P+16Hermine POV
Stundenlang hatten wir zusammen mit unseren Knieseln im Wohnzimmer gesessen und getüftelt. Die Seiten meines Buches haben sich schneller gefüllt, als ich schreiben konnte und wir waren ein gutes Stück voran gekommen.
Endlich, nach so langer Zeit des Suchens konnten wir Fortschritte erzielen, das war großartig und dazu brauchte ich das Archiv oder das Ministerium nicht.
Jetzt saß ich im Schneidersitz vor der Couch und hatte eine Tasse schwarzen Tee zwischen meinen Fingern. Vor nicht allzu langer Zeit hatte Malfoy einen Spruch zur weiteren Heilung über meine Schulter gelegt, seitdem fühlte ich mich fast wie neu.
„Ich finde du solltest ihn Knirps nennen." Sprach ich meine Gedanken laut aus, was Malfoy zum Lachen brachte.
„Der hier wird sicher kein Knirps bleiben. Der wird riesig werden."
Damit hatte er sicherlich recht, trotzdem fand ich den Namen irgendwie passend.
„Knirps also." Stellte Malfoy fest und kraulte sein Tierwesen unter den flauschigen Ohren. Irgendetwas hatte sich zwischen den beiden verändert und Malfoy hatte seine Bedenken und Vorurteile den kleinen Tierwesen gegenüber wohl ein Stück weit abgelegt. Anders konnte ich mir nicht erklären, wie es dazu gekommen war, dass sich Tierwesen und Zauberer so gut verstanden und er seinen "Knirps" ständig kraulte, wenn dieser danach verlangte.
„Wir sollten deinem auch endlich einen Namen geben."
„HA!" rief ich aus und Malfoy starrte mich entgeistert an.
„Du hast gesagt, das wir meinem Kniesel auch einen Namen geben sollten. Meinem. Singular. Das heißt du hast endlich akzeptiert, das Knirps zu dir gehört."
Ich konnte ein Auflachen nicht unterdrücken und sah das Kissen nicht kommen, welches genau auf die Höhe meines Gesichts zuflog. „Malfoy!" konnte ich nur noch schreien, und warmer Tee verteilte sich überall auf meiner Hose und meinem grauen Pullover.
Natürlich konnte ich mir das nicht gefallen lassen und stellte die nun fast leere Tasse ab, unsere Kniesel hatten sich bereits aus der Gefahrenzone verkrochen und beobachteten uns aus sicherer Entfernung.
Gezielt schmiss ich Malfoy das Kissen entgegen und war höchst erfreut darüber, dass er sich nicht schnell genug geduckt hatte.
Ehe wir uns versahen war eine unkontrollierte Kissenschlacht ausgebrochen und wir benahmen uns wie Kinder.
Ich glaube, dass ich Malfoy noch niemals so losgelöst und freudestrahlend erlebt oder gesehen habe. Nicht einmal in unserem ersten Schuljahr.
Eigentlich ein Umstand der mich traurig machte. Wir tollten herum bis ich völlig außer Atem meine Hände ergebend in die Luft hielt.
Schwer atmend rang ich mir die Worte ab. „Okay, Stop. Ich kann nicht mehr. Du hast gewonnen."
Total erledigt schmiss ich mich auf die bequeme Couch und versuchte einen nicht allzu abgekämpften Eindruck zu machen, dabei griff ich nach meinem Zauberstab und trocknete meine Sachen, die Flecken blieben jedoch auf meiner Kleidung. Wunderbar dass sich das dunkle Braun von dem schwarzen Tee, so gut auf dem Grau abhob.
Malfoy stand indessen auf, und ich meine nicht einmal einen Schweißtropfen an ihm zu sehen.
Ergeben drückte ich meinen Kopf in die weichen Kissen und schloss für einen Moment die Augen. „Was stöhnst du so Granger?"
Mhmh, das hatte er gehört ja.
„Es ist einfach nicht fair, ich kämpfe hier ums Überleben und du hast nicht einen Tropfen Schweiß irgendwo."
Ich hörte wie sein Lachen ertönte, aber leiser wurde, meine Augen blieben geschlossen, wer weiß wo er hinging, ich brauchte noch eine kurze Verschnaufpause.
Irgendwas klirrte entfernt, als die Kniesel zu mir auf die Couch sprangen, lehnte ich mich zurück in die Kissen. Malfoy würde mich schon rufen, wenn etwas kaputt gegangen wäre.„Mach deine Augen auf Granger." Langsam, vorsichtig mit einem Augen blinzelnd öffnete ich meinen Blick, dann setzt ich mich auf und nahm Malfoy das Glas aus der Hand.
„Dankeschön." Die purpurne Flüssigkeit im Glas war vermutlich Elfenwein. „Elfenwein aus Frankreich. Er ist etwas süßer, aber ganz leicht." Bestätigte Malfoy meine vorangegangene Vermutung.
Gespannt nippte ich an dem wohlriechendem Getränk und schloss genussvoll die Augen. Dieser Wein schmeckte wirklich gut. Fruchtig, ich glaube Beeren heraus zu schmecken und einen Hauch Vanille. Aber Malfoy hatte recht, er war ganz leicht. Heidelbeeren, waren es glaube ich, oder Brombeeren? So genau konnte ich es nicht definieren, aber der Elfenwein war wirklich gut.
Eine Weile tranken wir in einvernehmlichem Schweigen und hingen einfach unseren Gedanken nach, als Malfoy als erste wieder das Wort ergriff.
„Möchtest du noch etwas?" ein Nicken genügte als Antwort und ehe ich mich versah, war die erste Flasche Elfenwein leer.
Da war eine Entspanntheit die sich zwischen uns eingestellt hatte, die neu war. Nicht schlecht oder so, nur neu. Ungewohnt.
Erneut verfielen wir in angenehmes Schweigen, obwohl die Gedanken von Malfoy wohl düsterer wurden, der Furche auf seiner Stirn nach zu urteilen.
Ohne einen Ton von sich zu geben stand er auf und holte uns eine weitere Flasche des Elfenweins, öffnete sie und füllte unsere Gläser auf.
Und so saßen wir, beide an einem Ende der Couch, gemütlich beisammen ohne uns die Köpfe abzureißen.
„Nach dem Krieg habe ich noch sehr oft an euch gedacht. Dich, Harry und sogar an Weaselbee. Habe unsere Erlebnisse immer und immer wieder durchgespielt. Habe mir zum Vorwurf gemacht, damals nicht eingeschritten zu sein, weil ich zu feige war, als meine Tante dich gefoltert hat. Dein Schrei und deine Tränen verfolgen mich noch heute in meinen Träumen. Ich bereue vieles aus der Vergangenheit, diese Umstände haben mich sehr sehr lange begleitet. Sie haben mich dazu bewegt weiter zu machen und diesen Weg zu verfolgen, ein anderer Zauberer zu werden, ein besserer. Mittlerweile weiß ich, das ich das Geschehene nicht mehr verändern kann. Ich habe Buße getan, tue es noch und habe mich geändert. Die Träume aber bleiben. Unzählige Male habe ich unsere Schulzeiten durchgespielt, mein Verhalten dir gegenüber. Warum ich so war, wie ich war. Das gerade wir beide hier sitzen hätte ich mir wohl nie erträumen lassen." Seine Stimme war ganz ruhig geblieben, als die Worte bedächtig seinen Mund verlassen hatten, hing ich an seinen Lippen.
Ich konnte das Zerbrechen seiner Maske förmlich klirren hören. Er hatte mir gerade seine wohl am besten gehüteten Gedanken offenbart und sich damit für seine Verhältnisse unglaublich angreifbar und verletzlich gemacht. Und mir? Mir fehlten erst einmal die Worte. Ob er sich schon mal jemanden derart offenbart hatte, oder derart nah an sich heran gelassen hat?
„Du kannst doch nichts für die Taten deiner Familie." Sein Kopf sank auf seine Brust, als ich endlich zu einer Antwort fähig war.
Ich glaube das ihn meine Antwort enttäuschte. Ich nahm einen weiteren Schluck aus meinem Glas, als bräuchte ich Mut für die folgenden Worte.
„Du hast dich so verändert Draco. Ich meine sieh uns an. Wir beide können die Vergangenheit ruhen lassen. Sie ist nicht mehr zu ändern. Nur unsere Gegenwart können wir selbst bestimmen. Und ich denke der ach so arrogante Slytherin Prinz macht das ganz gut."
Bei diesem Worten war sein Kopf in meine Richtung geschnellt und sein Blick entspannte sich, als er das angedeutete Schmunzeln auf meinen Lippen sah.
Er stellte sein Glas auf den viel zu vollen, mit Büchern übersäten, Couchtisch und kam zu mir rüber um mir ebenfalls mein Glas aus der Hand zu nehmen.
Malfoy setzte sich und nahm den Platz mir gegenüber ein, er war jetzt ganz nah bei mir und lehnte sich noch ein Stück dichter an mich heran. Sein Blick war fest auf meine Augen gerichtet, allein das reichte aus, um mein Herz in neuerliches rasen zu versetzen. Es stolperte nur weil er zu mir lehnte.
War es das, wovon sich so viele zu meinen Schulzeiten erzählten, wenn sie meinten das sie verliebt gewesen wären? Fühlte sich das so an?
Damals hatte ich gedacht, ich wäre in Ron verliebt gewesen, aber so hatte sich das nie angefühlt. In seiner Nähe hatte ich mich immer geborgen und sicher gefühlt. Wie nach Hause kommen war es gewesen. Wir hatten erst viel später erkannt, das dies die Bande einer Familie waren, die wir geknüpft hatten. Also ja es war auch Liebe gewesen nur auf eine andere Art und Weise, wie ich es, wie wir es zu erst angenommen hatten.
Und jetzt sollte ich das erste Mal diese intensive Gefühle spüren und das ausgerechnet gegenüber Malfoy? Das kam überraschend, ja mein Körper fühlte sich zu seinem hingezogen, aber dieses Herzrasen, wenn er mir nahe kam, es verstärkte sich nur noch, je länger wir zusammen waren, anstatt wieder abzuflachen.
War es so? War das verliebt sein?
„Ich kämpfe immer noch mit meinen Gefühlen, ganz besonders dann, wenn ich dich küsse. Aber nicht weil du Muggelgeboren bist, sondern weil ich damals so eifersüchtig auf dich gewesen bin. Diese Gefühle sind so tief in mir verankert. Und du rufst alle Widersprüche in mir hervor. Ich breche alle meine Regeln bei dir. Und trotzdem kann ich nur daran denken, wann ich das nächste Mal meine Lippen auf deine Legen kann. Dabei küsse ich doch gar keine Frauen."
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das Wunder der magischen Tierwesen
Fanfiction+++Zu hören jetzt auch auf Spotify+++ https://open.spotify.com/episode/21sK1Mo4Y6k5cb4RaHm7n2?si=2s1Y6o22Q6iTOC_3v48O8A Kapitel mit einem Sternchen sind P+18. Hermine findet sich in einem sich tagtäglich gleichendem Job wieder, der sie zutiefst ent...