Chapter 37

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- Changbin -

Mein Herz setzte aus. Nein, schlimmer. Es schlug gar nicht mehr. Ich schnappte heftig nach Luft, weil ich Angst hatte an Mangel daran zu enden. Mein Handy in der Hand, zeigte mir einen Anruf von Felix an. Verschwommen las ich seinen Namen, weil meine Hände anfingen zu zittern.

Ich zögerte damit ran zu gehen. Zögerte weiter und zögerte zu lange, denn Felix' Name verschwand von meinem Display und lediglich der Sperrbildschirm mit einem Foto von einer Straße bei Nacht war zu sehen. Mein Herz wurde schwer wie Blei, machte sich dadurch wieder in meiner Brust bemerkbar.

Ich rief ihn zurück. Als mein Finger auf den Grünen Hörer unter seinem Namen klickte, wurde mein Atem laut und unregelmäßig, wie nach einem Marathon.

"Changbin." seine Stimme war lediglich ein Flüstern, ging fast in dem Meeresrauschen unter, welches im Hintergrund zu hören war.

"Hey." erwiederte ich nervös, versuchte weniger Scheiße zu klingen, als ich mich fühlte und scheiterte. "Ich- es tut mir leid. Mal wieder." sagte er. Allein seine Stimme zu hören, ließ mich beinahe Untergehen.

Ich wusste nicht, was ich darauf reagieren sollte. Wie ich weniger Arschloch sein konnte, wenn er mich ein weiteres Mal zurück gelassen hatte. Diesmal hatte er allerdings nichts gesagt und war einfach in den Flieger gestiegen. Felix seufzte schwer, als ihm bewusst wurde, dass ich nichts zu sagen hatte.

"Ich bin ein Arschloch." verließ es seinen Mund, und ohne drüber nachzudenken, sagte ich: "Das bist du.", weil es die Wahrheit war. Weil er in den letzten Wochen wirklich eins war. Verbitterung breitete sich in meinem ganzen Schlafzimmer aus, zog sich bis in jede aufgeräumte Ecke und ließ sie wieder so dreckig fühlen, wie zu der Zeit, als ich den Raum gemieden hatte.

"Ich weiß." Felix' Stimme bebte und wäre er vor mir, würde ich bei seinem Anblick wahrscheinlich zusammenbrechen und ihn in die Arme nehmen. Übers Telefon konnte ich allerdings gut den Abstand halten, den wir beide brauchten.

"Warum bist du wieder geflogen? Diesmal ohne mit mir zu reden?" fragte ich aus Sturheit und des Schmerzes wegen, der in meiner Brust nach Aufmerksamkeit schrie.

"Weil ich dich- Ich bin in-, Ich brauchte Abstand und war überfordert. Es kam mir richtig vor zu fliehen. Ich konnte nicht über all das sprechen, was in meinem inneren vorgeht." Das zögern von Felix machte mich nervöser, als ich es sowieso schon war. Ich bildete mir Worte ein, die er gar nicht gesagt hatte und erwischte mich dabei Träume zuzulassen, die schon längst geplatzt waren.

"Es tut mir leid, Felix. Aber ich kann das nicht mehr." Eine Wahrheit, die mich seit Tagen davon abhielt richtig zu Leben. Wenn ich weiterhin zulassen würde, dass Felix mich so verletzte, würde ich am Ende wirklich zerbrechen. Nicht nur das Gefühl haben, sondern es wirklich erleben - schmerzhaft und zerreißend.

"Was willst du damit sagen?" fragte er. Seine Stimme zitterte dabei, kündigte wahrscheinlich Tränen an, die wir beide rauslassen wollten. "Ich denke, dass wir uns gegenseitig mehr Schaden, als das wir eine gesunde Freundschaft führen können." Es auszusprechen fiel mir schwer, aber gleichzeitig fühlte ich mich so befreit, wie schon lange nicht mehr.

"Also, wars das mit uns?" Ein Schlurzen verließ die Lippen meines ehemaligen besten Freundes und auch ich musste gegen die Tränen ankämpfen, die an die Oberfläche wollten. "Wir sehen uns bestimmt in der Uni, aber darüber hinaus verletzt es mich nur." Es sei denn Felix entschied sich dazu, in Australien zu bleiben. Endgültig.

Er schwieg. Einzig und allein sein herzzereißendes Weinen drang zu mir durch. "Machs gut." flüsterte ich in den Hörer und legte auf, bevor ich mich Felix' Tränen anschloss.

-

Negative Gedanken, Apetitlosigkeit, Schlafstörungen, Selbstvorwurfe. Das waren die vier Phasen, die auf Depressionen hinauslaufen konnten und ich sah mich in jeder einzelnen von ihnen.

Mir war bewusst, das ich am Boden lag, aber mir einzugestehen, dass ich möglicherweise wirklich Krank war, war schwierig. Nahezu unmöglich. Ich las mir weitere Artikel auf dem Laptop durch, die eine vorläufige Diagnose darstellen konnten. In jedem Artikel stand ein Hinweis, sich ernsthafte Hilfe zu holen und nicht Blindlings irgendwelchen Artikeln zu glauben. Trotzdem oder gerade deswegen, wurde mir bewusst, dass ich mit mehr als nur Herzschmerz zu kämpfen hatte.

Ich schaffte es nicht nach einer Wohnung zu suchen, obwohl ich mich selber schon hunderte Male versucht hatte zu motivieren. Schaffte es inzwischen wieder mehr zu essen, aber auch das war nicht die Lösung und der Schlaf blieb noch immer aus.

Mein Herz pochte in meiner Brust, zog sich bis in meine zitternden Finger und drückte die Tasten meines Laptops bevor ich überhaupt darüber nachdenken konnte. Als ich wieder zu mir kam, schaute ich auf die vielen Therapeuten, die in meiner Nähe zu finden waren.

Telefonnummern häuften sich, aber mitten in der Nacht war keine von ihnen zu erreichen. Ich schaute auf den schwarzen Himmel, der sich hinter meinen Fenstern ausbreitete und von den Lichtern der Stadt zum leichten Leuchten gebracht wurde. Hilfe anzunehmen fühlte sich noch immer nicht richtig an, aber langsam konnte ich mich mit dem Gedanken anfreunden, es nicht alleine aus diesem Loch zu schaffen.

Ich hatte mich dazu überwunden, endlich die Wohnung aufzuräumen, aber wenn ich ehrlich war, lag es nicht daran, dass es mir im ganzen besser ging, sondern das die Situation mit Wooyoung besser war.

Der Rest belastete mich noch immer sehr. Mein Freundeskreis war am zerbrechen, ich verlor meinen besten Freund, für den ich mehr empfand, als diese Bezeichnung überhaupt zu tragen bewusst war und mied meine Eltern, weil ich nicht bereit war ihnen unter die Augen zu treten.

Das zittern hörte nicht auf. Die Realisierung riss mich nur noch weiter in die Tiefe und versuchte das kleine bisschen Hoffnung auf Besserung in mir in Keim ersticken zu lassen. Ich wusste, dass ich mich jetzt um Therapieplätze kümmern musste, sonst würde ich mich wahrscheinlich nie wieder damit befassen und versuchen es weiterhin zu ignorieren. Also klickte ich mich durch die verschiedenen Therapeuten und Therapeutinnen und fing an, Mailadressem anstelle der Handynummern zu kontaktieren.

Du bist nicht allein.

Seelentelefon: +498001110111

Info-Telefon Depressionen: +498003344533

Seelenfon für Angehörige: +4922871002424

Falls das Anrufen schon das erste Hindernis ist, sich jemandem anzuvertrauen, gibt es auch viele Chatmethoden, wie z.B Kummerkasten oder den Chat der TelefonSeelsorge! ♡

GLOW // Changlix ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt