Erschrocken setzte ich mich aufrecht hin. Während in meinem Kopf alle möglichen Szenarien durchliefen, hörte ich, wie die Haustür ins Schloss fiel, und sofort breitete sich Erleichterung in mir aus. Das war bestimmt einer meiner Brüder. Trotzdem bekam ich leichtes Herzklopfen, als ich hörte, wie sich Schritte näherten, doch nach ein paar Sekunden tauchte zum Glück Cole bei mir im Wohnzimmer auf und ich spürte, wie ich mich sofort wieder etwas beruhigte. "Warum bist du denn noch wach?", fragte Cole verwundert. Als mein Blick auf mein Handy fiel, wurde mir bewusst, dass es schon 1:30 Uhr war. Kein Wunder, dass ich so müde war. Keine Ahnung, wie ich es geschafft hatte, so lange wach zu bleiben, während ich nur in die Dunkelheit gestarrt hatte, aus Angst, dass hier etwas oder jemand Fremdes sein könnte. "Ich bin nicht müde und konnte nicht schlafen", flunkerte ich, während ich mir ein Gähnen unterdrücken musste. "So sieht das aber nicht aus. Was ist los? Was ist passiert?" Fragend sah Cole mich an, während er das Licht im Flur einschaltete und alles sofort anders aussah und nicht mehr so gruselig wie vorhin. "Nein, es ist alles gut", erwiderte ich schnell. Ich spürte, wie mein Bruder mich einen Moment lang ansah, bevor er sagte: "Dann auf ins Bett mit dir." Ich war wirklich froh, dass er nicht weiter nachfragte. Müde nahm ich mein Handy und stand langsam auf. Ich spürte immer noch eine gewisse Aufregung in mir, aber es war schon deutlich besser. Keine Ahnung, warum mir das vorhin so eine extreme Angst eingejagt hat, aber vielleicht war es doch gut, dass eigentlich immer einer meiner Brüder zu Hause ist und ich normalerweise nicht alleine bin. Ziemlich erschöpft schlurfte ich die Treppen hoch, während Cole mir folgte. Kurz bevor ich meine Zimmertür öffnen wollte, blieb ich stehen, drehte mich zu meinem großen Bruder um und fragte: "Darf ich heute bitte bei dir schlafen?" "Klar", antwortete er sofort, zu meiner Erleichterung. Eigentlich wollte ich mir das abgewöhnen, aber ich wollte heute nicht ganz alleine auf der Etage schlafen. Wir gingen in Coles Zimmer, wo ich mich gähnend in sein großes, bequemes Bett legte. Mein Bruder ging zu seinem Schreibtisch, schaltete seinen Laptop ein und kam dann zu mir, setzte sich neben mich und strich sanft meine Haare aus meinem Gesicht. "Ich muss noch etwas erledigen, aber du kannst schon mal schlafen, okay?" Müde nickte ich, während ich schon halb am Einschlafen war. Morgen würde ein sehr langer und müder Schultag werden...
"Du musst langsam aufstehen, Prinzessin", strich Cole sanft durch meine Haare. Er hatte mich schon ein paar Mal geweckt, aber ich war einfach zu müde, um wach zu bleiben. Total verschlafen öffnete ich meine schweren Augen. "Ich weiß, dass du müde bist, aber ich muss zurück ins Büro und möchte, dass du mitkommst", erklärte mein Bruder. Fragend sah ich ihn an, bevor mein Blick auf die Uhr fiel. Es war bereits 8 Uhr morgens. Ich hätte längst in der Schule sein sollen. Cole schien zu bemerken, woran ich dachte, denn er sagte: "Ich habe dich in der Schule als abwesend gemeldet. Sie werden deine Aufgaben auf dein Schülerkonto hochladen, und du kannst sie dann in meinem Büro erledigen." "Warum muss ich nicht zur Schule?" fragte ich müde, während ich mich langsam aufrichtete. "Es hätte keinen Sinn gemacht, dich total übermüdet nach nur etwas über 4 Stunden Schlaf in die Schule zu schicken. Es war besser, dich länger schlafen zu lassen, und wie gesagt, du kannst deine Aufgaben auch bei mir erledigen. Aber du musst jetzt bitte aufstehen, ich habe um 9 Uhr meinen ersten Termin", sagte mein großer Bruder. Ich war wirklich froh, dass ich nicht zur Schule musste und länger schlafen konnte, obwohl ich immer noch sehr müde war und mich schlecht fühlte, dass Cole das für mich arrangierte, obwohl eigentlich nichts passiert war und ich nur aufgrund meiner Paranoia nicht schlafen konnte. Nachdenklich stand ich auf und ging in mein Zimmer, um mich fertigzumachen. Ich beeilte mich, damit Cole nicht zu spät zu seinem Termin kam. Als ich immer noch etwas verschlafen die Treppe hinunterlief, wartete mein Bruder bereits auf mich. Schnell zog ich meine Schuhe an und lief mit ihm zu seinem Auto. "Also, was ist gestern Abend passiert?" fragte Cole, während er losfuhr. "Nichts", antwortete ich schnell. Es war mir schon etwas peinlich, was passiert war. "Prinzessin, ich weiß, dass du lügst. Warum willst du mir nicht die Wahrheit sagen?" Ich fühlte mich erwischt und sah zu Boden. "Ich möchte es nicht erzählen, weil eigentlich nichts passiert ist. Keine Ahnung, warum mich das alles so verrückt gemacht hat", nuschelte ich. "Ich wollte eigentlich gerade ins Bett gehen und habe noch durch die Kanäle gezappt, als in den Nachrichten kam, dass ein Mädchen vermisst wird. Sie sieht fast genauso aus wie ich, das war total gruselig. Und dann war das Fenster offen, und die Keksdose ist auf den Boden gefallen, und ich habe mich fast zu Tode erschrocken. Als ich dann nachsehen wollte, was es war, habe ich mich an meinem eigenen Schatten erschrocken, und ab da war ich komplett verängstigt. Ich hatte so übertriebene Angst, obwohl eigentlich nichts war, aber ich habe mich dann nicht mehr getraut aufzustehen, und ich wollte auch nicht schlafen gehen, bevor nicht jemand von euch zu Hause ist", gab ich zögerlich zu. "Sollen wir die Alarmanlage höher stellen?" war das Einzige, was Cole fragte. Ich schüttelte den Kopf. Unsere Alarmanlage hatte verschiedene Stufen. Aktuell befand ich mich auf Stufe 3. Das bedeutete, dass das Sicherheitssystem zwar die ganze Zeit aktiv war, aber sich im normalen Zustand befand. Auf Stufe 5 zum Beispiel erhielten Jake und Cole immer eine Benachrichtigung, wenn die Haustür geöffnet wurde, zusammen mit einem Bild von der Person, die kam oder ging. Außerdem musste jeder, der das Haus betrat, einen Code an dem Tablet neben der Haustür eingeben, um zu verhindern, dass eine Meldung an die Polizei gesendet wurde. Es gab viele Unterschiede zwischen den Stufen, aber wie es im Moment war, schien es für mich in Ordnung zu sein. Normalerweise hatte ich keine Angst zu Hause, nur letzte Nacht war alles irgendwie anders. "Bitte ruf mich das nächste Mal an, wenn so etwas passiert, dann komme ich nach Hause, okay?", sagte mein großer Bruder zu mir. "Aber es war nichts. Es ergibt überhaupt keinen Sinn, dass ich Angst hatte", erwiderte ich. "Angst hat nichts damit zu tun, ob etwas Sinn ergibt oder nicht. Und abgesehen davon kann ich gut verstehen, dass dir das alles Angst macht, und das ist völlig in Ordnung. Aber ich möchte nicht, dass du zu Hause Angst hast. Du sollst dich dort sicher und wohlfühlen. Wenn das mal nicht der Fall ist, sag uns bitte Bescheid. Du brauchst dich überhaupt nicht dafür zu schämen, aber es ist uns wichtig, dass du mit uns darüber sprichst, wenn so etwas passiert, okay Prinzessin?" "Okay", antwortete ich zögerlich. "Es tut mir leid, dass ich nicht geschlafen habe und nicht zur Schule gegangen bin." "Alles gut, es war meine Entscheidung, dich nicht zur Schule zu schicken. Mach dir deswegen keine Gedanken. Wie gesagt, ich verstehe, warum du Angst hattest und nicht schlafen wolltest. Ab sofort wird abends und nachts wieder einer von uns zu Hause sein, versprochen", antwortete mein großer Bruder. "Ich kann das alleine zu Hause bleiben sicherlich bewältigen. Gestern war einfach blöd", erwiderte ich sofort. "Aber du musst das nicht tun, und eigentlich wollen wir das auch nicht. Gestern war nur eine Ausnahme." Irgendwie war ich froh über diese Antwort, aber andererseits wollte ich mir auch nicht eingestehen, dass ich mit meinen 15 Jahren tatsächlich noch Angst hatte, nachts alleine zu Hause zu bleiben. Ich war immer noch ziemlich müde, als Cole vor dem FBI-Gebäude anhielt und ich langsam aus seinem SUV stieg. "Bundeskriminalamt" stand in großen Buchstaben auf dem Platz vor dem Gebäude, und mir fiel das vermisste Mädchen von gestern wieder ein. "Cole?", fragte ich zögerlich. "Ja Prinzessin?", antwortete mein Bruder, während wir die Stufen zum Haupteingang hochliefen. "Was ist mit dem Mädchen von gestern passiert?" Ehrlich gesagt wusste ich nicht, ob ich eine Antwort darauf hören wollte. "Prinzessin, ich kann sehr gut verstehen, dass dich das interessiert, aber leider kann ich dir dazu nichts sagen. Es handelt sich um eine interne FBI-Ermittlung. Bitte mach dir deswegen keine Sorgen. Uns ist aufgefallen, dass das Mädchen dir sehr ähnlich sieht, aber das ist auch das einzige, was euch verbindet. Ihr Verschwinden hat nichts mit dir oder dem, was dir passiert ist, zu tun. Dir wird nichts passieren, es handelt sich um ein anderes Mädchen und einen anderen Fall. Ich kann gut verstehen, dass dich das beschäftigt, aber bitte mach dir keine Sorgen. Wir wissen, was wir tun, und du musst dir im Moment keine Gedanken machen, dass dir so etwas noch einmal passieren wird. Solange wir uns keine Sorgen machen, musst du es auch nicht", beruhigte mich mein großer Bruder. Ich muss zugeben, dass mich das mehr beschäftigt, als mir lieb ist. Der Fakt, dass Rebecca verschwunden ist und sie mir so ähnlich sieht, erinnert mich sehr an das, was mir passiert ist, und ich hatte wohl mehr Angst davor, dass so etwas noch einmal passieren könnte, als ich zugeben wollte. "Es ist wirklich alles in Ordnung, mach dir keine Sorgen, mein Schatz", sagte Cole aufmunternd, bevor wir durch die große Glastür in das Gebäude gingen. Kurz darauf kamen wir in Coles Büro an, und ich setzte mich direkt an den Tisch und holte meinen Laptop heraus. Wenn Cole mich schon nicht zur Schule schickt, möchte ich zumindest meine Aufgaben nachholen, ohne dass Cole etwas sagen muss. "Ich gehe zu einem Termin hier im Haus. Schreib mir bitte, wenn etwas ist, dieses Mal aber wirklich", forderte mich mein Bruder auf, und ich bestätigte es mit einem Nicken. "Wenn du irgendwo nicht weiterkommst, warte, bis ich zurückkomme. Dann kann ich dir helfen", sagte Cole, bevor er wieder aus seinem Büro verschwand und ich mit der ersten Aufgabe begann...
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Big Brothers 6
ActionDas Original und nicht eines der vielen Kopien. Lest am besten zuerst die ersten 5 Teile, bevor ihr hier beginnt. In diesem Buch geht es um Mila und wie sie versucht mit all dem, was sie in den letzten Monaten erlebt hat, klar zu kommen. Dabei bek...