Chapter 43

229 17 22
                                    

- Felix -

"Du weißt was ich sagen will, oder?" Minho hatte mich abgefangen, als ich aus dem Bad rausgekommen war. Ich blickte ihn an, spürte die Anspannung die er ausstrahlte und trat unbemerkt einen Schritt zurück: "Ich weiß, dass ich Mist gebaut habe."

Minho lachte auf: "Das ist ziemlich harmlos ausgedrückt."

"Es tut mir leid. Alles. Mein Verhalten Changbin gegenüber und auch euch. Ich werde alles dafür tun, damit ihr mir wieder vertraut."

"Felix, es ist mir wirklich scheißegal, ob du meine Nachricht absichtlich nicht beantwortet hast, aber wenn du Changbin auch nur ansatzweise so verletzt, wie bisher, hast du bei mir wirklich verkackt." Die Ernsthaftigkeit war nicht zu übersehen. Minho war sich seiner Worte sicher und ich war irgendwie Froh, dass er Changbin so ins Herz geschlossen hatte. Mit feuchten Augen nickte ich und wurde dann überraschend von ihm in eine Umarmung gezogen. "Schön, dass es mit euch geklappt hat."

-

Es fühlte sich noch immer unangenehm an, im Wohnzimmer zu sitzen und bei den anderen zu sein. Changbin saß nicht mehr neben mir und hatte sich mit Minho in die Küche begeben, um die Snacks zu holen, die Jisung panisch in der Nacht zubereitet hatte, weil er nicht schlafen konnte. Die anderen redeten nicht wirklich mit mir. Ich dachte nicht, dass sie noch immer sauer waren, aber wahrscheinlich wussten sie nicht, was sie mit mir besprechen sollten.

In solchen Momenten war Chan immer dazwischen gegangen und hatte Themen hervorgebracht, bei denen alle mitreden konnten. Jetzt saß er neben mir und schwieg. Ich konnte förmlich spüren, wie sehr er diesen Raum verlassen wollte.

"Chan?"

Er zuckte zusammen, sobald ich seinen Namen sagte. Als er mich anschaute, bildeten sich Tränen in seinen Augen. Panisch schaute ich ihn an: "Ist alles gut?"

Mit dieser Frage holte ich die Aufmerksamkeit aller auf uns. Zuerst blickten sie zu mir, dann zu Chan. "Ja." antwortete Chan leise, senkte dabei wieder seinen Kopf. "Was ist los?" fragte Seungmin alarmierend. In seinen braunen Augen spiegelte sich Sorge wieder.

"Es ist alles gut, ich muss nur die ganze Situation verarbeiten." Ein Schlurzen verließ seine Lippen, so schmerzhaft, dass sich durch meine Brust zog.

"Chan, wir sind hier." Hyunjin stand vom Boden auf und setzte sich auf den Platz zwischen Chan und mich, auf dem Changbin eben noch saß. "Egal, was für eine Situation gerade zwischen uns ist, wir sind hier. Wir gehen nicht so schnell, wir bleiben zusammen."

"Wo ist denn Jeongin?" Mit dieser Frage brachte Chan Hyunjin zum Schweigen. 

"Lass ihm Zeit." sagte Jisung, der mit mitleidigen Augen zu unserem Ältesten blickte "Sowas gehört zu Freundschaften dazu, er würde uns niemals aufgeben. Aber er darf sauer sein oder Abstand brauchen oder uns auch einfach mal verfluchen."

Jisung hatte recht. Es war schwer bis zu diesem Gedanken zu kommen, wenn man so voller Ängste steckte und deswegen kaum rational denken konnte. Jeongin war einer der wenigen, die mir weiterhin geschrieben hatten, als wäre nie etwas passiert. Ich war mir ziemlich sicher, dass er keinen Kontaktabbruch wollte.

"Was ist los?" Changbin und Minho betraten das Wohnzimmer und blickten auf uns, die alle um Chan herum verteilt saßen. "Ich glaube wir brauchen eine Gruppenumarmung." sagte Jisung an uns alle gewandt und keine Zehn Sekunden später lagen wir uns gegenseitig in den Armen, kesselten somit Chan ein, der noch immer Tränen verlor, die er gar nicht gehen lassen wollte.

"Ich habe Angst euch zu verlieren." murmelte Chan in den Arm von Seungmin, der ihn als erstes in die Arme genommen hatte. "Das wirst du nicht, hör auf so einen scheiß zu denken." erwiederte Minho, der eher mich, als Chan umarmte.

"Wir halten zusammen, sonst wären wie nicht hier. Wir haben uns Wochenlang nicht gesehen und sind trotzdem alle- fast alle hier." Das ausgerechnet Hyunjin diesen Satz sagte, schien die Situation nicht besser zu machen. Chan schlurzte wieder auf, versuchte sich noch kleiner zu machen und brachte unverständliche Worte von sich.

Ich glaubte an uns. Allein die Tatsache, dass ich hier bei ihnen war, war genug Grund daran zu glauben. Genug um uns alle festzuhalten. Meine Familie.

-

Changbin war ganz still neben mir, als wir in der Bahn saßen, um zu ihn nach Hause zu fahren. Seine Hand lag in meiner, sein Kopf war gegen die kühle Fensterscheibe gelehnt. In einem Ohr steckte ein Kopfhörer, mit dem er wahrscheinlich das neue Album von Eric Nam hörte. Ihn bedrückte etwas, aber er schien nicht drüber reden zu wollen.

Hyunjin war vor einigen Haltestellen ausgestiegen. Er hatte immer etwas zu erzählen, aber selbst er war ganz still. Emotional erschöpft traf es vielleicht ganz gut.

Wir waren noch immer am schweigen, als wir über den Bahnhof schlenderten und zu Changbins Wohnung liefen, in der noch immer mein Gepäck stand. Morgen würde ich wieder nach Hause fahren, etwas Abstand für eigene Gedanken, die mich vielleicht nicht gleich blendeten, weil mich Changbins Anblick mit Emotionen überwältigte.

Erst als wir in seine Wohnung getreten waren, verließen Worte seinen Mund: "Ich würde nächste Woche meine Eltern besuchen, möchtest du- möchtest du mit kommen?"

Die Frage überraschte mich, weil wir auch über die Geschehnisse von heute sprechen mussten. Ich brauchte einige Zeit, um die Situation zu verstehe, bis ich langsam nickte: "Wenn du das möchtest, komme ich gerne mit."

"Ich habe meine Eltern Monatelangen nicht mehr gesehen. Sie sind sauer und enttäuscht. Vielleicht machst du die Situation weniger schlimm." Changbins Offenheit brachte mich kurz aus dem Konzept. Er hatte einmal erwähnt, dass er sie das letzte mal besucht hatte, als er noch mit Wooyoung zusammen war. Das war nun fast Zehn Monate her.

"Wir sollten Blumen mitbringen, oder Brownies." Ich versuchte die Situation weniger unangenehm zu machen, weil ich bemerkte wie verkrampft Changbin war. Er lächelte darauf und kam auf mich zu. "Deine Brownies sind die besten." sagte er und gab mir einem kurzen Kuss auf die Lippen, der mich fast gänzlich wieder mit Energie füllte.

"Einer noch und ich bin wieder gut drauf." sagte ich und diesmal verließ ein Lachen seine Lippen, so schön wie das beste Lied der Welt. Er küsste mich nochmal, etwas länger. "Jetzt bin ich wieder glücklich."

Changbin lehnte seine Stirn an meine und wir schlossen beide die Augen. "Reden wir morgen über heute? Ich würde jetzt gerne einfach schlafen und dich im Bett an mich drücken." Seine Stimme war jetzt nur noch ein Flüstern. Ich nickte vorsichtig mit meinem Kopf und bewegte seinen eigenen dabei mit.

Solche Momente hätte ich mir nie vorstellen können. Vielleicht hätte mir das mehr Mut gegeben, früher auf Changbin zuzugehen und mich nicht in Gedanken zu verstecken, die keinen Sinn mehr machten. Wooyoung war mit San zusammen und Changbin mit mir. Veränderung gab es und ich musste langsam lernen, mit ihnen klar zu kommen.

GLOW // Changlix ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt