Gewiefter Dieb

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Gewiefter Dieb

Hermine POV

Der blonde Zauberer hockte sich hinunter zu seinem Knirps und schaute ihm in die großen moosgrünen Augen. Schon interessant, wie schnell sich die Beziehung der Beiden verändert hatte. "Ich möchte das du, die Kette mit dem kleinen schwarzen Edelstein, den Hermine Granger sonst immer trägt unbemerkt aus ihrer Tasche stiehlst. Bringe ihn zu mir."
Okay das war interessant und ich war offiziell neugierig, welchen Gedanken, welche Idee er damit verfolgte. Die Hexe in mir hätte nur zu gerne einen Blick in seinen Kopf und seine Gedanken dazu erhascht. Nur konnte ich das leider nicht, also musste ich mich gedulden.
Knirps der die Anweisung verstanden hatte stöberte nun unverdächtig und gelassen wie immer, im Wohnzimmer herum, kroch hinter die großen Blumentöpfe von Malfoy unter dem Fenster und, und war plötzlich verschwunden.
"Malfoy, ich sehe Knirps nicht mehr. Kannst du ihn sehen?"
Auch Malfoy war aufgestanden und suchte den Raum mit seinen Augen ab. "Das ist merkwürdig." Wir beide standen still, nicht einmal der Kamin war an und konnte ein Geräusch von sich geben. Minuten vergingen in denen nichts passierte, als Knirps dann einfach wieder zwischen den Blumentöpfen hervor trat, sich zwischen Malfoys Beine schmiegte und dann etwas aus seinem Maul vor seine Füße fallen ließ, bevor er sich auf seinem Fuß niederließ, darauf wartend nun eine Belohnung für seine verrichtete Arbeit zu erhalten.
"Ist das?" setzte ich überwältigt an. "Fuck" stieß der blonde Zauberer geflüstert aus und hob doch tatsächlich meine Kette vom Boden auf. "Können, können sie sich unsichtbar machen?"
"Hier." reichte ich Malfoy einen Beutel mit kleinen Leckereien für die Tierwesen, damit er Knirps belohnen konnte, der sich danach zufrieden schnurrend zu Malfoy Füßen zusammenrollte.
Das wäre es, das wäre der ultimative Durchbruch und die Erklärung warum die Schmuggler so versessen auf diese beiden gewesen waren. Das würde es erklären, das würde alles erklären, ich habe noch nie von so einer Eigenschaft bei Knieseln gehört.
Das könnte eine Mutation in einem ihrer Gene sein. Möglicherweise eine Art Weiterentwicklung, wie außergewöhnlich. Ob sie wirklich die ersten dieser Art waren? "Wila? Kannst du dich für mich unsichtbar machen?" versuchte ich es bei meinem Tierwesen. Und das kleine flauschige Tierwesen in meinen Armen?
Ich hielt nach wie vor ihr Gewicht in meinen Armen, spürte ihre Wärme, ihr weiches Fell, das an meinen Armen kitzelte, aber meine Augen konnten sie nicht mehr erkennen.
Tränen traten in meine Augen und ein Kloß bildete sich in meinem Hals so groß wie ein Riesenkröter. "Das ist unglaublich, ihr seid unglaublich. Du kannst dich wieder sichtbar machen Wila." Auf meinem Arm breiteten sich die Ränder von schwarzem und weißen Fell aus, ich sah Schnurrhaare, Ohren und dann ihren Körper und ihren Schwanz, der sich um meinen Arm schloss und dort entspannt auf und ab wippte.
Malfoy war auf mich zugekommen, ebenso sprach- und fassungslos wie ich.
Was wir so eben entdeckt hatten, war unbeschreiblich, Zauberspruchverändernd.
"Das ist es. Das ist ihr Geheimnis, was sie so unsagbar wertvoll macht." flüsterte er ehrerbietungsvoll. Und er hatte Recht. In seinen grauen Augen lag ein ganz besonderes Glitzern. Was wir beide soeben entdeckt hatten, diese kleinen Wesen schrieben Geschichte.
Ein Grund mehr, dass wir sie vor der Öffentlichkeit unter Verschluss hielten.
"Erinnerst du dich an dein Versprechen?"
Malfoy nickte, natürlich tat er das. Sein Gedächtnis war ausgesprochen gut.
"Ja, wir machen folgendes, du wirst alles, absolut alles niederschreiben in deinem Buch. Wenn du willst, dann leiste ich einen Geheimhaltungsschwur. Du wirst dein Buch veröffentlichen, wenn alles, überstanden ist, solange wird niemand außer uns beiden von ihren Fähigkeiten erfahren. Und wenn du es veröffentlich hast, dann halten wir beide, Knirps und Wila unter Verschluss, niemand wird an sie herankommen. Du hast recht, im Ministerium würden sie sich auf die beiden stürzen und Experimente an ihnen durchführen. Wir werden Shackleboldt lediglich darüber in Kenntnis setzen müssen, das uns ein Durchbruch gelungen ist. Das es aber der höchsten Geheimhaltung unterliegt und wir es nicht einmal riskieren können, es ihm als Zauberereiminister zu offenbaren. Einverstanden?"

Ein Geheimhaltungsschwur. Das war brillant.
Ohne intensiver darüber nachzudenken setzte ich dieses Wunderwesen ab und holte meinen Zauberstab vom Couchtisch.
"Gib mir deine Hand." forderte ich Malfoy auf, schlauer Zauberer, er verstand sofort.
Und als sich unsere Hände berührten und er meine Finger sanft umschloss, murmelte ich die Zauberformel und um unsere Hände begann es golden aufzuleuchten. Ein zartes Band umschloss unsere Handgelenke, zog sich, wie ein seichter Faden, um unsere Finger und umschloss den gesamten vorderen Teil unserer Hände.
Es sah genauso aus, wie bei einem Unbrechbarenschwur und in gewissem Maße war es das auch.
"Ich schwöre niemandem von unsere Entdeckung zu erzählen, bis die Mission beendet ist und unsere Kniesel sicher sind."
"Ich schwöre, dass ich niemandem von unserer Entdeckung erzählen werde, ich schwöre das ich diese Tierwesen und ihr Leben schützen werde." setzte Malfoy noch einen Satz an meinen eigenen Schwur an. An den ich mich ebenso halten würde. Das goldene Band glomm hell auf und dann war es schon wieder verschwunden.
Während des gesamten Zaubers hatte ein seichtes Prickeln auf meiner Haut gelegen, ich habe die Magie gespürt und die Kraft welche von diesem Spruch ausging. Es war wortwörtlich magisch gewesen.
Nun war sie verschwunden, aber ich spürte die Kraft des Spruches in meinen Adern fließen, während die Stille um uns herum ohrenbetäubend war.
"Danke, dass du das getan hast." Meine Stimme suchte noch immer ihren Ton, der Aufregung geschuldet. "Selbstverständlich, diese beiden könnten einzigartig sein. Und im Moment fällt mir keine anderen Forscherin, oder Magiezoologe ein, der mit diesen Tierwesen besser umgehen könnte als du. Nun los, geh und setzte dich zu ihnen, schreib schon alles auf, ich kann es in deinen Augen brennen sehen. Ich kümmere mich unterdessen und besorge uns etwas essbares."
"Wird es jetzt immer so zwischen uns sein?" Musste ich die Frage einfach stellen, die so laut in meinen Ohren brannte.
"Es hat sich nichts geändert Granger," drehte Malfoy sich wieder ein Stück zu mir um, blieb aber gen Türrahmen stehen. "Du wirst mich nach wie vor zur Weißglut bringen und ich dich. Ich erwarte unseren nächsten Schlagabtausch nur allzu bald. Nichts hat sich geändert, nur weil wir Körperflüssigkeiten ausgetauscht haben."
Mit einem Nicken meinerseits verschwand er in Richtung Küche und ließ mich erleichtert und überwältig zurück. Ich war froh, das Malfoy so entspannt mit unseren überschwappenden Gefühlen umging, die ich selber nicht so recht einzuordnen wusste und ich versuchte mich nun voll und ganz auf diese kleinen Wunderwesen zu richten. Ich würde später noch dazu kommen meine Gefühle und die Erlebnisse gegenüber Malfoy zu erörtern. Die Kniesel und dieser Fall hatten Vorrang.
Mein Herz war wieder in einen rasenden Rhythmus verfallen, aber aus einem anderen Grund als vorhin. Unsere Entdeckung war außergewöhnlich und ich war aufgeregt, euphorisch all unsere Ergebnisse und was ich noch herausfinden würde nieder zu schreiben.
In diesem Moment war ich zum ersten Mal dankbar für den Zwangsurlaub, den uns das Ministerium auferlegt hatte.
Ich schlug zwischen Knirps und Wila, auf dem bodensitzend, mein Buch auf und begann zu schreiben. Die Sterne, die hell im Dunkelschatten der eisigen Nacht prangten, konnten das ausbleibende Licht, von dem verdecken Mond nicht ausgleichen. Diese Winternacht war duster, fast gruselig düster, als hätte diese Nacht eine Vorahung was noch auf uns zukommen würde. Vor einiger Zeit hatte ich die Balkontür weit offen stehen lassen um die kalte Winterluft hineinzulassen und damit hoffentlich meinen Verstand wach zu halten.
Malfoy war vorhin mit zwei wirklich ausgesprochen lecker duftenden Pizzen wieder gekommen, nebenbei hatte ich sie verschlungen, als ich auf das Magengrummeln durch den Duft aufmerksam geworden war. Irgendwie hatte ich den gesamten Tag noch nichts gegessen und dann ein riesen Loch in meinem Magen gehabt, was gestopft werden wollte. Wenn ich mich so in der Arbeit verlor, konnte es schon mal vorkommen, das ich alles um mich herum vergas und das beinhaltete auch das ich meinem Körper Nahrung zuführen musste. War man alleine ließ es sich so schnell vergessen.
Gut gesättigt, war ich sofort wieder meiner Arbeit verfallen und hatte nicht mal mitbekommen, wie der Zauberer das Zimmer wieder verlassen hatte.
Nun etliche Stunden später, saß ich mit eingeschlafenen Gliedern auf den kühlen Holzboden, zwischen den Wunderwesen und schüttelte meine vom vielen schreiben, schmerzende Hand aus.
Ich hatte Seite um Seite gefüllt, den Knieseln Aufgaben und Aufträge erteilt und aufgezeichnet, wie und was sie bewältigen konnten.
Es war erstaunlich wie viel sie mittlerweile verstanden. Möglicherweise lag das daran, dass sie auf meine Stimme fixiert waren, oder sie als vertraut empfanden, das werde ich mit Malfoy später ausprobieren. Aber gewiss wusste ich, dass sie eine enorm schnelle Auffassungsgabe besaßen.
Eben dieser Zauberer trat soeben fröstelnd ins Wohnzimmer und zündete mit einem Zauberstabwink den Kamin an, bevor er die Tür zum Balkon wieder schloss.
Das sich auf meinem Körper ebenfalls eine Gänsehaut erstreckte, hatte ich erst bemerkt, als ich dank Malfoy aus meinen Gedanken gerissen wurde.
Es war mir kaum möglich meine steifen Gelenke zu strecken, wie lange hatte ich in dieser Position verharrt? "Du solltest schlafen Granger." Ich wusste das er recht hatte, aber ich, wir hatten heute so viel erfahren, dass ich doch nicht ohne Grund gegen die Müdigkeit ankämpfte. "Wieso bei allen Grindelos ist es so eisig gier drinnen, als hätten wir keine Wände in dieser Wohnung?" Fröstelnd rieb er sich erst über seine, dann über meine Arme. "Granger, du bist eine Eisfigur. Komm steh auf." forderte er mich auf. "Nein, ich muss weitermachen. Bitte lass mich los." aber sein Griff war unerschütterlich, nicht das es weh tat, er ließ mich nur nicht los, stabilisierte meinen unsicheren Halt, aufgrund meiner müden Gelenke, was mich wie eine steife Puppe fühlen ließ.
"Was bringt es deiner Forschung, wenn du halb schlafend, halb erfroren über deinen Büchern hockst, und morgen nach einer Mütze schlaf feststellst, wie viele Schreib oder Gedankenfehler du reingehauen hast?" "Punkt für Slytherin." musste ich ihm zugestehen, was dem Blonden ein kleines verschmitztes Lächeln entlockte, aber mein Geist war zu müde um es zu erwidern. Er hatte vermutlich wirklich Recht damit, aber wenn ich erst einmal in diesem Strudel der Forschung gefallen war, kam ich da irgendwie gar nicht mehr so schnell heraus. Und die Temperaturen hatten wirklich die des Winters vor der Tür angenommen.
"So du springst, oder besser gesagt ich schiebe dich jetzt in die Dusche, dann wärmst du dich langsam auf und dann wirst du ins Bett gehen, und dann kannst du morgen nach Herzenslust weiterforschen Granger. Ohne Widerrede." "Jawohl Sir!" gab ich mit einer Hand salutierend zurück. Da war etwas in Malfoys Augen, ein aufblitzen von irgendeiner Gefühlsregung, doch so schnell wie sie gekommen war, war sie auch wieder verschwunden, ohne das ich sie näher hatte ergründen können. Wir standen im Badezimmer. Auf der Ablage konnte ich bereits dicke Kuschelsocken finden und einen alten, aber sehr bequem aussehenden Pullover, der verdächtig an das alte grün, seines Hauses erinnerte. Es war mir gleich, ich zog mich, ohne einen weiteren Blick auf ihn zu wenden, aus und stieg in die Dusche, als ich kurz innehielt. Dir Tür nicht ganz zu, sie stand einen Spalt breit offen. "Hey Malfoy?" erfragte ich, ob der Zauberer in Hörweite war. "Was ist?" gut, er war noch da. "Es hat dich angemacht, als ich dich Sir genannt habe." wahrscheinlich hörte er das übertriebene Grinsen auf meinem Gesicht, welches ich nicht zu unterdrücken in der Lage war. "Granger." erklang seine Stimme gefährlich nahe an der Badezimmertür. "Reize meine Gutmütigkeit dir gegenüber nicht aus." dann vernahm ich nur Schritte die sich wieder entfernten. Hatte ich mich getäuscht und es hatte ihn nicht angemacht? Sei es drum, dass mehr kühle als lauwarme Wasser traf auf meine kalte Haut und fühlte sich trotzdem viel zu warm an.
Minuten vergingen bevor ich die Temperatur des Wassers höher stellen konnte und allmählich warm wurde.
Und mit der Wärme kam auch die überwältigende Müdigkeit zurück. 

das Wunder der magischen TierwesenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt