Verflucht nostalgisch

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Auch wenn sie erst 16 Jahre alt war, konnte Suki eins genau sagen. Sie hasste den Wald. Überall waren Äste und Wurzeln, die früher oder später dazu führen konnten, dass ihre Kleidung kaputtging. Die Insekten tummelten sich hier, als würde hier eine Privatparty nur für sie gegeben werden. Gerade jetzt in der Dämmerung war es besonders schlimm. Überall, wo auch nur ein Funken Licht zu sehen war. Motten und Mücken überall, es gab kein Entkommen vor ihnen. Zwar sollte das nicht ihre größte Sorge sein, aber wenn man Suki kannte, dann wusste man, dass es eigentlich nichts Schlimmeres für sie gab als das. Da konnten auch die Schüler aus Tokio kommen und sie überfallen, das wäre um einiges besser, als hier weiter von Mücken zu einem Streuselkuchen verarbeitet zu werden.
Langsam könnte hier auch mal Schluss sein. Nachdem sie Shoko aus dem Wettbewerb geworfen hatte, indem sie die ältere Schülerin einfach in ihren Schminkspiegel gesperrt hatte, begegnete ihr niemand mehr. Seid gefühlt mehreren Stunden, aber Suki musste sich an den Plan halten, den sich die Schüler ihrer Schule zurechtgelegt hatten. Bei einem Wettbewerb, bei dem das Team gewann, dass alle Mitglieder des anderen Teams eliminierte, war es für alle das beste, wenn sich jemand versteckt hielt. Dabei handelte es sich um niemanden anderen als die Halbrussin.
Gähnend lehnte sie sich zurück an den Baum. Erst um Mitternacht würde abgebrochen werden und jetzt war es sicher gerade mal neun oder zehn Uhr am Abend. Sie musste hier demnach noch mindestens zwei Stunden verharren und darauf hoffen, nicht gefunden zu werden. Innerlich wünschte sich die angehende Jujuzistin sogar hier aufgegalbelt zu werden und endlich hier herauszukommen.
Wie von diesem Gedanken gerufen, wurde sie am Handgelenk hochgezogen und eine Hand legte sich auf ihren Mund. „Nicht schreien. Du willst ja nicht, dass hier noch jemand auftaucht“, flüsterte eine Stimme in ihr Ohr. Leicht weiteten sich ihre goldenen Augen und sie hielt die Luft an. Das war es jetzt für sie. Gegen Suguru hatte sie keine Chance. Wehren konnte sie sich also nicht. Die Blondine nickte und die Hand verließ ihren Mund. Erleichtert stieß sie die angehaltene Luft aus.
„Wenn du hier ganz offen hergekommen wärst, dann hätte ich auch nicht geschrien“, sie stemmte ihre Hände in die Hüften und sah den größeren anklagend an. Dieser zuckte jedoch nur mit den Schultern. Seine Antwort klang so belanglos, dass sie beinahe hätte loslachen müssen: „Satoru und ich haben keinen Bock mehr und du sowie einer aus der Zweiten, sind die Einzigen, die noch übrig sind. Du hast sicher auch keine Lust mehr, zwei weitere Stunden hier rumzuhängen.“
Damit hatte Suki nun wirklich nicht gerechnet, denn die zwei, sowohl Gojo, also auch Geto, konnten sicher alle hier im Alleingang fertig machen. Eine Sekunde biss sich die Halbrussin auf die Unterlippe. Sollte sie einfach die Niederlage für ihre Schule riskieren? Im Moment hatten sie noch einen Gleichstand. Die Frage, ob sie in der Lage war gegen den Dunkelhaarigen zu gewinnen, musste das Mädchen in jedem Fall verneinen. Das würde auf jeden Fall nichts werden. Verloren hatten sie diese Runde also sowieso.
„Dann sollte ich mich wohl ergeben. Ich brauch nicht mehr blaue Flecken als nötig“, gestand ihm die Jüngere schmunzelnd. An ihm hochsehend strich sie sich ihre blonden Haare hinter ihr Ohr. Suguru erwiderte das Lächeln des Mädchens vor ihm, dabei beugte er sich etwas zu ihr runter und sprach dann leise: „Das wäre auch wirklich unschön, zumal du sicher morgen bei der zweiten Runde auch etwas abbekommst.“

~

Heute war der 05. September und heute würde sie Suguru wiedersehen. Allein beim Gedanken an den Schwarzhaarigen schlug ihr Herz wie verrückt. Sie sollte zwar nicht mit ihm allein sein, aber es störte Suki nicht wirklich. Allein, dass sie mit ihm Zeit verbringen konnte, das zählte.
Sie wartete gerade in der Nähe ihres Einsatzortes auf ihre zwei zugeteilten Teamkollegen, als sie ihr Handy noch einmal aus ihrer Jackentasche nahm und nachschaute, ob ihr nicht jemand eine SMS geschrieben oder jemand angerufen hatte. Es war unglaublich ärgerlich, dass sie mit niemandem aus Tokio Handynummern getauscht hatte, aber sie hatten es wohl schlichtweg einfach vergessen. Es lag auf jeden Fall nicht daran, dass sie sich nicht sympathisch waren. Ihr war aber erst im Bus nach Hause aufgefallen, dass sie ohne wirklich schwer Kontakt halten konnten.
„Hey, was gibt es da so Interessantes? Du bekommst nicht mal mit, wenn sich dir jemand nähert“, das war eindeutig die Stimme Getos, die beinahe direkt neben ihrem Ohr erklang. Erschrocken zuckte Suki zusammen. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Zuerst stolperte das Herz der Schülerin wegen des Schrecks und dann schlug es wie verrückt weiter und fand dabei auf Gedeih und verderb kein Ende. Hitze breitete sich in ihrem Gesicht aus. Sicherlich war sie nun knallrot angelaufen. Das war absolut peinlich! Suguru dachte jetzt sicher, sie wäre eine schlechte Jujuzistin. Schnell drehte die Halbrussin ihren Kopf weg und schüttelte diesen heftig. Danach antwortete sie ihm, leiser als gewöhnlich, man konnte beinahe glauben, sie wäre schüchtern geworden: „Nein, ich wollte nur etwas nachschauen.“
„Dann sollte ich dir wohl meine Nummer geben, dann findest du sicher auch etwas!“, mit diesen Worten nahm er ihr das Handy aus der Hand und tippte seine Nummer in das Tastenfeld. Damit hatte Suki jetzt wirklich nicht gerechnet. Neben seinem Kumpel wirkte der Schwarzhaarige eher zurückhaltend.
„Wenn wir uns beeilen, dann habt ihr später noch genug Zeit miteinander zu flirten“ beide Jugendlichen fuhren erschrocken auseinander. Geto reichte der Blondine ihr Handy und diese steckte es schnell und unauffällig in ihre Jackentasche. Sie hatten nicht damit gerechnet, dass der Magiemeister, der sie begleiten würde, so schnell hier auftauchen würde. Flüchtig blickte das Mädchen zu dem Jungen hoch, bei dem sich, wenn sie sich nicht täuschte, auch leichte Röte im Gesicht ausgebreitet hatte. Keiner der Beiden wagte es ein Wort zu sagen, nur die Frau, die mit verschränkten Armen vor ihnen stand, gab, als wäre nichts gewesen, Anweisungen.
„Der Rachegeist, den wir vernichten sollen, ist nicht besonders stark, also denke ich, dass ihr danach noch Zeit habt, etwas miteinander zu unternehmen. Ach, und übrigens bin ich Utahime. Auf gute Zusammenarbeit“, die dunkelhaarige Frau, mit der Narbe im Gesicht, war nicht viel älter als sie, vielleicht zwei, drei, maximal vier Jahre. So überrumpelt blieb Suki nichts anderes mehr übrig als nur zu nicken.

Cursed (SukunaxOc) (Jujutsu Kaisen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt