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Ein bisschen zu sehr (Stephen Strange)

Wörter: 1000

Ich blickte trüb auf den Boden meines Cocktails Glases und versuchte die ohrenbetäubende Musik wenigstens ein klein wenig auszublenden. Tony schmiss hier im Avengers Tower mal wieder eine seiner berühmten Partys und hatte alle gezwungen ebenfalls zu erscheinen. Eigentlich hätte ich meinen Abend lieber allein und in meinem Zimmer verbracht, mir wären sicher hundert Sachen eingefallen, die ich liebe getan hätte. Doch nun war ich hier.

Ich hatte theoretisch nichts gegen Party oder Feiern jeglicher Art, ganz und gar nicht, ich liebte es eigentlich auszugehen und zu tanzen, doch nicht heute. Ich wusste, dass er da war: Stephen. Stephen Strange, der Zauberer, welchen die Avengers auf einer ihrer letzten Missionen kennengelernt hatten und mein bester Freund. Er war auch hier.

Das war auch der Grund, warum ich mich im Moment an der Bar versteckte, und mein Getränk musterte. Es war ja nicht so, dass ich Stephen nicht mochte, das war nicht das Problem. Das Problem war eher, dass ich ihn ein bisschen zu sehr mochte. Es war schon eine Weile jetzt, die wir uns kannten und auch wirklich gut verstanden und die ganze Zeit dachte ich, dass er mich auch mögen könnte, dass das mit uns klappen könnte und er meine Liebe erwidern, doch dann hatte ich dieses Gespräch zwischen Tony und ihm mitgehört. Ich wollte eigentlich gar nicht lauschen, doch mich dazu bewegen wieder zu gehen, konnte ich dann auch nicht.
Also hatte ich wie erstarrt draußen vor der Tür gestanden und den beiden zugehört und dabei versucht keinen Mucksvon mir zu geben. Tony hatte Stephen gefragt, was das zwischen mir und ihm wäre und dass wir schon viel zusammen unternehmen würden und uns wirklich viel unterhalten. Aber vor allem das wir ein schönes Paar abgeben würden und in diesem Moment machte mein Herz einen kleinen Luftsprung, bis zu Stephens Antwort.

Er verneinte dies zwar nicht, erklärte Tony dann jedoch, dass ich und er nur Freunde wären und er sich nie mehr mit mir vorstellen könnte. Dann bereute ich doch, es gehört zu haben. Ich bereute es, weil es weh tat. Da war mir die Unwissenheit dann doch lieber gewesen.
Denn jetzt, immer wenn ich mit ihm sprach, musste ich daran denken, dass ich ihn liebte, er mich jedoch niemals als er mehr als eine gute Freundin sehen würde und das schlimmste war, dass er es nicht einmal wusste. Ich konnte ihm ja nicht mal in die Augen sehen ohne nervös zu werden oder Tränen in die Augen zu bekommen, geschweige denn, dass ich darüber reden konnte, ohne sofort wieder weinen zu müssen und ich hasste mich dafür. Ich hasste mich und wünschte mir, ich hätte das Gespräch nie gehört. Denn Stephen dachte, es wäre alles normal. Er dachte weiterhin es wäre alles gut zwischen uns und suchte den Kontakt und auf jede Frage, ob alles gut mit mir wäre oder ob ich sauer wäre, wenn ich ihn nicht ansehen könnte, log ich ihn an, wieder und wieder und wieder. Einfach nur weil ich mich nicht traute ihm die Wahrheit zu sagen, aus Angst vor Abweisung, aus Angst ihn als Freund zu verlieren, aber vor allem aus Angst damit die Avengers zu spalten oder zerstören, wenn wir uns streiten würden oder einfach nicht miteinander reden. Es war so schmerzhaft, doch ich konnte nichts dagegen tun oder es ändern. Das machte es noch viel schlimmer.

Die Tränen brannten heiß in meinen Augen und ich versuchte einfach nur meine Beherrschung nicht zu verlieren. Ich durfte nicht weinen, nicht hier. Wenn Stephen es sehen würde, würde er mich zwingen ihm zu erzählen was los war. Ich konnte ihn noch nie belügen und Anschweigen schon gar nicht. Ich schluckte mehrfach und blinzelte schnell, doch es half alles nichts und die erste Träne rollte mir die geschminkten Wangen hinunter. Schnell wischte ich danach, doch es wurden immer und immer mehr. Hastig versuchte ich einfach mein Gesicht trocken zu wischen, ohne dabei Spuren, wie verschmierte Wimperntusche, zu hinterlassen. "Verdammt" murmelte ich leise vor mich hin, als ich die schwarzen Striemen jedoch trotzdem auf meinem Handrücken erblickte.

"D/N! Da bist du, ich hab dich schon gesucht" hörte ich Stephens ausgelassene Stimmer hinter mir und nun bekam ich Panik. Wie besessen versuchte ich meine Wangen zu trocknen, einfach in dem Versuch das er mich nicht weinen sehen würde. Doch es war schon zu spät.

"Alles gut? Was ist passiert?" flüsterte er behutsam, "wer hat dir das angetan?" Du! Du! Ganz allein du! Hätte ich am liebsten gebrüllt, doch es war nicht seine Schuld, es war meine. Er konnte ja nicht beeinflussen in wen er sich verliebte oder eben nicht. Ich aber wiederum auch nicht.
Stephen strich mir behutsam über den Rücken und ich bekam bei seiner Berührung sofort eine Gänsehaut, während ich tief ein uns ausatmete und versuchte mich zu beruhigen. Ich konnte ihm einfach nicht sagen, dass ich ihn liebte, es ging nicht. Es würde unsere Freundschaft komplett ruinieren!

"Komm mit" raunte er leise und griff nach meiner Hand. Stephen zog mich hinter sich her auf die breite Tanzfläche, wo schon viele andere Paare ungestört am Tanzen waren. Das Lied war langsam und leise, nicht so wie der dröhnende Lärm vorhin noch. Er legte seine Hand an meine Taille und verschlang seine Hand mit meiner, die er eben noch hinter sich hergezogen hatte, während ich meine Hand an seinen Oberarm legte. Die Berührungen sendeten kleine Stromstöße durch meinen Körper und ich hoffte einfach sie würden nie wieder aufhören. Der Moment war wunderschön.
Wir bewegten uns langsam zur Musik und es hatte etwas beruhigendes wie ich spürte. Meine Atmung hatte sich beruhig, wobei mein Herz jedoch umso schneller schlug.

Ich sah im Raum umher, einfach weil ich Stephen nicht ansehen konnte und mein Blick fiel auf Pepper und Tony, welche ebenfalls auf der Tanzfläche eng aneinander standen. Die beiden strahlten nur so und ich wünschte mir in dem Moment einfach nur, dass Stephen mich auch so ansehen würde wie Tony Pepper.

Und wieder wurde mir bewusst, dass das wohl nie geschehen würde...