Kapitel 15

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PoV Stegi

Darauf schwiegen wir beide erst einmal.
Er blickte mir tief in die Augen.
Mein Herzschlag verdreifachte sich und alles in meinem Kopf schien weg zu sein.
"Also?", raunte er mir zu. Er wandte seinen Blick von meinen Augen ab und stellte sich mir gegenüber.
"Du weißt es doch selbst! Warum warst du heute so wütend auf mich?"
Er seufzte.
"Das ist nicht deine Schuld, ehrlich.."
"Was ist es dann?"
Tim schüttelte zügig den Kopf.
"Egal. Kannst du mir .. verzeihen?"
Zögernd biss er sich auf die Unterlippe.
"Ja."
Er atmete tief aus.
Ich spürte, wie ein Glücksgefühl mich zum Grinsen brachte.
Erleichtert konnte ich nicht anders, als ihn zu umarmen.
Erst schien Tim überrascht zu sein, doch dann entspannte er sich.
Seine kräftigen Arme legte er um mich und er fing an, seine Miene zu lockern.
"Ehrlich, das bedeutet mir viel", meinte ich.
"Mir auch", versicherte er.

Zwei Wochen war der Vorfall jetzt her.
Tim hatte sich mir anfangs immer noch ziemlich reserviert verhalten, doch das hatte sich, glücklicherweise, gelegt, als ich mit ihm jeden Tag etwas unternommen hatte.
Viel Zeit war das zwar nicht, da die Schule ziemlich stresste, doch ich genoss jede Sekunde mit ihm.
Jetzt, freitags nach Schulschluss, streunerte Tim Richtung Lichtung.
Eilig lief ich ihm hinterher.
"Tim, warte, ich will mitkommen!"
Er blieb stehen und wartete kurz.
"Ich ... wollte heute woanders hin, Stegi."
Er grinste mich verlegen an.
"Lass mich mitkommen, bitte", flehte ich.
Er zögerte kurz, bis er schlussendlich nickte.
Unerwartet zeigte er mir mit einem Handzeichen, dass ich folgen sollte.
Er fing an zu laufen und überquerte die Lichtung, weiter Richtung Wald.
Hechelnd jagte ich seinen schnellen Schritten hinterher.
Zum Glück war der Boden eben, nur ab und zu zierten Äste und Büsche den Weg.
Ich weiß nicht, wie lange wir rannten, doch plötzlich blieb Tim schliddernd stehen.
"Willst du noch weiter?", fragte er ruhig.
Leicht aus der Puste nickte ich.
"Du kennst so viele schöne Orte", staunte ich.
"Ich habe sie gefunden, als ich allein sein wollte."
Er lächelte. Wieder so zufrieden.
Ich mochte es, ihn dabei zu beobachten.
Wie er mit stolzem Blick den Wald begutachte.
"Du kennst dich hier gut aus", holte ich ihn aus den Gedanken.
"Ja. Ich bin hier oft hergekommen. Es ist wunderschön hier. Aber gleich kommt was noch Schöneres."
Er setzte sich wieder in Bewegung, bog an irgendwelchen unsichtbaren Markierungen ab.
Auf einmal hörte ich ein Rauschen.
Gespannt schritt ich schneller.
"Wir müssen springen", flüsterte Tim, der auf den Bach unter uns zeigte.
Er war fünf Meter von uns entfernt und der Bach selber war bestimmt auch kniehoch.
"Das ist zu weit", meinte ich zitternd.
"Nein."
Er grinste mich an und packte meine Hand.
"Zur Not ziehe ich dich hoch."
Ein angenehmes Kribbeln breitete sich innerlich aus.
Ich lächelte.
Zusammen traten wir zurück.
Er versicherte sich noch einmal mit einem Blick, dass mit mir alles in Ordnung war.
Dann preschte er los.
Furcht zog sich halb durch meinen Körper. Ich wollte keineswegs runterfallen.
Doch Tim gab mir allein mit seiner Anwesenheit Mut.
Und blitzartig sprang er ab.

#Stexpert - Ein langer WegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt