Verfluchte Vergangenheit

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Sukuna saß heute ausnahmsweise mal allein in Sukis Wohnung. Sonst nahm sie ihn immer überall mit hin, aber heute war etwas anders. Der Anruf, der am frühen Abend kam, hatte sein Weib in sichtbare Alarmbereitschaft versetzt. Sie verschwand danach nur wenige Minuten später aus ihrem Domizil. Das Einzige, was sie dem Fluch sagte, war, dass er nicht auf sie warten solle, denn sie wisse nicht wie lange es dauern würde. Um was es sich dabei handelte, ließ sie im Dunkeln. Er wollte es ehrlich gesagt auch nicht wissen. Sicher handelte es sich dabei um irgendeine stink langweilige Besprechung, die man sich auch sparen könnte, wenn man anständig ausgebildete Jujuzisten hätte. Bei diesem Verein von Lappen und verängstigten Kindern, konnte man eben nicht erwarten, dass jemand etwas allein in die Hand nehmen konnte. Es bedürfte immer mindestens zwei, auch wenn einer von ihnen gereicht hätte. Das merkte man schon daran, dass man Gojo ja nicht allein geschickt hatte. Oder sie wollten ihn einfach überwachen. Sicher konnte sich der Fluchkönig da nicht sein. Er gab sich zwar als ein Verwandter eines Schülers aus, aber er selbst würde sich auch unter Generalverdacht stellen. Wenn er ehrlich mit sich selbst war, hätte er jemanden, der einfach aus dem Nichts auftauchte, niemals an seine Schule gelassen. Na ja, seine Bannkreise, hätten ihn nicht einmal hereingelassen. Ein Schnauben verließ seinen Mund: „Die sind schon wirklich alle scheiß naiv.“ Aber im Moment kam es ihm gerade recht. Wer wusste schon, was die Clans tun würden, wenn sie herausfanden, dass er wieder auf freiem Fuß war. Sicherlich erstmal diese alten buckligen Männer losschicken. Solche tattrigen Säcke glaubten wirklich schon vor tausend Jahren, dass sie die Stärksten waren. Dabei hielten sie nur die Jugend klein. „Der Machthunger dieser Menschen hat sich auch in zehn Jahrhunderten nicht verändert“, murmelte er und schaltete den TV-Sender um.
Er konnte sich nicht schon wieder eine Sendung anschauen, in der sich Menschen bis aus äußerste erniedrigten. Sukuna verstand es einfach nicht. In der heutigen Zeit hatten die Leute wohl viel zu wenige Probleme oder die Selbstachtung war einfach so sehr gesunken. Nach einigen Sendern hatte er endlich einen gefunden, der ihm zusagte. Am liebsten sah er sich Dokumentationen an. Meistens über Geschichte oder Religion, etwas, mit dem auch er viel anfangen konnte. Die Geschichte des Buddhismus in Japan war eng mit der Geschichte des Jujutsu verknüpft. Nicht umsonst waren zumindest die meisten Jujuzisten zu seiner Zeit auch Mönche. Gähnend lehnte sich der Rosahaarige auf dem Sofa zurück und sah zum Bildschirm. Vieles, was er hier, sah und hörte, kam ihm verdächtig bekannt vor. So als hätte er es genauso erlebt. Das kam vielleicht davon, dass er es so erlebt hatte, denn er Zwiegesicht Sukuna war ein Teil der Geschichte. Je länger sich jedoch das Programm zog, desto müder wurde der Fluch. Es kotzte ihn einfach an, dass er wieder schlafen musste. Eine unnütze Tätigkeit, bei der man einfach viel zu viel Zeit ungenutzt verstreichen ließ. Wieder schaffte er es nicht ein Gähnen zu unterdrücken und beschloss sich einfach auf die Couch zu legen. Kaum hatte er sich aber hingelegt fielen ihm die roten Augen zu und er schlief sofort ein.

Als Sukuna seine Augen wieder öffnete, befand er sich nicht mehr in der geräumigen Großstadtwohnung Sukis. Das zwitschern der Vögel drang an sein Ohr und eine laue Brise wehte ihm ins Gesicht. Es handelte sich hier um das genaue Gegenteil von dem, was er momentan erlebte. Die pure Natur umgab ihn. Kein Verkehrslärm und auch keine Menschenmassen waren weit und breit zu sehen. Ein Idyll, das er des Öfteren einfach vermisste. Sein Blick glitt in die Baumkronen, durch die sich die Sonnenstrahlen eisern ihren Weg auf den Boden bahnten und hier sein Gesicht wohlig wärmten. Von den Wipfeln sah er weiter in den Wald hinein. Es gab hier wirklich keine Menschenseele. Ein Balsam für seine geschundenen Nerven. Das Reh, das nur wenige Meter von ihm entfernt an den jungen Trieben der kleinen Eiche fraß, schien keinerlei Furcht vor ihm zuhaben. Es kam sogar noch etwas näher heran und sah ihn neugierig an. So verhielten sich nur Tiere, die in der Nähe von Tempeln lebten. Bei diesem Gedanken glitt sein Blick an ihm selbst herunter. Seinen Körper bedeckte eine erdfarbene, aus mehreren Bahnen bestehende Robe. Er trug hier wirklich ein Kesa, ein buddhistisches Mönchsgewand. Neben ihm fand der Rosahaarige einen Korb mit den verschiedensten Kräutern vor. Als sein Blick wieder nach oben wanderte, sah er dem Reh direkt in die Augen. Dieses senkte seinen Kopf leicht, als wolle es sich an seinem Korb bedienen.
„Verschwinde! Such dir etwas anderes“, blaffte Sukuna das Tier an, welches dann erschrocken wieder im Gebüsch verschwand. Er lehnte sich etwas zurück an die Rinde des Baumes hinter ihm und schloss wieder etwas sie Augen, um diese wunderbare Ruhe noch etwas genießen zu können. Lange sollte das aber nicht anhalten, denn laut rufende Kinderstimmen durchbrachen die Stille: „Sukuna, wo bist du? Wir haben es geschafft! Du musst dir das unbedingt anschauen!“ Träge öffnete der Rosahaarige seine Augen ein weiteres Mal und blickte direkt in drei wirklich sehr junge Gesichter. Ein Mädchen und zwei Jungen standen vor ihm. Das Lächeln aller drei war von Zahnlücken übersät und machte es ihm somit leichter, ihr Alter zu schätzen.
„Willst du gar nicht fragen, was wir geschafft haben?“, kam es von dem kleinen schwarzhaarigen Mädchen in einfacher bäuerlicher Kleidung, das ungeduldig auf und ab sprang. Die Jungen, in ähnlicher Kleidung, neben ihr schienen genauso ungeduldig zu sein. Ein leichtes Seufzen entglitt ihm und antwortete den Kindern dann: „Dann zeigt mal, was ihr geschafft habt!“ Sofort nickten die Drei vor ihm und stellten sich jeweils vor einem Baum. Dabei schien sich jeder von ihnen bis ins Äußerste zu konzentrieren. Er konnte genau erkennen, wie sie ihre Atmung bewusst regulierten und sich somit vollkommen auf das fokussierten, was auch immer sie vorhatten. Ein Anstieg der Fluchenergie der Kinder war zu spüren und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. So gehörte sich das und nicht erst viel später! Als sich an den Händen des Mädchens Flammen bildeten, erinnerte es ihn für einen kurzen Moment an sein ehemaliges Gefäß. In der nächsten Sekunde schrien alle Kinder gleichzeitig laut auf und schlugen gegen die Bäume, die allesamt unter der Kraft ächzend umfielen. Bei dem Mädchen jedoch hatte der Stamm Feuer gefangen und sie drehte sich panisch zu ihm um: „Oh nein! So wollte ich das nicht! Der Baum sollte doch gar nicht brennen.“ Als der Fluch aufstehen wollte, um dem Mädchen zu helfen, wurde alles um ihn herum wieder schwarz. Eine ganze Weile blieb es um ihn herum undurchdringlich dunkel.

Cursed (SukunaxOc) (Jujutsu Kaisen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt