Chapter 41

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- Changbin -

"Wie fühlst du dich?" Seojin schaute über ihren Laptop zu mir rüber, ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen.

"Komisch." gab ich wahrheitsgemäß von mir. "Ich habe Angst wieder verletzt zu werden."

"Aber du hast dich trotzdem dazu entschieden, ihm eine weitere Chance zu geben. Kannst du mir sagen warum?" Meine Therapeutin gab mir nicht das Gefühl, dass ich antworten müsste. Sie gab mir das Gefühl, ernst genommen zu werden und mich nicht für meine Emotionen schämen zu müssen.

"Weil ich dumm bin?" fragte ich, weil ich mir selbst nicht sicher war. Sie lachte höflich: "Das bist du ganz bestimmt nicht."

Wenig überzeugt schaute ich sie an, als würde ich wollen, dass sie mir sagte, ob die Entscheidung gut oder schlecht gewesen war. "Changbin, Emotionen sind überwältigend, zerreißend und manchmal auch Überstürzt. Aber sie sind niemals dumm"

"Also war es gut, dass ich Felix eine Chance gegeben habe?" versuchte ich Antworten zu bekommen. Sachte schüttelte Seojin den Kopf: "Das kann ich dir nicht beantworten. Ich kann dir nur sagen, dass jeder neue Versuch eine Menge Mut beansprucht und du deswegen nicht dumm, sondern mutig bist."

-

Seit gestern hatte Felix nicht meine Wohnung verlassen. Ich hörte das Wasser der Dusche, als ich mich in die Küche stellte und den Einkauf auf die Ablage legte. Seit ich für die Therapie das Haus verließ, schaffte ich es generell öfters Raus zu gehen und Dinge zu erledigen, die ich mir sonst mit Lieferanten zukommen ließ.

Ich fing an die Lebensmittel wegzuräumen und Gemüse zu schnippeln, damit ich Felix und mir etwas zu Essen kochen konnte. Während ich die Kartoffeln schälte, kam Felix aus dem Bad.

"Du bist zurück? Wie war dein Termin?"

Ich hatte ihm nichts von der Therapie erzählt. Vielleicht weil ein kleiner Teil hoffte, dass mir von meiner Entscheidung, Felix zurück in mein Leben zu lassen, abgeraten wird. Aber das wurde es nicht.

Ich schaute ihn an, seine nassen Haare, die auf sein Shirt tropften und das breite Lächeln auf seinem Gesicht, welches mich noch immer in die Knie zwingen konnte. "Ich war bei meiner Therapeutin." Es fühlte sich richtig an, dies zu thematisieren.

Überrascht schaute Felix mich an, zuerst verschwand das Lächeln von seinem Lippen, dann kam es zurück. Sanfter als vorher. Liebevoller. "Möchtest du darüber reden? Oder über uns?" Er kam näher und umrundete dabei die kleine Ablage, um sich neben mich zu stellen.

Seine Hand streifte über meinen Oberarm: "Ich bin stolz darauf, dass du in Therapie bist und jemanden hast, der dir hilft. Ich bin nur nicht stolz darauf, dass ich wahrscheinlich ein großer Faktor für deinen Zustand bin. Wenn du über uns reden möchtest oder es dir zu schnell geht, dann kannst du das gerne sagen. Ich würde dich niemals verurteilen." Perfektion war schon immer ein Wort, welches ich mit Felix in Verbindung setzte. Nicht weil alles an ihm absolut perfekt war - das war es bei keiner Person -, sondern weil er auf andere Perfekt wirken konnte, wenn er zeigte, wie sehr er jemandem zuhörte.

"Ich liebe dich." hauchend verließen diese Wörter meine Lippen, weil ich sie gestern nicht erwiedert hatte. Felix stockte in seiner Bewegung, mir weithin über den Arm zu streichen. "Das tu ich wirklich, Felix. Ich habe nur Angst, dass es uns endgültig zerstört." Und dass es dann kein Zurück mehr gab.

"Das ist wohl das Risiko, welches wir eingehen müssen." erwiderte er und blickte mir so intensiv in die Augen, dass ich mich darin verlor. "Es sei denn, du möchtest es nicht eingehen, Changbin. Das würde ich wirklich verstehen, du kannst es mir sagen"

Aber ich sagte es nicht. Ich sagte gar nichts, weil Felix es Wert war. Weil er es schon immer Wert war. Ich legte meine Hand auf seinen Kopf, versteckte meine Finger in den dunklen Haaren und zog ihn zu mir. Anstatt zu antworten, küsste ich ihn. Etwas, was ich schon hätte tun sollen, als er vor meiner Tür stand und mir die schönsten Worte des Universums entgegen gebracht hatte.

Felix keuchte überrascht in den Kuss, ein Geräusch, dass ich auffing. Er drehte sich mir komplett entgegen, griff nach meinen schwarzen Hoodie und zog mich so nah an sich, dass sich seine Haut durch unsere Stoffe brannte. Seine Lippen waren weicher, als in meiner Erinnerungen, sanfter und schmeckten nach süßlichen Lippenbalm.

Ihm nah zu sein, war etwas, was ich mir nicht mehr vorstellen konnte. Weil ich daran nicht mehr glaubte und weil die Erinnerungen daran zu sehr schmerzte und nun standen wir hier. Meine Hände wanderten zu seinen Hüften. Ein quitschen verließ leise seine Lippen, als ich mich von ihm löste und ihn auf die Arbeitsplatte hob. Seine Hände lagen auf meinen Schultern, geschwollene Lippen und funkelnde Augen waren schon immer mein Untergang.

Als ich wieder näher kam, ließ er es zu. Ich stellte mich zwischen seine Beine, die er kurz darauf fester gegen mich drückte. "Ich verspreche dir, Changbin, dass ich ewiglich für dich kämpfen werde. Egal was kommt." hauchte Felix und lehnte sich mir kurz darauf entgegen, um unsere Lippen wieder zusammenzuführen. Intensiver als vorher. Mein Körper ging in Flammen auf. Ein Feuer in der kalten Nacht, welches mich vor dem erfrieren rettete. Lippen auf Lippen, Haut auf Haut und Emotionen so groß, dass man sie nicht weiter gefangen halten konnte.

-

Jisung-ah
Hey Leute, ich habe gehört, dass Felix wieder in Seoul ist. Können wir uns alle am Wochenende treffen und über die Situation reden? Ich weiß nicht genau, was wir sonst machen sollen und ich will euch nicht verlieren.

GLOW // Changlix ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt