Die Psychologie eines Menschen (Pietro Maximoff)

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Wörter: 1210

"Bist du soweit?" hauchte mir der Sokovianer ins Ohr, als ich gerade meine letzte Haarsträhnen richtete.

"So jetzt" flüsterte ich zurück und drehte mich zu ihm um, um meine Arme um seinen Hals zu schlingen und ihn zu küssen. Pietro erwiderte den Kuss und biss sanft in meine Unterlippe, bevor er seine Hände zu meinen Schenkeln und meinem Hintern wandern ließ.

"Wenn du so weiter machst, schaffen wir es nie zum Restaurant" nuschelte ich vor mich hin, während Pietro eine Spur federleichter Küsse über meinen Hals platzierte und gerade an meinem Schlüsselbein angekommen war. Er hinterließ einen lila Knutschfleck.

Erschrocken strich ich mit meiner Hand darüber, da diese Stelle nicht durch mein schwarzes Satinkleid bedeckt wurde und nun frei für jedermann sichtbar war. "Pietro!" mahnte ich leise und er ließ grinsend von meinem Hals ab. Er war sichtlich stolz auf den Knutschfleck an meinem Hals, das konnte ich an seinem breiten Grinsen sehen. "Na komm Princessa, wir kommen sonst noch zu spät" er zwinkerte kurz und ging dann in den Flur, um sich seine Schuhe und Jacke zu holen. War das sein Ernst? Erst versucht er mich zu verführen und dann drängelt er. Das konnte auch nur von Pietro kommen.

Es dauerte nicht lange bis wir in dem Restaurant in der Nähe des Avengers Campus nagekommen waren. Pietro stieg aus und ich griff ebenfalls nach dem Türgriff, um die Autotür zu öffnen, doch bevor ich die Tür öffnen konnte, kam er mir zu vor und öffnete sie für mich- ganz Gentleman like. Ich schmunzelte vor mich hin und steig aus dem Wagen aus. Pietro hielt mir seinen Arm hin und ich hakte mich bei ihm unter.

Und so betraten wir das italienische Restaurant und warteten einen kurzen Moment, bevor ein schick gekleideter Kellner zu uns kam und uns platzierte. Wir nahmen an einem Tisch in der Nähe des Eingangs, gegenüber voneinander platz und der Kellner von eben legte zwei Speisekarten nieder, verschwand dann jedoch sofort wieder. Ich ließ meinen Blick kurz durch den Raum schweifen, bevor ich mich der Speisekarte widmete- womit Pietro jedoch schon begonnen hatte. Es war nicht voll, doch auch nicht gerade leer. Ich sah viele Pärchen und Familien mit ihren Kindern und alle schienen so beschäftigt und mit ihrem Leben fixiert. Es war interessant solche Leute zu beobachten, sie alle in ihrem eigenen Film und mit ihren eigenen Gedanken, Sorgen und Problemen.

"An was denkst du?" konnte ich Pietros Stimme hören und mr fiel auf, dass ich trotz meines Feierabends noch immer in Gedanken bei meinem Job war- Psychologin. Ich liebte das menschliche Gehirn, aber nicht auf seine medizinische Art, sondern auf die psychologische Art. Die Art, die sich im Laufe des Lebens bildet und verändert, die Art die von allen möglichen äußeren und inneren Einflüssen gebildet wurde. Durch Familie, Freunde, die Liebe und den Beruf, aber auch durch die Eigenwahrnehmung, das Verhältnis zu all diesen Personen im Leben eines Menschen und vor allem die Kindheit. All dies führte zu den Problemen und Sorgen, aber auch der Wahrnehmung eines jeden Menschen im späteren Leben. All das machte ihn oder sie, zu der Person, die sie waren und auch all diese Menschen waren durch diese Dinge geformt wurden und auch Pietro, welcher mich gerade ein wenig verwirrt ansah.

Als ich ihn zum ersten Mal getroffen hatte, war das in meiner Praxis, als Patient. Kurz nach den Ereignissen in Sokovia und als er sich gerade den Avengers angeschlossen hatte. Er war zu einer Zwangstherapie verdonnert wurden, um seine Posttraumatische Belastungsstörung behandeln zu lassen und sonst auch seine neu errungenen Kräfte in den Griff zu kriegen. Es hatte lange gedauerte, wirklich sehr lange. Es hatte ja schon ewig gebraucht, bis er überhaupt begonnen hatte mit mir zu sprechen, dann noch mal genauso lange bis er die Therapie ernst genommen hatte und zum Schluss nochmal Monate, bis es Erfolge gezeigt hatte.

Irgendwann dann hatte der Sokovianer sich dann mehr auf mich, als die Therapie zu fixieren begonnen und ich will ja nicht unprofessionell wirken, doch mir ging es fast genauso.

"Hey Nele, alles gut? Du wirkst so abwesend?" Pietro griff über den Tisch hinweg nach meinen Händen und strich mit seinem Daumen über meine Fingerknöchel, es war beruhigend und ich sah ihn wieder an. "Ja alles gut, da ist nur im Moment nur dieser eine Patient. Er hat eine Posttraumatische Belastungsstörung. Er war im Krieg und naja. Er erinnert mich ein klein wenig an dich. Ich habe nur grad dran gedacht, wie wir uns kennengelernt haben", murmelte ich vor mich hin. Es beschäftigte mich, dass hatte es schon vorhin. Genau wie jetzt, wo ich all diese anderen Leute hier sah, beschäftigte mein Patient mich wieder.

"Wie hast du das damals verarbeitet?" fragte ich Pietro. Er sah mich kurz fragend an. Er hatte sich das Essen mit mir sicher anders vorgestellt, doch ich konnte mich nicht entspannen, wenn ich keine Lösung oder zumindest einen Ansatz dessen gefunden hatte.

Pietro seufzte leise, "du."

Es war süß, doch ich rollte trotzdem mit den Augen. "Ich meine das ernst, das ist wichtig Pietro!"
"Ich meine nicht dich als Freundin. Also das natürlich auch, aber nicht primär. Ich meine dich als Therapeutin, du-" "Psychologin!" unterbrach ich ihn schnell, verdeutlichte ihm dann aber wieder fortzufahren. "Du hast mir geholfen mich zu öffnen und alles zu verarbeiten. Ich brauchte ganz offenbar jemanden, um darüber zu sprechen, auch wenn ich das anfangs vielleicht nicht gedacht hätte" erklärte er und sah mich überzeugend an. "Ich glaube er braucht einfach Zeit, so wie ich damals" schlug er vor. Ich nickte zustimmend, vielleicht hatte er recht.

"Du machst das toll Nele, du bist eine großartige Thera-" "Psychologin!" verbesserte ich ihn erneut, er würde es wohl nie lernen. "Dann eben auch das. Was ich damit sagen will, ist, dass du dir nicht so viele Gedanken machen darfst, in deiner Freizeit, sonst kannst du irgendwann gar nicht mehr abschalten. Lass deinem Patienten einfach Zeit, das wird schon." Ich nickte. Es half wirklich, ich entspannte mich und ich konnte mich nun wirklich auf das Date mit Pietro konzentrieren. Er war großartig, nur er konnte mich zu beruhigen.

"So lange er nicht das gleiche Ziel hat wie ich" nuschelte Pietro leise vor sich hin, sodass ich es fast überhört hätte und verdrehte die Augen. "Das glaubst du doch nicht ernsthaft, oder?" Ich zog eine Augenbraue in die Höhe und sah Pietro fragend an. Er schmunzelte nur, in dem Wissen, dass ich nur ihn wollte.

Der Kellner trat an unseren Tisch und nahm unsere Getränke und Essenbestellungen aus. Ich hatte mich für Pasta mit Meeresfrüchten entschieden, während Pietro irgendein Fleischgericht bestellte, dazu hatte er Wein für uns beide bestellt.

"Du siehst toll aus Princessa" raunte er mir leise zu und ich lächelte glücklich zurück, "danke."
Während Pietro gerade über die Nachtischseite der Speisekarte las, beobachtete ich ihn einen kurzen Moment. Pietro war genau das, was ich mit unter einem perfekten Partner immer vorgestellt und gewünscht hatte. Er war aufmerksam, hörte mir stundenlang zu, wenn ich von meiner Arbeit erzählte, hatte immer die besten Ratschläge und war einfühlsam- unabhängig von seiner wundervollen Art und seinem einzigartigen Humor. In dem Moment wurde mir einfach bewusst, dass ich mein gesamtes Leben mit ihm teilen wollte und das einfach nur durch die Kunst der Psychologie.

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