Wohnblock verlassen. Das war ein Changbin, den ich nicht kannte. Ein Changbin, voller Herzschmerz und am Ende seiner Kraft. Ein Changbin, von dem ich nie gedacht hätte, er würde existieren. Dabei war alles an dieser Situation und den Reaktionen absolut menschlich.

Ich klingelte, zeitgleich fing mein Herz an zu rasen. Der Flur war still, genau so wenig konnte ich Geräusche in Changbins Wohnung hören. Ich klingelte erneut und erneut und erneut. Mehrere Minuten, aber niemand öffnete die Tür. Also klopfte ich, ich hämmerte richtig gegen die Tür und als die Sorge Changbin gegenüber die Überhand gewann, schrie ich seinen Namen. Vor Sorge verlor ich die Kontrolle über meine Emotionen, spürte das brennen der Tränen in meinen Augen. "Bin, bitte öffne die Tür." meine Stirn lehnte ich gegen die Tür, mein Klopfen wurde weniger, kraftloser.

Schritte. Ich hörte Schritte und schaute auf, die Tür ging auf und als ich Changbin vor mir sah, die gerötete Haut, die geschwollenen Tränensäcke und die schwankenden Bewegungen seinen Körpers, fuhr Erleichterung durch meinen ganzen Körper. Ich bewegte mich nach vorne und nahm Changbin in die Arme, den zierlichen Körper, den ich so gar nicht kannte.

Er erwiderte sie, fester als die letzte Umarmung auf dem nach Hause weg von Minho und Jisung. Er ließ sich richtig gegen mich fallen, zeigte damit, dass er dankbar war, dass ich hier war und ließ die Tränen fließen.

-

Changbins Kopf lag auf meinem Oberschenkel, sein Gesicht auf den Fernseher gerichtet. Meine Hand fuhr durch die lange Strähnen seiner Haare, seine Tränen waren inzwischen getrocknet, seine Haut dadurch gereizt.

"Es tut mir leid." Ich flüsterte diese Worte, aus Angst, an diesen zu zerbrechen. Changbin schwieg. "Es tut mir leid, dass ich dich und deine Freundschaft nicht festgehalten und darum gekämpft habe, wie ich es in meinen Träumen tat. Es tut mir leid, Bin, wirklich furchtbar leid."

Seine Körperwärme brannte sich durch meine Haut. Er schaute noch immer auf den Bildschirm des Fernsehers. "Felix." sagte er sanft. "Jetzt gerade bist du da und das bedeutet mir wirklich viel." Changbins Stimme klang so brüchig, wie kaputte Fenster im Sturm.

"Möchtest du über Wooyoung reden?" Ich wollte, dass er über ihn redete. Wollte etwas über die beiden als Paar wissen und dass Changbin sich den Stein aus seinem Herzen entfernte, der ihn gefangen hielt.

"Verletzt es dich, wenn ich es tu?" Er drehte sich auf seinem Rücken, um mir in die Augen zu sehen. Früher konnten wir uns ohne Worte verstehen und auch jetzt schien es so zu sein. Changbin wollte wissen, ob meine nächsten Worte zu meinen wahren Emotionen passten.

"Wird es." gab ich zu, schaute in Changbins traumhaft schöne Augen "aber dieses Unwissen, ist viel schlimmer. Dich leiden zu sehen, wie du Tatsachen verdrängst - all das bricht mir das Herz." Seine braunen Augen weiteten sich minimal. Hätte ich seinen intensiven Blick nicht genauso erwiedert, wäre es mir niemals aufgefallen.

"Wir waren fast dreizehn Monate zusammen." Changbin öffnete mir die Tür, die er seit der Trennung zu Wooyoung verschlossen hielt. Ich wusste nicht, wann genau sie sich getrennt hatten und konnte nicht genau sagen, wie lange er mit diesem verschluss rumgelaufen war, aber es erleichterte mich, dass er mit mir darüber sprechen wollte.

"Wooyoung pendelte immer zur Uni und suchte schon seit langem nach einer Wohnung. Wir haben es sehr überstürzt und als ich ihm zu dieser Wohnung begleitet hatte, hatten wir beide uns in diese verliebt und ich bin ebenfalls bei meinen Eltern ausgezogen." Nach diesen Worten traute ich mich, mich in seiner Wohnung umzusehen. Ich hatte Angst vor Fotos der beiden, vor Dekorationen die so untypisch für Changbin waren, dass sie nur von Wooyoung hätten stammen können, aber ich sah nichts von alledem.

Alles war trist und staubig, Redbull Dosen standen auf der Fensterbank, weil sie nicht mehr in die große Tüte passten, die darunter stand. Dreckige Gläser standen neben der Spüle, die Fenster hatten auffällige Schmuztflecken und auch der Boden war sichtlich seit Wochen nicht mehr gesaugt wurden. Ähnlich musste es auch in Changbins Kopf aussehen.

"Bereust du diese Entscheidung?" Ich blickte wieder zurück in seine Augen. Noch immer lagen sie auf mir, beobachteten mich, wie ich mich in seiner Wohnung umschaute. "Nein." Das Wort klang wie der Untergang aller Emotionen, die in seinem inneren um Aufmerksamkeit kämpften.

"Ich habe jeden Tag genossen, den ich neben Wooyoung aufwachen konnte. Ich habe nicht verstanden, warum er schluss machte und nun habe ich das Gefühl, dass dieser eine Gedanke in meinen Kopf, Wahr gewesen war: Wooyoung hatte jemand besseren als mich gefunden und das bringt mich innerlich um." Changbins Augen füllten sich erneut mit Tränen, aber er brach den Blickkontakt nicht ab.

"Man kann sich nicht aussuchen, in wen man sich verliebt." diese Worte fühlten sich wie ein Geständnis an "Du bist toll, Changbin. Für mich warst du immer der inbegriff der Perfektion, aber nicht jede Person fühlt gleich. Nicht jede Person sieht in dir das Gegenstück und vielleicht hat San etwas, was wie ein fehlendes Puzzleteil auf Wooyoung wirkte und ihn perfekt macht. Das macht dich nicht weniger toll, Changbin. Du warst nur einfach das falsche Teil und Wooyoung nicht dein Puzzle." Du bist mein Puzzle, aber diese Worte passten nicht in das Leid, welches den ganzes Raum zu füllen schien.

Changbin sagte nichts, schien sich an meinen Worten zu klammern, als würden sie ihm aus diesem endlosen Loch ziehen können. "Danke." verließ es dann seine Lippen, seine Worte klangen so, als hätte ich ihm vor dem ertrinken gerettet. Ich wünschte mir, dass ich genau das niemals verloren hätte. Sein Vertrauen und die stundenlangen Gespräche, in denen wir uns emotional auszogen.

GLOW // Changlix ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt