Auf eigene Faust

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Theon

„Was soll das heißen, wir werden nichts unternehmen?" Seine Augen sprühten Funken als er seinen Vater kopfschüttelnd anstarrte. Hatte er die vorhergehenden Worte wirklich richtig verstanden?
Sein Herz hämmerte noch immer unablässig in seiner Brust, mit der Kraft, mit der ein Schmied seinen Hammer schwang.
Auch seine Atmung quittiere ihm zwischendurch den Dienst.

Die Prinzessin Luyness wurde auf ihrem Weg überfallen. Ein Bauer fand die Kutsche und all die toten Wachmänner, doch von der Lady fehlt jede Spur.

Jedes Mal, wenn die Worte des Soldaten durch seine Gedanken zogen, wünschte er sich aus diesem Alptraum aufwachen zu können. Doch es war keiner.
Er befand sich inmitten der bitteren Realität, in der sich die schlimmste Erfahrung seiner Kindheit zu wiederholen schien. Nur dass er sich dieses Mal fest vornahm für einen anderen Ausgang zu sorgen, auch wenn sein Vater erpicht darauf war, sich aus dieser Angelegenheit herauszuhalten.

„Ich werde unsere Familie und unsere Männer nicht in Gefahr bringen! Die Sache betrifft das Königreich Terosa, nicht das unsere!", donnerte die Stimme durch den Besprechungsraum, hallte von jeder Ecke wider.

„Ich maße mir an zu sagen, dass Ihr Euch täuscht, werter Vater, denn die Prinzessin unterlag unserer Verantwortung und unserem Schutz! Sie war unser Gast!" Es war Theon unbegreiflich wie der Mann, der ihm gegenüberstand, ein solches Urteil fällen konnte. Er war der König. Er hatte die Aufgabe für Gerechtigkeit und Sicherheit in seinem Reich zu sorgen. Was warf seine Entscheidung für ein Licht auf die Familie, wenn er sich seinen Pflichten nun entzog und Clair keine Hilfe zukommen ließ?

„Sprich nicht in diesen Ton mit mir! Du magst der Thronerbe sein, aber noch regierst du nicht!"Sein Vater reckte das Kinn empor, um seine eigene Position zu untermalen. „ Und dein jetziges Verhalten lässt mich daran zweifeln, ob du überhaupt in der Lage dazu wärst, unser Land mit reifem und klarem Verstand zu führen!"

„Mein König, wenn ich unterbrechen dürfte ..."
Die zittrige Stimme des Hauptmanns der Garde schob sich zwischen das Wortgefecht.
Es war nicht so, als wäre Sir Valdur ein schmächtiger, ängstlicher Mann gewesen, doch wie jeder hier am Tisch fürchtete er den Zorn des Gekrönten. Wem seine Zunge lieb war, der widersprach, oder fuhr nur ungern und wenn dann mit Bedacht dazwischen.

„Ihr dürft", gestattete Theons Vater ihm zu sprechen, wandte den Blick dabei nicht von seinem Sohn ab.

„Werter Prinz, ich verstehe Euren Einwand, aber ich muss Eurem Vater Recht zusprechen. Es wäre närrisch nun dagegen vorzugehen. Die Forderung in dem Schreiben macht es nur allzu deutlich, dass die Entführer Euch in eine Falle locken wollen. Weshalb sonst würden sie wollen, dass Ihr die Prinzessin allein in Empfang nehmt und die Rubine der Königin aushändigt? Selbstverständlich könnte ich veranlassen, dass die Männer Euch folgen und Euch Schutz bieten, aber das eröffnet die Gefahr, dass diese skrupellosen Personen ihre Drohung wahrmachen und der Prinzessin das Leben nehmen. Zudem wissen wir nicht, wie viele es sind. Denkt doch nur daran, dass sie all die Soldaten getötet haben, die in Begleitung der Kutsche gewesen sind. Das muss eine Gruppe von enormer Manneskraft sein, die es schafft, Männer der königlichen Garde aus dem Weg zu räumen. Männer, die seit dem Burschenalter trainieren und deren Rüstung aus dem härtesten und besten Stahl des Landes besteht", eröffnete der Ergraute seine Sicht der Dinge.

„Ich stimme zu", brachte sich nun auch der Haushofmeister mit ein. „Wir sollten abwarten und sehen, was als nächstes geschieht. Mit Sicherheit werden sie ihre Bedingungen ändern, wenn wir nicht auf diese eingehen."

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