Kapitel 16

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Tim zog mich kräftig mit sich und landete geschickt auf der anderen Seite.
Doch ich packte ihn krampfhaft mit beiden Händen.
Meine Beine rutschten den Abhang immer wieder runter. Angst schnürte mir die Kehle zu.
Plötzlich hob mich Tim hoch und ließ mich vorsichtig neben ihn fallen.
Erleichtert atmete ich aus.
"Danke", flüsterte ich bebend.
Er lächelte.
"Kein Problem. Es ist auch nicht mehr weit."
Er nahm meine Hand und ging entspannt neben mir her.
Mein Herzschlag beruhigte sich.
Ich genoss es, mit ihm im Wald zu spazieren, die frische Luft einzuatmen und vor allem, dass seine Hand meine fest umfasste.
Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht.
Auf einmal schob Tim den Blättervorhang einer Weide weg.
Was mich dahinter erwartete, presste mir die Luft aus der Lunge.
Ein riesiges Feld, übersehen mit großen Getreidestängeln dicht an dicht.
Erst weit hinter dem Feld schien der Wald weiterzugehen und in der Ferne hörte man ganz leise Autos fahren.
"Was ist das?"
"Ich weiß es nicht. Aber keiner scheint sich darum zu scheren, und das ist mir recht."
"Kennt das noch wer?"
"Nur wir."
Er blickte mich an. Ich ihn.
Mein Körper kribbelte.
"Gefällt es dir?", hauchte er.
Ich nickte.
Wir betraten das Feld, immer noch Hand in Hand.
Meine Sicht war versperrt, nur manchmal konnte ich den blauen Himmel sehen, sonst jedoch nur die Getreidepflanzen.
Zielsicher führte Tim mich durch das Feld, aufgeregt und erwartungsvoll.
"Alles ist gewachsen", staunte er.
Seine Freude konnte ich nur teilen.
Er wurde schneller, schob die Stängel weg - bis er anhielt und tief Luft holte.
Wir waren in einem Loch mitten im Feld gelandet.
Vereinzelt wuchs hier Gras, Blumen bahnten sich ihren Weg hoch.
"Das Kornloch. Ich liebe es."
Tim umarmte mich urplötzlich, doch ich drückte mich ebenfalls gegen ihn.
Man könnte schon fast behaupten, es wäre romantisch.
Er grinste mich an.
"Es ist schön, das hier jemandem zu zeigen", meinte er.
"Bin ich denn der Richtige?"
"Ja."
Zusammen setzten wir uns auf den Boden und beobachteten den Himmel.
Vögel zwitscherten, Mäuse lungerten rum. Ich genoss es.
"Danke, dass du mir so viel Vertrauen schenkst", murmelte ich ruhig.
Ich schaute Tim an. Er lächelte wieder. So schön, dieser Kerl.
"Kein Ding", meinte er und legte sich hin. Starrte den Himmel an.
Ich seufzte innerlich.
Wirklich, er war einfach nur toll.

#Stexpert - Ein langer WegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt