Verschwinde!

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Hermine POV

Noch bevor Malfoy auch nur die erste Regung des Aufwachens hatte zeigen können war ich bereits im Ministerium verschwunden. Ich wollte ihm absolut nicht begegnen, nicht nach dem letzten Abend. Das war nicht richtig.
In meinem Büro angekommen hatte ich mich den gesamten Tag über mit jeder Menge Kaffee, Tee und weiterer Akten verschanzt um alle möglichen Informationen in mich aufsaugen zu können die uns in diesem Fall von nutzen sein konnten.
Erst am späten Abend kehrte ich zurück zu meinem vorläufigen Aufenthaltsort. 
Niemand hatte sich im Laufe des Tages dazu bereits erklärt mit mir in meine Wohnung zu gehen, Aufgrund der zur Sicherheit ausgeführten Zauber, war ich nicht mal dazu im Stande alleine in meine Wohnung zu gelangen. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, ich Hermine Granger, darf mein zu Hause nicht alleine betreten.

„Das müssen sie mit Mr. Malfoy abklären Ms."
„Mr. Malfoy obliegt diese Aufgabe."
"Der zuständige Auror ist Mr. Malfoy, bitte wenden Sie sich an Ihn Ms. Granger."

Waren nur einige der Antworten die ich auf meine Fragen zu hören bekam. Es war frustrierend. Verflixter Kröter.
Nun saß ich hier auf seiner Couch, erneut in seinen Sachen, mit seiner Bettdeckte, die ich aus dem Schlafzimmer mitgenommen hatte.
Nachdem ich ausgiebig geduscht und meine blauen Flecke und Schürfwunden untersucht hatte, hatte ich etwas von der Dipdarm Essence darauf geträufelt, die Schmerzen und Kratzer waren so gut wie verschwunden. Zurückgeblieben war lediglich ein leichtes Ziehen, ähnlich wie ein Muskelkater. Aber damit konnte mein Körper gut umgehen, schon am nächsten Tag würde davon nichts mehr zu spüren sein. Ein Hoch auf die Magie. 

Diese Nacht würde ich definitiv hier auf der Couch verbringen. Als ich gegen 22:00 Uhr zurückgekommen war, lag die Wohnung noch im Dunkeln und war verlassen. Aus dem Kühlschrank hatte ich einige der Reste vom Chinesischen Essen geholt und aufgewärmt. Mit vollem Magen saß ich nun gemütlich auf die breite Couch gekuschelt und war in ein Buch über magische Tierwesen versunken, als ich etwas hörte. Ein Rumpeln erklang aus dem Kamin und keine Sekunde später stand Malfoy im Zimmer.

Bei Merlin, dachte ich erschrocken und zuckte bei seinem Anblick zusammen.
Der Zauberer vor mir war über und über mit tiefrotem Blut besudelt und einiges davon musste sein eigenes sein, dem großen feuchten Fleck auf seinem Pullover zu urteilen, der bereits jetzt erste rote Tropften auf dem Holzboden verteilte. Alarmiert sprang ich auf und blieb dann doch etwas ratlos vor ihm stehen. Bei Harry und Ron hatte ich nie Berührungsängste mit ihren Verletzungen gehabt. Wir waren Freunde gewesen, Familie. Jetzt hier stand ich vor einer unsichtbaren Mauer. Wusste nie wie ich reagieren sollte, oder wie ich ihn berühren durfte. 
Abwartend sah Malfoy mich an, wachsam, lauernd auf das was ich nun tun würde.
Er sah müde aus, so müde. Und am liebsten hätte ich ihn einfach in eine trostspendende Umarmung gezogen. Aber so war Malfoy nicht. Blöder Gedanke Hermine, ganz blöder Gedanke.
Und dann fuhren meine Hände automatisch vor zu Malfoys und zogen ihn, ohne Proteste seinerseits in das Badezimmer den Flur herunter.

„Zieh das aus." Forderte ich, ihn den Rücken zugewandt auf, doch als ich mich zu ihm umdrehte hatte er bereits den beschmutzen Mantel und sein Oberteil abgestreift. Und das Ganze ohne das ihm auch nur ein Ton des Schmerzes über die Lippen gekommen war.
Er bot ein Bild des Grauens. Sein linkes Auge war stark zugeschwollen und sein Oberkörper von zwei dicken blauen Flecken verziert und einer davon mündete in einer sehr übel aussehenden Stichwunde, spätestens morgen würde das ganze ohne Magie wohl ziemlich schwarz blutunterlaufen aussehen, keine schöner Anblick, nein ganz sicher nicht, schmerzhaft das ja. Das Auge würde ich in wenigen Sekunden mit einem Zauber heilen können, da würde lediglich noch eine kleine Restschramme verbleiben, aber der klaffende Cut an seiner Schläfe wäre dann wenigstens zu. 

„Tja Granger" murmelte er, „dafür ist das Nahkampftraining da." Und schmunzelte dabei überheblich, weil er wieder einmal Recht gehabt hatte. Arroganter Slytherin. 
Ohne darauf einzugehen fragte ich ihn ob er Diptam Essence in einem seiner Schränke aufbewahrte und nach einer kurzen Beschreibung wurde ich fündig.
Malfoy hatte sich indessen auf den Rand des Toilettendeckel gesetzt, eine Hand krallte sich in den Rand des Waschbeckens, so sehr das seine Knöchel bereits weiß hervor traten. Dies war wahrscheinlich seine Methode mit dem Schmerz umzugehen. Mit dem Wattepad in meinen Händen hielt ich kurz vor seiner Wunde inne und zögerte. Warum konnte ich gar nicht sagen. Noch immer kam mir die Versorgung von Malfoys Wunden surreal vor. Meine Finger zitterten bei der Erinnerungen die mein Kopf und diese Situation mir schenkte. Erinnerungen an den Krieg und vergangene Zeiten. Keine schönen und ich verscheuchte sie kopfschüttelnd aus meinen Gedanken.
„Granger, mach schon, oder ich tu es selbst." Zischte er bemüht zwischen seinen Zähnen aus, was mir wieder ins Gedächtnis rief, dass er nicht unerhebliche Schmerzen ertrug während ich hier zögernd vor ihm stand, weil ich unschlüssig war, von meinen Gedanken überrollt.
Ohne ein weiteres Wort beträufelte ich seine Wunde mit der Essence und sah zu wie sie sich begann zu schließen. Ich nahm seine Hand und wollte auch dort mit dem Wattepad über seine aufgeschlagenen Knöchel fahren. Trotz allem war seine Hand warm und fühlte sich so gut in meiner an. Ich wollte gerade mit dem Pad darüberstreichen und warf ein Blick in sein Gesicht, seine unverkennbaren Augen. Die ich wirklich zu mögen begonnen hatte.
Abrupt entzog er mir seine Hand und stand auf, was mich überrumpelt und erschrocken zurück ließ. Warum hatte er das getan? Was hatte ich getan?

das Wunder der magischen TierwesenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt