Verfluchte Strafarbeit

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„Warum hast du dann gestern nicht schon Bescheid gesagt, nachdem du ihn gefunden hast?", Suki hatte mit einer Standpauke von Yaga gerechnet, aber dass er sie jetzt schon seit gefühlt einer halben Stunde anschrie, das hatte die Jujuzistin nicht erwartet. Trotzdem sah man dem Schulleiter an, dass er erleichtert war, auch wenn er zu den Personen gehörte, die am meisten Ärger mit Satoru hatten.
„Weil ich gestern erst noch herausfinden musste, ob es auch der richtige Gegenstand ist und nicht irgendetwas anderes", man konnte sofort hören, dass es sich hierbei um eine billige Ausrede handelte. Aber was sollte die Halbrussin tun, ohne dass sie Sukunas Identität aufdecken musste? Sie musste also dem geballten Zorn Yagas entgegenstehen.
„Ich habe ihr gestern gesagt, es könne bis morgen warten. Sie wissen genauso gut wie ich, dass sie sich schonen sollte. Ob wir ihn nun gestern Abend noch hergebracht hätten oder nun heute, das macht keinen Unterschied. Raus bekommt ihr ihn vorläufig nicht", hinter ihr hörte Suki Sukunas Stimme. Was machte der hier? Sollte er sich nicht um die Schüler kümmern und das Training Gojos erstmal weiterführen?
„Euch sollte beiden klar sein, dass die Angelegenheit für viel Aufsehen unter Jujuzisten ausgelöst hat. Der Stärkste von uns einfach so versiegelt. Viele sind verunsichert deswegen. Da ist es egal, ob sich jemand schonen muss oder nicht. Das ist jetzt auch egal. Da ihr beiden der Meinung ward uns in so einer wichtigen Angelegenheit warten zu lassen, werdet ihr euch auch vorrangig mit den Recherchen zu Satorus Befreiung beschäftigen!", sie sollte zusammen mit dem einen Weg finden, Gojo zu befreien? Das konnte ja wunderbar werden. Sie redeten schließlich seit heute Morgen kein einziges Wort miteinander. Sie sagte dem Fluch nur, dass sie gleich losfahren würde und er sich beeilen sollte, wenn er mitgenommen werden wollte. Mehr nicht, es würde auch nicht mehr werden!
„Ich kann das auch gut allein machen. Er kann sich weiter um die Schüler kümmern. Sie brauchen das Training wirklich! Vielleicht könnte Kento helfen", versuchte Suki den Rosahaarigen loszuwerden, Yaga jedoch blieb hart. Er verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf, dabei brummte er zuerst etwas Unverständliches, ehe er von seinem Stuhl aufstand.
„Nanami hat keine Zeit. Er muss sich von seiner Verletzung erholen und dann bekommt er eine Prothese. Ihr werdet das also zusammen machen und keine Ausreden mehr. Das Training der Schüler werde ich übernehmen", die Stimme des Mannes ließ keinen Widerspruch zu. Es würde jetzt keinen Sinn machen weiterhin zu versuchen Sukuna loszuwerden.
„Dann sollten wir jetzt gleich anfangen, damit wir ihn auch schnell wieder herausbekommen und alles wieder halbwegs normal wird", kam es abschließend von Suki, die sich umdrehte und einfach an Sukuna vorbeiging. Es war wohl zwecklos, weiterhin mit ihrem Vorgesetzten zu reden.

~

Heute würden Mimiko und Nanako das erste Mal an ihrem Training teilnehmen. Dementsprechend gespannt war auch Yuji, ihre Fähigkeiten begutachten zu können. Da die letzten Tage eher ruhig verliefen, war der Junge umso aufgeregter endlich wieder etwas Bewegung zu bekommen, auch wenn es hieß, das Training würde langsam anlaufen und sich dem Zustand der Schüler anpassen.
Gerade stand er zusammen mit seinen Klassenkameraden Megumi und Nobara auf dem Trainingsplatz und wartete auf das Erscheinen eines Lehrers. Man hatte ihnen gestern noch nicht mitgeteilt, wer das Training von Gojo übernehmen würde. Es hieß also abwarten und Tee trinken.
„Seid ihr auch so gespannt auf das Training heute?", fragte der Rosahaarige in die Runde und sogleich lagen verwirrte Blicke auf ihm. Seine Freunde schienen nicht unbedingt mit seiner Aufregung übereinzustimmen.
„Ne, warum sollten wir? Es ist eben Training", kam es gelangweilt von Megumi, auch Nobara nickte zustimmend und setzte dann fort, „Es wird sein wie immer, vielleicht nicht ganz so hart."
Ein leises Seufzen verließ seinen Mund und er ließ seinen Blick über das Gelände schweifen. Er hielt Ausschau nach den Zwillingen und dem Lehrer, mit dem sie heute ihre Fähigkeiten verbessern sollen. Niemand war weit und breit zu sehen. Normalerweise hätten sie schon vor zehn Minuten anfangen sollen.
„Wo bleiben die denn? Wollen wir nicht schon mal anfangen? Wer weiß, wann die kommen", Yuji konnte es eben nicht mehr abwarten. Auch wenn Shibuya nicht einmal eine Woche her war, strotzte der Junge nur so vor Energie. Anders als Nobara, die ihn nur genervt ansah und den Kopf schüttelte.
„Nein, ich habe keine Lust, jetzt schon anzufangen. Diese Woche hätten die uns auch noch freigeben können", kam es von der Rothaarigen. Sie zupfte sich genervt an der Augenklappe herum, die scheinbar verrutscht war.
„Das stimmt. Wir haben auch die letzten Tage nach Satoru gesucht, das sollte doch eigentlich reichen", mischte sich jetzt Megumi in diese Diskussion ein. Daraufhin ließ sich der Rosahaarige enttäuscht auf das Gras fallen, bereute dies aber gleich wieder, denn der Rasen, war noch von Tau feucht und durchnässte somit seine Hose.
„Ihh, so ein Mist!", beschwerte er sich laut und sprang vom Boden auf. Dabei fasste er sich an den Hintern und verzog angeekelt das Gesicht. Warum musste sowas immer ihm passieren?
Manchmal wage ich es wirklich an deiner Intelligenz zu zweifeln", murmelte der Fushiguro kopfschüttelnd.

Megumi fragte sich schon die ganze Zeit, was sie hier sollten. Es hieß gestern noch, dass sie weiter Satoru suchen sollten, aber dann Ijichi zu ihnen und sagte ihnen, dass das nicht mehr bräuchten. Warum hatte er ihnen nicht gesagt, nur dass der Rest dieser Woche aus Training bestehen sollte und es dann ab Montag wieder normal mit dem Unterricht weiter ginge. Den Unterricht für Gojo würden dann andere Lehrer übernehmen. Sicherlich haben sie entweder einen Anhaltspunkt gefunden, wo sich ihr weißhaariger Lehrer befinden sollte.
„Siehst du, Mimi, es ist noch niemand da!", hörte er die Stimme einer der Schamaninnen, die hier untergekommen waren. Sie würden also auch hier am Training teilnehmen. Das versprach interessant zu werden.
„Ah, ihr seit auch hier, das ist ja cool", klingelte Yujis laute Stimme in seinen Ohren. Wie konnte man so ein Organ besitzen? Das fragte sich der Fushiguro schon lange. Langsam sah er zu seinem Kumpel rüber, wie er versuchte die Mädchen überschwänglich zu begrüßen, diese ihm aber nur auswichen und allen einen guten Morgen wünschten. Es brachte ihn zum Schmunzeln. Yuji musste wirklich lernen, dass die meisten Personen nicht mit solchen Dingen umgehen konnten.
„Wisst ihr zufällig, wo hier ein Lehrer bleibt?", fragte nun Nobara an die Neuankömmlinge gewandt. Diese zuckten nur mit den Schultern und antworteten sogar zu der Verwunderung aller.
„Ne, kein Plan. Wir sollten heute nur herkommen, weil die sehen wollten, in welche Klasse wir kommen", kam es von Nanako. Gestern hatten sie die Mädchen nicht gesehen und heute redeten sie wohl ganz normal mit ihnen. Irgendetwas musste gestern also passiert sein, damit sie sich vielleicht etwas offener ihnen gegenüber zeigten. Ihm sollte es erstmal egal sein, denn bis jetzt waren sie noch nicht ihre Mitschülerinnen.
„Wie ich sehe sind schon alle da, dann können wir ja anfangen!", ruckartig drehten sich alle Schüler um und mit der Person, die sie dort sahen, hatte wohl keiner gerechnet. Hinter ihnen kam gerade ihr Schulleiter den Weg heruntergeschritten. Er dachte eher, dass Suki herkommen würde oder vielleicht Sukuna? Bei Yaga war es jedoch ungewöhnlich, ihn außerhalb seines Büros anzutreffen.
„Ihr fragt euch jetzt sicher, warum ich hier bin. Diese Frage lässt sich ganz einfach beantworten. Durch einen glücklichen Zufall ist das Gefäß aufgetaucht, indem Gojo eingeschlossen wurde. Ich habe Suki und Atsushi damit betraut einen Weg zu finden ihn dort herauszubekommen. Deswegen werde ich heute das Training und die Einschätzung von Nanako und Mimiko übernehmen", als der Mann endete, lagen verwunderte Blicke auf ihn. Auch Megumi verstand nicht richtig, was hier los war. Sie haben das Ding doch die letzten Tage wie die Bekloppten gesucht, aber es gab keine Spur. Nicht der kleinste Hinweis auf den Verbleib dieses Dings und dann taucht es aus heiterem Himmel auf? Da musste jemand dahinterstecken, das wusste Megumi und er wusste auch schon ganz genau, wer es sein musste.
„Was? Wie cool ist das denn, dann haben wir Gojo bald wieder hier oder nicht?", fragte Yuji aufgeregt. Natürlich freute er sich darüber. Er kam einfach viel zu gut mit ihrem Lehrer klar. Für Megumi hingegen war das alles einfach nur nervig.
„Was meinst du denn, du Trottel, wenn das so schnell gehen würde, dann müssten Suki und Atsushi nicht recherchieren! Das dauert bestimmt noch eine Weile", fiel Nobara dem Rosahaarigen ins Wort. Sie hatte recht, wenn es schnell gehen würde, müssten sie ganz sicher nichts nachlesen.
„Aber sie hat doch S...", sofort reagierte Megumi und unterbrach Yuji, „Auch wenn sie Atsushi dabei hat, heiß das noch lange nicht, dass es schneller geht. Vielleicht findet sich hier keine einzige Aufzeichnung zu dem Ding und wir müssen woanders danach suchen." Das war nur ein zu erwartender Ausgang der Situation. Keiner wusste, ob es überhaupt einen Weg gab, sie da rauszubekommen.
„Jetzt genug geredet, wir werden jetzt trainieren und ihr könnt euch später immer noch Gedanken darüber machen!", Yagas Ansage war klar und deutlich. Diskussionen mussten sie wohl auf später vertagen.


~

Suki mochte es wirklich hier unten in den Archiven. Jedes einzelne Stück hier war ein Zeuge seiner Zeit und sie beschrieben ungeschönt das, was geschehen war. Zumindest aus der Sicht der Jujuzisten. Wenn man dazu noch die Sicht der normalen Bevölkerung kannte, konnte man sich ein ganz wunderbares Bild der Zeit machen. Zumal sie für eine bestimmte Zeitepoche sogar einen Zeitzeugen dabei hatte, aber mit ihm reden, das kam nicht infrage. Er hatte sich in der letzten Zeit wirklich zu viel herausgenommen. Da redete man nun mal nur das Nötigste miteinander, kein Wort mehr und kein Wort weniger.
Leicht schielte die Halbrussin nach rechts. Sukuna saß direkt neben ihr und vor ihm der unberührte Stapel Bücher und andere Aufzeichnungen, den sie ihm vor einiger Zeit vorgesetzt hatte. Er musste nichts selbst suchen, aber durchgehen konnte er es alle mal. So viele Versiegelungstechniken, wie es gab, brauchten sie sicher mehr als einen Tag dafür. Sicher mehr als eine Woche. Dazu war sie aber wohl oder übel auf die Hilfe des Fluches angewiesen, der aber, wie es schien, keine Anstalten machte, auch nur einen Finger krumm zu machen. Er saß nur dort und las ein Buch, das in keinem Zusammenhang mit dem stand, was sie finden wollten.
„Könntest du wenigstens etwas von dem lesen, was wir durchsehen müssen?", fragte Suki zuerst in einem ruhigen Ton. Sie wollte nicht, wieder in eine Auseinandersetzung mit ihm geraten. Zumal er auch eine angenehme Person sein konnte, solange man ihm seine Ruhe ließ und ihn nicht unnötig reizte.
„Nein, ich lese jetzt das. Außerdem kann ich dir jetzt schon sagen, dass du nichts in diesen Büchern finden wirst. Die Technik ist zu alt" erklärte nun Sukuna ruhig und widmete sich wieder seinem Buch. Das konnte nicht wahr sein. Da schleppte sie den ganzen Kram an den Tisch und er sagt ihr dann, nachdem sie sich schon beinahe eine Stunde damit auseinandergesetzt hatte, dass dort nichts stehen dürfte.
„Warum sagst du mir dann nicht, wo ich schauen muss, dann ginge es schneller und du kannst wieder etwas anders machen, als hier zu hocken", Suki hätte das alles auch allein gemacht, aber wenn er schon mitkommen musste, dann konnte er sich auch nützlich machen. Das war doch das Mindeste, das man erwarten konnte.
„Du hast nicht mit mir gesprochen, also hielt ich es nicht für nötig es dir zu sagen", sagte der Rosahaarige und schaute dabei nicht von seinem Buch auf. Jetzt schob er ihr also die Schuld in die Schuhe. Anders kannte sie es nicht von ihm. Einen Fehler zugeben, das würde er nicht.
„Würdest du mir dann sagen, wo ich anfangen soll, damit ich nicht all meine Zeit hier verschwende?", fragte Suki doch recht genervt. Länger als nötig wollte sie nicht im Ausnahmezustand verbringen. Sie wollte Satoru wieder hier haben, auch wenn er ihr manchmal doch auf den Sack ging. Sie musste, auch wenn sie es nicht wollte, unbedingt mit jemandem in der Nähe über alles, was geschehen war reden. Er war neben Shoko der einzige Kandidat dafür. Zumal er wohl am besten nachvollziehen konnte, wie es ihr im Moment ging.
„Ich kann dir nicht sagen, welche Jahre das nach eurer Zeitrechnung sein müssten, aber ich habe das ein oder andere Mal davon gehört", erwähnte dann der Fluch, ehe er sich wieder voll und ganz seinem Buch widmete.
Ein Seufzen entwich Suki. Wenigstens etwas. Ein kleiner Zeitrahmen half schon enorm. Dafür musste sie aber erst einmal alle Bücher, die sie hier hatte, wieder wegräumen. In der Edozeit würde sie wohl nicht viel darüber finden. Mehr konnte die Blondine wohl auch nicht von Sukuna erwarten.


Nachdem sie alle Bücher und Aufzeichnungen wieder an ihren angestammten Platz gebracht hatte, fand sie tatsächlich mehr vielversprechende Aufzeichnungen als zuvor. Drei große Stapel alte und vergilbte Bücher lagen vor ihr und sie wusste jetzt schon, dass es ganz nach einer Nachtschicht aussah. Ihr Drang, einen ihrer besten und längsten Freunde zu retten, reichte, um sie so entscheiden zu lassen. Sukuna konnte, wenn er keine Lust mehr hatte, gern nach Hause gehen. Sie würde auf jeden Fall so lange bleiben, bis sie wenigstens eine Kleinigkeit gefunden hatte.
Mit diesem Gedanken griff sie nach dem ersten Buch. Es wirkte auf sie unscheinbar. Der lederne Einband war bereits abgegriffen und auch die Seiten wirkten so, als hätte man sie des Öfteren geblättert. Als sie es aufklappte und die erste Seite besah, stellte es sich als die Aufzeichnungen eines buddhistischen Mönches, der zur Heianzeit gelebt hatte, heraus.
„Ob ich da wirklich mehr finde, als etwas über den Tempelalltag", murmelte sie zu sich selbst.
„Lies es, Mönche in dieser Zeit waren nicht selten selbst Jujuzisten", erschrocken zuckte Suki zusammen, als sie Sukunas Stimme ungewöhnlich nahe an ihrem Ohr hörte. Der Fluch saß zwar neben ihr, aber so nahe doch nicht. Leicht drehte sie ihren Kopf zu ihm und sah ihm direkt in die roten Augen, die auf das Buch gerichtet waren. Ihn interessierte das? Bis eben wollte er doch nicht mitmachen.
„Na dann kannst du das doch lesen und ich nehme etwas anderes", ehrlich gesagt wollte sie das Buch zur Seite legen, denn sie glaubte eher weniger, dass sie hier schnell etwas finden würde. Jedoch wank der Fluch mit den Worten ‚Lies du das. Ich muss nichts aus einer Zeit lesen, die ich selbst erlebt habe' ab. Ihr blieb also keine andere Wahl, als sich diesem Buch zu widmen.

Cursed (SukunaxOc) (Jujutsu Kaisen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt