Bedrohliche Wellen im Sonnenschein.

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Hermine POV

Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, meine Finger zittern und ich versuche sie unter Kontrolle zu bringen. Eben in der Dusche war ich noch so selbstsicher, habe mich über meinen Erfolg gefreut. Das ich mich wirklich getraut habe ihn zu küssen, in der Hoffnung es würde ihn ebenso berauschen wie mich, nur damit ich meinen Willen bekam. So handelte ich im Normalfall nicht. Obwohl ich sagen muss, das mir schon Freude bereitet hat, das ich Hermine Granger, ihn so aus der Fassung bringen kann.

Jetzt allerdings war von meiner neu gewonnenen Selbstsicherheit irgendwie nicht mehr viel vorhanden, so leise wie ich konnte war ich aus dem Bad geschlüpft, in meine neuen trockenen Schlafsachen gehüllt. Naja gut, vielleicht hatte ich wieder das zu große Shirt von Malfoy angezogen, aber nur weil es so bequem war, aus keinem anderen Grund.

In der gesamten Wohnung war kein einziger Ton auszumachen, und dann hörte ich es.
Es klang wie ein Schnaufen, wie angewurzelt blieb ich stehen, mein Körper verharrte regungsos um bloß keinen Ton von mir zu geben. 
Die Tür zu Malfoys Zimmer stand einen Spalt breit offen und ohne das er mich hätte erblicken können, war es mir möglich einen Blick in sein Zimmer zu werfen.
Auf ihn.
Und bei Merlin, er berührte sich selbst. Nicht das ich prüde war, oder so etwas noch nie gesehen hatte. Aber diesen Mann in seinem Bett liegen zu sehen, mit geschlossenen Augen, wie er sich selbst verwöhnte hatte etwas derart anziehendes, das mir die Spuke wegblieb und ich kräftig schlucken musste. Es war als würde mein Gehirn sich selbst ausschalten und alles andere vergessen. Ich konnte auf keinen Fall die Anziehung leugnen, die er auf mich ausstrahlte, mir selbst, das einzugestehen war auch etwas neues. Ich würde diese Gedanken auf später verschieben müssen.
Wirklich.
Mein Körper übernahm das denken für mich und ich fühlte wie sich die Kitze zwischen meinen Beinen sammelte. Himmel noch eins. Automatisch, wie eine Reaktion zum Schutz drückte ich meine Oberschenkel fest zusammen. 

Seine Bettdecke war hinunter gerutscht und ich hatte einen ganz exzellenten Blick auf seinen trainierten Oberkörper. Der, auch wenn ihn so viele Narben überzogen, derart sexy war, verrucht und verboten.
Hermine Granger ! Stop! Stop! Stop!

Ich musste aufhören, das was ich hier tat gehörte sich nicht. Ich spannte niemanden aus, schon gar keinen ehemaligen Slytherin, mochte er auch noch so sexy sein. So etwas tat ich einfach nicht. Das war grundlegend falsch.
Also wand ich meinen Blick beschämt ab.
Zu meinem Glück würde er nie wissen, das ich ihn dabei beobachtet hatte.
Meine Finger zu einem Knäul zusammen gewunden, flüchtete ich so leise wie ich nur konnte zurück auf meine sichere Couch. Zu einem der beiden Kniesel, welcher müde den Kopf bei meiner Ankunft hob, sich dann aber sogleich wieder schlafen legte.
Irgendwie versuchte ich mir etwas Platz für meine Beine zu verschaffen und hatte schließlich Glück. Das Katzenartige Tierwesen schlief tief und fest zwischen meinen Beinen, auf höhe meiner Kniekehle.
Und Merlin sei Dank, war ich derart übermüdet, das mein Körper auch endlich wieder schlafen wollte, mit rasendem Herzen und pochender, erregter Mitte. Aber ich schlief. Hoffentlich ohne heiße Träume von einem gewissen Mann mit sturmgrauen Augen. Ich würde einen Teufel tun und mir ebenfalls in seiner Nähe Erleichterung verschaffen. Diese Blöße konnte ich mir nicht geben.
Wo, bei allen Krötern, hatte ich mich da nur hinein geritten.

Ich träumte von weiten saftig grünen Wiesen und einer leichten Sommerbrise, die mir über die nackten Arme strich und an meiner Nase kitzelte. Ich roch das frische Gras unter meinen Füßen und spürte die sanfte Wärme der Sonne. 

Nah an meinem Ohr konnte ich das Meer oder einen See rauschen hören. Ich fand mich in einem angenehmen Frieden wieder. War es sonst nicht so friedvoll, ein Gedanke so flüchtig wie eine schmelzende Schneeflocke.
Meine Augen waren geschlossen und ich füllte meine Lungen mit frischer warmer Luft. Es war nicht zu heiß, nicht zu warm, sondern für mich, genau perfekt. Wie ein warmer Tag im Frühling. 
Die Luft die meine Lungen erfüllte war salzig und gab mir die Bestätigung das ich am Meer lag.
Um mich herum war es auffallend still geworden und ich genoss diese Ruhe in vollen Zügen, bis sich jemand leise neben mich legte und meine Hand streifte.
Die Berührung fühlte sich vertraut an und war angenehm. Aber ich wollte meine Augen noch nicht öffnen.

„Komm mit mir, dass Wasser ist herrlich." flüsterte eine männliche Stimme, ganz nah an meinem Ohr, sodass mir ein Schauer über den Rücken lief.
Ich kannte die Stimme, das wusste ich. Sie bedeutete Zuflucht und Ruhe, Familie.
Ohne meine Augen zu öffnen wurde meine Hand sanft ergriffen und ich wurde nach oben auf die Beine gezogen und folgte der vertrauten Stimme blind. Das Rauschen in meinen Ohren wurde lauter und ich fühlte plötzlich wie meine Zehen mit erfrischendem Nass in Berührung kamen und schreckte Lachend auf.
Die große warme Hand, die meine so sorgsam umschloss führte mich immer tiefer in das Wasser. Unsere Hände passten perfekt ineinander, als wären sie füreinander geschaffen. Das war schön, simpel.

Es war angenehm, nicht zu kalt und an diesem herrlichem Frühlingstag, sehr angenehm auf meiner  aufgeheizten Haut.
Als mein Bauch mit dem salzigen Meer in Berührung kam, entfuhr mir erneut ein lachendes Keuchen. Aber keiner von uns beiden sagte etwas. Das war auch nicht nötig. Ich fühlte mich sicher.

Ich wusste dass ich es auch war.
Der Meeresboden lag sanft und kühlend unter meinen Füßen. Keine Steine, keine Muscheln. Nur der reine feine Sand des Meeres, in den ich meine Zehen vergrub und jeden einzelnen Kiesel unter mir versuchte zu spüren. Ich fühlte eine unbeschreibliche Sanftheit die vom Boden des Meeres ausging, der meine Füße sicher einbettete. Ich lief auf Samt.
Zwei starke Arme nahmen mich in Beschlag, schlangen sich um mich und ich fühlte die Hitze, die durch unseren plötzlichen Körperkontakt entstanden war und zog mich noch dichter an den anderen Körper heran.
„Öffne deine Augen und sieh mich an." Bat mich diese freundliche raue Stimme in meinem Geist.
Und ich folgte der Aufforderung. Mein Herz blieb einen Augenblick lang stehen, ehe es mit einem aufgeregten Hüpfer schneller Schlug. Ich blickte in wunderschöne sturmgraue Augen, die mir so vertraut waren, mit ihrer silberfarbenen Umrandung. Sie bedeuteten Sicherheit und ich schmiegte mich noch enger an den Mann.
„Wirst du mich auch Küssen, oder möchtest du mich weiterhin anstarren?"
flüsterte ich verführerisch.
Mehr hatte der Zauberer mit den aschgrauen Haaren nicht benötigt und zog mich in einen quälend langsamen aber umso intensiveren Kuss. Er küsste mich, als hätte er es schon hunderte Male getan, es war wie nach Hause zu kommen. 
Ich gab mich ihm hin, fühlte mich in jede einzelne Berührung hinein. Jede kleine Explosion auf meiner Haut und in meinem Geist nahm ich in mir auf. Das hier war mein sicherer Hafen. Und ich ließ mich fallen.
Doch plötzlich kam ein unangenehm kalter Wind auf, das Wasser  war mit einem Zauberstabwink eiskalt, die Sonne verschwand und tiefe schwarze Wolken schoben sich an den Himmel über uns. Von dem eben noch so friedvollen Frühlingstag war nun nichts mehr übrig geblieben. Düsternis war über uns herein gebrochen.
Blitze durchzogen die Schwärze des Himmels und brachiales Donnergrollten jagte mir Schauer der Angst über meinen Körper.
„Lass mich los, wir müssen hier aus, zurück an das Ufer." Bat ich eindringlich, da die Person keine Anstalten machte, sich von mir zu lösen und an das sichere Land zu schwimmen. Das Gefühl von innerer Sicherheit wurde von aufkommender Nervosität abgelöst. Wir konnten nicht hier in den Fluten bleiben, wo die Wellen immer höher schlugen.
„Mmm." Ich wollte einen Namen sagen, warum fiel er mir nicht ein? Wir hatten uns doch gerade noch fast geliebt? Oder?

Meine Augen öffneten sich von selbst, die Anstrengung mich von seinem Körper zu lösen war gänzlich umsonst, ich wurde wie von eisernen Ketten fest umschlossen.
„Wer bei Merlins Bart bist du?" da waren keine blonden Haare mehr und auch keine silbergrauen Augen die mir entgegen blickten. Nein da waren rotorange Haare und Sommersprossen.
„Ich lass dich nicht gehen. Niemals." „Wir müssen aus dem Wasser, die Blitze werden uns umbringen." Ich wehrte mich mit Händen und Füßen, doch ich kam nicht los. 

Der Mann drückte mich so fest an sich, das es weh tat. Und endlich, meinem Hirn sei Dank, hatten meine Erinnerungen seinen Namen rausgekramt. „Ronald, lass mich sofort los."

„Nein Hermine."

„Wir werden hier draußen sterben." Flehte ich. Panik drohte mich zu übermannen. Wir mussten aus dem tobenden Meer raus kommen, das Ufer war jetzt schon kaum noch erreichbar für uns. „Dann ist es ebenso. Hauptsache das Frettchen bekommt dich nicht in die Finger!"
Grelle Blitze schlugen über uns ein, ich duckte mich unter ihnen weg und mein Kopf traf auf  bitterkalte Wellen, die mir die Luft zum Atmen nahmen, ich begann zu Schreien. Immer wieder verschluckte ich mich an dem salzigen Wasser. Meine Lungen fühlten sich damit, ich konnte kaum noch atmen. 
Er solle mich los lassen. Blanke Angst stand mir ins Gesicht geschrieben.
Das schwarze Meer türmte sich in meterhohen Wellen vor uns auf, die uns verschlingen würden.
Jeden Moment, wir ertrinken, einfach so, sterbe ich gleich, in den Armen meines besten Freundes.
Nein das war er nicht. Er brachte uns beide um.
Die See spiegelte meine pure Angst wieder wie ein Spiegelbild, die schäumenden Kronen der bedrohlichen Wellen, die sich über uns auftürmten und bereit waren uns mit allem was wir waren zu verschlingen, brachen über uns herein.
Dann verlor ich mich in purer Schwärze. Ich starb. 

 Keuchend wachte ich auf und füllte meine Lungen mit kühler Luft.
Atmen.
Atme Hermine!
Schrie ich mich innerlich an.
Ich war nicht ertrunken und auch an keinem Strand.
Ich lag in Malfoys Wohnung auf der Couch und hatte nur geschlafen.
Alles was geschehen war, war nichts weiter als ein grausamer Traum gewesen.
Furchtbar verwirrend. Aber ich würde nicht ertrinken.
Ich versuchte alle Bilder aus meinem Traum zu greifen und sie alle festzuhalten.
Diesen Traum sollte ich besser nicht vergessen vor dem Morgengrauen.
Wieso bei Merlins Bart, war Ron in meinem Traum der Bösewicht gewesen?
Ich versuchte nach dem Gefühl zu greifen, das ich in Malfoys Nähe verspürt hatte. Mein Geist spielte mir Streiche, wieso hatte ich mich so geborgen bei ihm gefühlt, so vertraut..
Mein Hirn musste noch komplett verschroben sein, nach den Geschehnissen der letzten Wochen.
Langsam beruhigte sich mein Atem und ich schmiegte mich zurück in die weichen Kissen um wenigstens noch ein paar Stunden zu schlafen, ich war jetzt so froh über die Entscheidung die Kniesel mit hierher zu nehmen. Dieses knuffelige Fellknäul beruhigte mich.
Und ich glitt zurück in den Schlaf.
Dieses Mal jedoch gänzlich traumlos.

das Wunder der magischen TierwesenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt