Kapitel 46 - Auf Wiedersehen.

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Langsam begann mein Bewusstsein zurückzukehren.
Öffnete meine Augen und stellte fest, dass ich mich in einem kleinen, kahlen Raum befand. Lag anscheinend auf einem echt harten Bett. Mein Körper fühlte sich taub und schmerzend an.
Da erinnerte ich mich plötzlich an die Ereignisse, welche in meinem Unterbewusstsein stattgefunden hatten. Schloss erneut meine Augen und versuchte, mich an den Traum genau zu erinnern. Denn irgendwie schien all das ganz schön verschwommen zu sein.
Das Gefühl von Trauer und Verlust überwältigte mich, als hätte mein Bruder wirklich vor mir gestanden.
Erneut öffnete ich meine Augen und stellte fest, dass ich immer noch alleine im Raum war. Konnte mich nicht erinnern, wie lange ich nun schon dort gewesen war oder ob jemand bei mir gewesen war. Fühlte mich einfach nur noch einsam und verängstigt, und ständig wanderten meine Gedanken zu meinem Bruder.
Ich seufzte tief und schloss meine Augen abermals. Konzentrierte mich auf meine Atmung und versuchte, meine Gedanken zu beruhigen.

In meinen Gedanken versunken, spürte ich urplötzlich eine Erschütterung.
Begann ein Beben zu spüren, und hörte wie die Wachen draußen schnell auf und ab liefen. Ich wusste, dass etwas passierte, aber derzeit wollte mir einfach nicht einfallen was da los war.
Es kam mir alles doch so bekannt vor.
Plötzlich kam mir ein Gedanke in den Sinn - ich musste diese Gelegenheit nutzen um von hier zu fliehen.
Die Zelle war alt und nicht gerade in einem wirklich gutem Zustand. Warum man mich ausgerechnet hier rein gesteckt hatte werde ich wohl nicht verstehen.
Kurzer Hand war ich dann aber auch schon aus der Zelle, irgendwie schienen die Stäbe, welche Chakra unterbinden sollten nicht mehr richtig zu funktionieren, was mir natürlich eine große Hilfe war.

Trat also hinaus in den Gang. Der Lärm und die Bewegung draußen waren noch lauter als zuvor. Heimlich folgte ich einigen Wachen, welche mich nicht zu bemerken schienen, und sah, wie sie schnell zu ein und dem selben Ort stürmten.
Als ich schlussendlich draußen ankam war ich schockiert von dem, was ich dort erblickte. Eine große Rauchwolke hing über der Stadt und Menschenmassen liefen in Panik herum. Die Schreie konnte ich deutlich hören. Wie ein Geistesblitz viel es mir wieder ein. Die Chunin-Auswahlprüfungen, der Zweikampf, stand noch an, und bei diesem erschien Orochimaru. Das sollte wohl das ganze Chaos erklären können.
Mein Gewissen sagte mir, dass ich doch eigentlich helfen sollte.
Immer noch war ich ein Shinobi von Konoha und ich habe eine Verantwortung gegenüber ihrem Dorf und den Menschen, die hier lebten.
Doch die Erinnerung an meinen Bruder hielten mich zurück. Konnte nicht einfach so tun, als wäre nichts gewesen.
Während ich in dem Getümmel so dastand und nachdachte, fühlte ich, wie mein Herz schwer wurde. Konnte ich wirklich tatenlos zusehen wie meine Heimatstadt zerstört werden würde ? Sollte ich nicht alles dafür tun um den Feinden entgegenzutreten und die Menschen zu beschützen ?
Spürte eine Wut in mir aufsteigen, die kaum zu bändigen war. 
In mir tobte im Inneren ein Kampf. Einerseits wollte ich dem Dorf und den Menschen helfen, andererseits konnte ich nicht über meinen Schmerz hinwegsehen.

Wie könnte ich dem Mann helfen, der meinen Bruder getötet hatte ? Wie könnte ich ihm vertrauen und ihm helfen, wenn er doch ein Verräter war ? Wie könnte ich diesem Dorf helfen, wenn dieses daran schuld war !?

Über diesen Schmerz kann ich einfach nicht hinwegsehen. Wusste, dass egal welche Entscheidung ich wählen würde, diese fatale Auswirkungen haben würde. Ich würde Konoha im Stich lassen und riskieren, dass sie für immer ausgeschlossen werden würde.
Einerseits hatte ich wirklich tiefe Abneigung gegen den Hokage und konnte ihm nicht vertrauen, andererseits wollte ich Konoha und die Menschen die hier leben, nicht im Stich lassen.
Auch wenn es vielleicht nicht viele Menschen gab welche mir doch nahestehen, wenn sie dies überhaupt taten, will ich niemals das genau diesen etwas passiert.

So stand ich also vor dem Ausgang von Konoha, die Sonne brannte auf meinem Gesicht und der Wind trug den Duft von frischem Gras und Blumen heran. Doch all das konnte mich nicht mehr beruhigen. Meine Augen waren rot vom Weinen und mein Herz schmerzte vor Trauer. Ich konnte einfach nicht mehr in diesem Dorf bleiben in dem alles passiert war, was mich so sehr verletzt hatte.
Sah mich um und erinnerte mich an all die Erinnerungen, die ich hier gemacht hatte.
Die guten, sowie die schlechten. Erinnerte mich daran, wie ich mit meinem Bruder durch die Straßen gelaufen war, wie er mich beschützt hatte und wie wir gemeinsam unsere Träume geträumt hatten. Doch diese Zeit war vorbei. Vorbei, schon vor einer ganz langen Zeit.
Das Dorf das ich einst als mein Zuhause betrachtet hatte, hatte mir am Ende einfach alles genommen. Konnte nicht mehr hier bleiben, wo jeder meiner Schritte mich an meinen Bruder erinnerte. Was mich nicht atmen lassen konnte, ohne den Schmerz in meiner Brust zu spüren.
Alles schrie in mir, das ich gehen muss. Es gab nichts mehr für mich hier, außer Schmerz und Trauer.

Bevor ich diesen Ort verlasse um alles zurückzulassen, wollte ich mich verabschieden. Verabschieden von meinem Bruder, von all den Erinnerungen und von diesem Ort, der einmal mein Zuhause war.

Schluckte schwer und drehte mich um, um Konoha noch einmal zu betrachten.
Tränen flossen meinen Wangen hinunter, als ich meine Hände auf meine Brust legte und leise zu sprechen begann: ,,Ich muss gehen, Bruder. Ich kann nicht mehr hier bleiben. Ich kann nicht mehr die Straßen entlang gehen und dein Lachen hören, als wärst du noch hier. Ich kann nicht mehr atmen, ohne den Schmerz in meinem Herzen zu spüren.".
Schloss meine Augen und sprach weiter: ,,Werde dich immer lieben, Bruderherz. Ich werde immer stolz auf das sein was du vollbracht hast, und dich niemals vergessen. Aber ich kann nicht länger hier bleiben, wo all das geschehen ist. Wo ich immer wieder das Gefühl haben werde, dass mir jeden Tag erneut etwas weggerissen wird.".
Öffnete meine Augen wieder und sah zum Himmel hinauf, ,,Ich hoffe, dass du stolz auf mich bist, wenn ich erneut die Schwelle von Konoha betreten werde. Aber bis dahin muss ich gehen und die Welt erkunden. Ich werde kämpfen, stark sein und dich immer in meinem Herzen tragen.".
Daraufhin atmete ich tief durch und drehte der Stadt den Rücken zu,
um zu gehen.

Doch noch einmal drehte ich für einen kurzen Augenblick meinen Kopf zurück, und flüsterte leise: ,,Auf Wiedersehen, Konoha. Auf Wiedersehen, Bruder.''.

Just why? | NARUTO FF (𝐃𝐄𝐔𝐓𝐒𝐂𝐇) - 𝐈𝐧 𝐁𝐞𝐚𝐫𝐛𝐞𝐢𝐭𝐮𝐧𝐠Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt