Malfoy

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Hermine POV

Ich lag mit offenen Augen im Bett und fand keine Motivation aufzustehen, ich war hundemüde. Der Auftrag heute Nacht war zwar reibungslos abgelaufen, dennoch war ich erst gegen vier Uhr in der Früh im Bett gewesen. Und nun protestierte mein Körper, er wollte unter allen Umständen im Bett liegen bleiben.

Meinen Lippen entkam ein lautes resigniertes Seufzen. Das würde ein bomben Tag werden.
Trotz meiner inneren Proteste warf ich meine Füße über die Kante meines Bettes und auf meinen flauschigen Teppich.
Dank meines Kamins lag eine angenehme Wärme auf dem sonst so kalten Holzboden.
Nach einer kurzen Streckung meiner Glieder trotte ich in die Küche direkt auf meine heißgeliebte Muggelkaffeemaschie zu. Als die Kaffeebohnen gemahlen wurden verbreitete sich dieser wunderbare Duft überall in der Küche.
Entspannt an die Arbeitsplatte gelehnt, nahm ich die dampfende Tasse in meine Hände und inhalierte ihren Duft, während meine Augen den Weg nach draußen fanden.
Der Wind bliess aus allen Backen und auch der Regengott gab sein bestes.
Oh wie ich diese stürmischen Tage liebte. Sie lagen mir mehr als viel zu greller Sonnenschein. Ich fand immer, dass das tropfen und prasseln der Regentropfen etwas entspanntes hatte.
Heute stürmte es allerdings so doll, das ich nicht wie sonst zu Fuß und über den Besuchereingang ins Ministerium kommen würde, sondern heute würde ich das Flohnetzwerk nutzen.
Träge zog ich meine Kleidung für einen langen Tag im Büro an. Es würde heute eine Menge Papierkram auf mich warten. Jippie...
Als die Uhr schließlich Punkt halb acht anzeigte, nahm ich eine Handvoll Flohpulver, aus dem Kästchen neben meinem Kamin im Wohnzimmer und sprach laut die Worte meines Ziels aus, als mich auch schon grüne Flammen verschlangen.
Keine Minute später wurde ich im Ministerium wieder ausgespukt.
Zielstrebig fanden meine Füße den Weg zu meinem Büro, das ich, Merlin sei Dank, für mich alleine hatte.
Ich hatte zwar schon geahnt, das eine Menge Papierkram auf mich zukommen würde, aber der Stapel den ich dann tatsächlich auf meinem Schreibtisch wiederfand war exorbitant.
Stutzig blieb ich im Türrahmen stehen und beäugte diese vielen Pergamente skeptisch.
Meinen Mehrwegkaffeebecher stelle ich wieder einmal seufzend auf meinem Schreibtisch ab und begann damit mich durch die Stapel zu wälzen.
Und wurde überrascht. Denn die Kniesel die ich letzte Nacht aus dem Zoo geholt hatte, waren tatsächlich keine Haustiere gewesen.
In der Abteilung für gestrandete magische Geschöpfe wurde festgestellt, dass diese Kniesel in Gefangenschaft waren, was ich aufgrund ihres Verhaltens aus dem Auftragsbogen schon vermutet hatte. Was ich allerdings nicht vermutete hatte, war das die Zauberer feine Zauberstaub Rückstände überall auf ihrem gefunden hatten, die sie einem der größten Schmugglerringe unserer Zeit zuordnen konnten. Was auch bedeutete das an diesen Knieseln irgendetwas besonderes war und sie von weit her zu gekommen waren. Daher der riesengroße Stapel, unzählige vermisste und verletzte magische Geschöpfe der besonderen Art, die alle mit diesem Schmugglern in Verbindung gebracht wurden.
Mir zog sich der Magen zusammen. Zauberer konnten so grausam sein nur um Profit aus etwas zu schlagen. Dann wurde ich jäh aus meinen Gedanken gerissen, als es energisch an meiner Bürotür klopfte.
„Herein." Murmelte ich abwesend aber laut genug, damit mich die Person vor der Tür hören konnte und versteifte mich augenblicklich als ich die Augen hob und meinen Besuch erblickte.
„Malfoy." Gebüßte ich ihn knapp ohne ihn wissen zu lassen, dass mich sein Besuch mehr als überraschte. „Morgen Granger." Begrüßte er mich ebenso kühl.
„Was verschafft mir die unverhoffte Ehre?" Malfoy setzte sich nicht, er stand mit einer Präsenz im Raum, die einnehmend war. Andere Hexen wären wohl auf der Stelle von ihm gefesselt gewesen bei seinem Anblick.
Seine Haare waren etwas länger als zu unserer Schulzeit, er trug noch immer einen schwarzen Anzug. An seiner Hand prangten schwere silberne Siegelringe, einer von ihnen trug auf Malfoy M auf sich.
Aber seine Augen, die hatten wirklich das Potenzial mich in ihren Bann zu ziehen. Im Vergleich zu unserer Schulzeit, waren seine Augen nicht mehr traurig und staubgrau, mein in ihnen könnte ebenso gut pures Silber fließen. Oder ein Sturm wütend. Wahrlich interessant. Ich sagte mich jedoch schnell von seinen Augen los und musterte ihn weiterhin mit einem kalten abwartenden Blick.
Mit seiner linken Hand zeigte er auf den größeren Stapel an Pergamenten. „Wie ich sehe hast du bereits einige der Akten erhalten. Du darfst raten, mit welchem Auror du das Glück hast an diesem Fall zu arbeiten." Frotzelte er. Innerlich seufzte ich zum wiederholten Male an diesem Tag. Konnte es noch besser kommen?
Aber momentmal? Er hatte gesagt wir würden gemeinsam an diesem Fall arbeiten.
Das bedeutete also auch, dass ich endlich aus diesem tristen Alltag heraus kam und das war definitiv ein riesengroßer Fortschritt, dafür nahm ich auch die ungewollte Anwesenheit von dem Malfoy Sprössling in Kauf.
Ich deutete vor ihm auf den Stuhl. „Bitte setz dich." Wies ich ihn an. „Wie genau wird unsere Zusammenarbeit aussehen?"
Der Stuhl wirkte auf einmal winzig, jetzt wo Malfoys großer Körper darauf prangte. Tja, er war wohl nicht mehr dieser ausgemergelte Junge von damals. Ich wusste aus dem Tagespropheten das er noch regelmäßig Quidditch spielte. Das er sogar hätte Profi werden können, aber er hatte sich damals bewusst für eine Aurorenkarriere entschieden. Was für eine Wandlung, vom Delinquenten zum Retter. So richtig passte das in meinen Gedanken noch nicht zusammen. Ich würde in der nächsten Zeit wohl vom Gegenteil überzeugt werden?
„Sichte die Akten, mache dir Notizen, finde neue Informationen heraus, die uns entgangen sind. Lese zwischen den Zeilen, das kannst du doch so gut. Mein Team und ich haben zwei Verstecke ausfindig machen können, in denen wir diverse magische Geschöpfe vermuten. Du wirst uns in diesem Fall unterstützen und wir werden daran arbeiten den gesamten Schmugglerkreis auffliegen zulassen. Leider muss ich zugeben, dass niemand so bewandert ist in diesem Bereich wie du. Weswegen die Wahl auf dich fiel. Wir werden Wochenlang zusammen arbeiten, wahrscheinlich sogar Monate Granger." Frotzelte er nun wieder mit einem schäbigen Grinsen auf den Lippen.
Leider hatte Malfoy recht, ich war ganz oben an der Spitze was die Kenntnis über magische Tierwesen betraf. Wie sollte es auch anders sein, wenn mein Vorbild Newt Scamander war. Ich konnte seine Werke im Grunde auswendig. Und stand kurz davor mein eigenes Erstlingswerk zu veröffentlichen.
„Welch eine Freude. Ich kann es kaum erwarten. Zum Glück ist deine Anwesenheit zu Beginn nicht von Nöten. Da ich durchaus in der Lage bin, die Akten alleine zu sichten. Du kannst also gehen." Verabschiedete ich den ehemaligen Slytherin wenig freundlich. Dennoch, ich musste versuchen so gut ich es nur konnte auf der professionellen Ebene zu bleiben, ohne ständig an unsere Vergangenheit denken zu müssen. Diese Gedanken würde ich ganz tief in meinem Inneren in eine Kiste verschließen müssen. Wo sie auch eigentlich lagen, nur eben manchmal brach diese Kiste auf. Leider manchmal in den ungünstigen Momenten, wie gerade eben. Als ich Malfoy erblickte. Ich wollte ihn so schnell wie nur eben möglich wieder aus meinem Büro raus haben um mich auf meine wartenden Arbeit zu konzentrieren.
„Mhm. In Ordnung. Ich erwarte deine Notiz sobald du mit den Akten fertig bist und mir deinen ersten Bericht vorlegen kannst."
Zu meinem Glück erhob er sich noch während er sprach von dem Stuhl und verschwand mit einem Nicken aus der Tür.

Ich ließ mich in meinen Stuhl sinken und mein Körper gab seine versteifte Haltung auf.
Ein aufgewühltes Seufzen entrang meiner Kehle.
Was mich aber zutiefst verstörte war, das diese Aufgewühltheit nicht nur davon kam, das Malfoy Bilder meiner Vergangenheit zu Tage brachte, nein es rührte auch daher, das ich ihn mittlerweile oder zumindest mein Körper ihn wohl attraktiv fand. Und das war wirklich verrückt.

das Wunder der magischen TierwesenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt