Hermine

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Hermine POV

Mein sonst so brillantes auf Hochtouren laufendes Hirn lief noch immer auf Autopilot, oder besser gesagt rotierte es auf Hochtouren, denn meine Gedanken überschlugen sich ganz automatisch, auf dem Weg hinab in das alte Archiv. Ich war Malfoy dankbar dafür, dass ich das nicht alleine machen sollte, so war er ein Zeuge. Ein glaubhafter den ich im Zweifel benennen konnte, sollte die Dienstaufsicht etwas gegen mich unternehmen wollen, weil Akten unter meiner Aufsicht verschwunden waren. 
Hierunten mit den verzauberten Fenstern und den dicken Vorhängen kam mir diese kleine Abteilung, dieser abgetrennte Raum nun noch viel düsterer und erdrückender vor.
Warum konnte nicht einfach mal alles unkompliziert ablaufen, fragte ich mich frustriert schnaubend.
Ich stieß einen langen anschließenden Seufzer durch meine Nase aus und krempelte meine Ärmel hoch.
Wir hatten nur bedingt Zeit, also sollten wir lieber anfangen zu suchen.

Der kleine Raum war gefüllt mir seiner Präsenz. Überall stieg mir sein markanter Duft nach Zitronen und etwas holzigem in die Nase.
Mittlerweile jedoch hatte es etwas derart vertrautes an sich, dass es mich beruhigte. Die Zeit in Malfoys Wohnung hatte das getan. Dann schoss mir ein Gedanke durch den Kopf, den ich längst vergessen hatte, der aber so wichtig war. Wie hatte ich ihn nur einen Moment vergessen können?
"Malfoy!"
"Hhm?" es ging wohl nicht nur mir so, sich gerne in Gedanken zu verlieren.
"Mir ist noch etwas eingefallen. Als ich heute Morgen in mein Büro gekommen bin, ich war mir sicher das ich alleine war, dann sprang auf einmal die Tür auf, so doll, dass sie gegen die Wand schlug und etwas herausbrach. Aber ich konnte nichts erkennen, keine magische Spur, keinen angewendeten Zauber. Nichts. Es hatte mir nur einen Heidenschreck eingejagt. Weil aber gleich danach das Brieffing einberufen war, hatte es sich tief in meinen Gedanken versteckt, ich habe bis eben einfach nicht mehr daran gedacht, dabei ist es wichtig. Ich bin mir nun sicher, jemand war in meinem Büro, und eigentlich wollte ich dir und Harry gleich nach dem Treffend avon erzählen."
Malfoy trat mit skeptischem Blick hinter dem Stapel Akten hervor und ging langsamen Schrittes auf mich zu. "Ich denke sogar das es sehr wichtig ist Hermine."
Hermine, ich mochte es sehr, wenn mein Vorname seine Lippen verließ, dann rauschte so ein prickelndes Gefühl meine Wirbelsäule hinauf. Was das bedeutete, wollte ich lieber gar nicht wissen. Wie Harry zuvor oben, griffen nun Malfoys Hände nach meinen Armen, doch anders als bei meinem besten Freund, war die Umarmung in die der Blonde mich nun zog, von intimerer Natur. Gierig zog ich seinen Duft ein, schmiegte meinen Kopf an seine Brust und Schulter und ließ mich für einen Moment von ihm halten. Wir waren uns seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr so nahe gewesen. Komisch, wie der Geist die Zeit so empfindet, ganz anders als diese in der Realität vergeht.
Eine Umarmung in einer derart vertrauten Geste, dass es mir fast das Herz brach.
Denn im Grunde waren wir noch immer zwei fast Fremde, die sich zu sexueller Intimität hatten verleiten lassen und doch waren wir alles andere als Fremde. Aber ich mochte es, mochte diese Nähe zu ihm, seine Wärme an meiner Wange zu spüren. Seinen Geruch ganz tief zu inhalieren und die Ruhe die es auslöste zu spüren und zu genießen, sie in mich aufzusaugen. Klischeehaft ich weiß. 
Er hielt mich ganz fest, seine Arme waren um meinen Rücken und meinen Kopf geschlungen. Eine seiner Hände hatte sich fest, aber schmerzfrei in meine Haare gekrallt. 
"Wir haben in diesem Fall schon so viel geschafft Granger, immerhin leben wir derzeit zusammen ohne uns die Köpfe abzureißen, unsere Missionen waren erfolgreich und auch die Beurlaubung, wir haben das alles gemeistert. Von ein paar verschwundenen Akten lassen wir uns schon gar nicht unterkriegen."
"Danke, das du mir glaubst."
Ich drückte mich noch ein wenig fester an ihn, obwohl das kaum möglich war, und schloss meine Hände hinter seinem kräftigen Rücken zusammen. Auch wenn mir das aufgrund seiner und meiner Größe kaum möglich war.
"Natürlich. Daran darfst du nie zweifeln. Granger, ..Hermine" verbesserte er sich. "Wir sind vielleicht keine Freunde, möglicherweise noch nicht, oder vielleicht will ich das auch gar nicht, keine Ahnung was wir sind, aber wir sind keine Feinde mehr und keine Schulkinder. Ich kenne dich inzwischen ein bisschen und weiß das du so etwas niemals tun würdest."
Ein kleines Schnaufen verließ meine Nase, bevor ich es verhindern konnte. Etwas in seinen Worten verunsicherte mich zu tiefst.
"Du weißt nicht ob du mit mir befreundet sein möchtest? Findest du das nicht ein bisschen komisch?" Ich brauchte meinen Kopf nicht bewegen um ihn anzusehen, ich konnte sein schnaubendes Lachen hören.
"Granger, du missverstehst mich. Ich weiß nicht, ob ich nach alle dem mit dir befreundet sein kann. Ich glaube.."
Warum nur hörte er mitten im Satz auf? Hörte er denn nicht das laute dröhnen meines Herzens, bei seinen Worten, konnte er meine plötzlich entfachte Nervosität nicht spüren? Wo ihre Funken uns doch vollständig umgaben. 
Ich wollte mich aus seinem festen Griff lockern und ihn ansehen, konnte er doch nicht über seine Erziehung hinwegsehen? Ich war der festen Überzeugung gewesen, dass wir beide, eine ehemalige Gryffindor und der ehemals Prinz der Slytherin auf einem gutem Weg waren. Wir schlugen uns doch super, er selbst hatte es nur Sekunden zuvor selbst gesagt.
Warum verwarf er all das? Hatte ich ihn, uns missinterpretiert? Das verräterische Herz war zurück und polterte in meiner Brust, und beschleunigte meine Atmung. Ob ich es nun wollte, oder nicht. So funktionierte nun einmal der Verrat und seine damit verbundenen Gefühle. 
Als Malfoy meinen Kopf in seine Hände nahm, bekam ich diese Geste zuerst nur wie durch einen Schleier mit, wo doch meine Gedanken so rasten.
"Bei Merlin, ich glaube" er atmete tief ein, als müsste er sich selbst beruhigen.
"Hermine, ich glaube das ich nicht mit dir befreundet sein kann, weil ich, ..Granger ich fühle mich wie ein dreizehnjähriger Junge der zum ersten Mal Schmetterlinge im Bauch hat und nicht weiß wie er damit umgehen soll. Ich bin unglaublich unsicher in deiner Nähe, weil ich ständig bei dir sein will, und ein Malfoy ist nie, niemals unsicher. Was ich eigentlich sagen will, ist das ich glaube das wir mehr sein können, müssen als nur Freunde." endete sein Monolog der mich derart überraschte, das Malfoy meine geweiteten Augen falsch interpretierte und mich aus seinem Klammergriff entließ.
Aber dieses eine Mal in meinem Leben, wollte ich nicht nach den Vorschriften leben, oder darüber nachdenken wer wir waren, wer wir in der Vergangenheit gewesen sind, diese Zeit war vergangen, wir waren im hier und jetzt. Ich würde mein unsicheres Herz und meine Nerven überraschen, mich selbst.
In diesem Momentum zog ich den blonden Zauberer mit seinen wundervollen silbergrauen Augen, in denen ich mich so gerne verlor, zu mir zurück und presste meine Lippen, auf einen völlig überrumpelten Zauberer.
Es dauerte nur einen kurzen Augenblick, kaum einen einzigen Wimpernschlag, da löste sich Dracos steife Haltung und er küsste mich gierig, erleichtert zurück.
Seine Hände fest an meinen Kopf, wieder fest in meinen Haaren vergraben. Als könne er mir so all die Sicherheit geben, die ich mir so dringend wünschte. 
Und als seine Zunge höflich um Einlas bat, hieß ich sie willkommen. Hieß ihn willkommen, schmeckte ihn und seine Zunge spielte mit meiner. Ein leises Stöhnen in seinen Mund konnte ich nicht unterdrücken. Draco Malfoy, war alles, er schmeckte nach zu Hause, ankommen, nach ihm und nach mir. Meine Hand lag auf seiner Brust und ich konnte unter meinen Fingern sein rasendes Herz spüren, während unsere Lippen erneut aufeinander prallten. Dieser Kuss war nicht sinnlich, er explodierte voller Leidenschaft, und dennoch nahmen seine Lippen meine fast sanft in Beschlag. Er biss mir auf die Unterlippe und ich konnte sein Lächeln sehen, ohne das ich meine Augen öffnen musste.
Wie konnte es nur sein, das ich nicht erkannt hatte, dass es ihm genauso erging wie mir?
Und wir  uns wie zwei unsichere Teenager verhielten? Ich schob dies, auf die Tatsache das es für mich das erste Mal war, so etwas zu fühlen.
Seine Hände wanderten zu meinem Gesicht und seine Lippen flogen furchtbar langsam über meine, es war ein beinahe Kuss.

"Hermine."

das Wunder der magischen TierwesenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt