Kapitel 21

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Nach einer Weile standen wir auf, bezahlten und verließen den Laden.
Graue Wolken zeigten sich am Horizont und manche Menschen machten schon ihre Regenschirme bereit.
"Wir können dir noch etwas die Stadt zeigen, bevor es anfängt zu regnen. Dann stellen wir dir die Pizzeria vor."
Rafael grinste und eilte voraus.
Rechts von uns waren aneinander gereiht viele Läden, vorübergehend Modegeschäfte.
Menschen traten ein und aus.
Wenig später erschien in der Mitte der Fußgängerzone ein mächtiger Baum, die Äste zum Himmel ausgestreckt und mit noch vollem Laubwerk.
"Der ist krass", hauchte ich leise.
Tim stellte sich neben mich und begutachtete das Stück.
"Im Sommer sind hier viele Straßenmusikanten. Es gibt da einen Mann, der kann wunderschön Gitarre spielen."
Er seufzte gedankenverloren auf.
"Wenn er da ist, musst du ihn mir vorstellen."
Tim blickte mich an, dann nickte er.
"Jetzt komm."
Zusammen liefen wir zu Tobi und Rafi, die vor einem Laden standen.
"Ah, da seid ihr ja wieder. Ist es okay, wenn wir kurz reingehen?", fragte Tobi.
Tim nickte. "Wir warten hier."
Ich lehnte mich gegen die Wand und beobachtete die Menschenmasse.
Die ersten Tropfen fielen vom Himmel und wurden stetig mehr.
Manche rannten, um dem Nass zu entkommen.
"Da müssen wir auch gleich durch", grummelte Tim leise.
Plötzlich hörte ich Musik. Sie schien weit entfernt, aber die Töne klangen wunderschön.
"Tim, bitte, ich will das sehen..", flehte ich auf einmal.
Der Große sah mich an. Er wusste, was ich meinte. Und anscheinend auch, wer oder was das war.
"Wir sollen hier aber auf die anderen warten!"
"Bitte."
Er schüttelte den Kopf und gab nach.
Ich preschte voraus, der Regen stetig fallend, den Weg entlang.
Das gespielte Lied wurde lauter.
Und da erspähte ich ihn.
Einen Mann, die Gitarre in der Hand, klimpernd unter einem der Dachüberhänge.
Tim blieb wie angewurzelt stehen.
"Das ist der Mann", raunte er mir zu.
Lächelnd traten wir näher.
Ich weiß nicht, wieso, aber die Musik gefiel mir unnormal gut.
Durchnässt, aber glücklich, standen Tim und ich hier, und lauschten dem Mann, der ein Lied nach dem anderen spielte.
Irgendwann kramte ich Geld aus meiner Tasche hervor und warf etwas in seinen Kasten.
Er bedankte sich und suchte in seinem Textbuch etwas.
Auf einmal zog Tim mich zurück.
"Stegi, wir müssen zu Tobi und Rafael!", erinnerte er mich.
Verdammt!
Ohne Worte packte Tim mein Handgelenk und rannte los.
Halb eilend, halb stolpernd jagte ich hinterher.
Die Pfützen spritzten unsere Beine nass und dazu der fallende Regen, der kalt unsere Köpfe traf.
Blitzartig hielt Tim an.
Wir waren am Laden angekommen und schritten ein.
Durchsuchten den Laden. Jede Ecke. Jeden Fleck.
Gingen wieder raus.
Ich blickte Tim entschuldigend an.
"Sie sind weg."
"Ich weiß."

#Stexpert - Ein langer WegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt