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Sayo POV:
„Sayo-Sama, ihr Tee, ...den wollten sie ja haben.", kam eine Dienerin in mein Zimmer und hatte ehrfürchtig ihren Kopf gesenkt.
Kritisch blickte ich den Tee auf dem Tablett an, nahm ihn in meine Hände und trank einen Schluck.
Langsam ließ ich ihn wieder senken und eine unheimliche Stille erfüllte den Raum.
„S-stimmt etwas...nicht.", fragte sie ängstlich.
„Der ist kalt.", sagte ich monoton.
Schneller als sie sehen konnte, hatte ich ihren Kopf vom restlichen Körper abgetrennt, was mit meinen spitzen Fingernägeln kein Problem war. Ergeben fiel sie auf ihre Knie und deutete eine Verbeugung an.
„Es tut mir furchtbar leid. Es wird nicht erneut vorkommen. Versprochen. Ich werde ihnen sofort einen neuen bringen.", entgegnet sie mir schnell.
„Nein. Jetzt will ich keinen mehr. Verschwinde von hier.", sagte ich laut, woraufhin sie kurz den Boden nach ihrem Kopf abtastet und dann schnell aus meinem Zimmer verschwand.
„Wie nervig...", murmelte ich und ließ mich gelangweilt in mein großes und weiches Bett fallen.
Desinteressiert schaute ich aus meinen Fenster in die glühende Einöde. Vielleicht ist Einöde das falsche Wort, immerhin liegt da unten eine ganze Stadt. Aber trotzdem wirkt es ziemlich trostlos.
-Vielleicht sollte ich mein Zimmer in ein anderen Raum, ohne Fenster, verlegen lassen oder ich wünsche mir ein hübsches Bild von einer Blumenwiese, dass ich mir vor das Fenster hängen kann.-

Wie man gerade vielleicht gemerkt hatte, war ich etwaaaas eingebildet. Aber so eine Situation wie grade ist auch nicht grade ungewöhnlich bei mir, also dass ich meinen Dienerinnen enthaupte, wenn ich ehrlich bin. Also mein Vater ist Jashin, meine Mutter ist irgendein One-Night-stand, der mich nach meiner Geburt bei meinem Vater abgegeben hat und abgehauen ist. Ich bin also eine Halbgöttin und lebe in der Unterwelt bei meinem Vater.
Die Dienerin, der ich grade den Kopf abgeschlagen hatte, war lediglich eine verlorene Seele in einer menschlichen Hülle. Sowie alle Seelen die hier leben. Verlorene Seelen sind die, die nach ihrem Tod keine Ruhe finden, da sie zum Beispiel in ihrem alten Leben gesündigt haben und damit nicht kalt kommen oder eine geliebte Person noch lebt und man diese nicht loslassen kann.
Die ruhenden Seelen sind in einem extra Abteil hier und leben in ihrem inneren ein friedliches Leben mit ihren Liebsten.
,,S-Sayo-sama. Ihr V-Vater möchte sie sprechen.", erklang eine schüchterne Stimme von meiner Tür, nachdem ich ein Klopfen hörte.
„Ja,ja ich komme schon.", grummelte ich und stand auf.
Kurz richtete ich meine Kleidung und lief dann zum Thronsaal von meinem Vater. Ich bin zwar ehrlicherweise wirklich etwas eingebildet, aber Anstand besaß sich trotzdem und klopfte deshalb an der Tür an.
„Du wolltest mich sprechen, Vater?", fragte ich und setzte ein engelsgleiches Lächeln auf.
„Komm herein, Sayo.", sprach er und schaute von seinen Papieren auf.
Ich trat also hervor und blickte zu meinem Vater, der auf einer kleinen Erhöhung auf seinen Thron saß.
„Mir ist zu Ohren gekommen, dass du wieder einer Dienerin den Kopf abgehakt hast.", meinte er und schaute mich abwartend an.
„Aber sie ist doch eh schon tot. Ich verstehe dein Problem nicht.", meinte ich nur desinteressiert und zuckte mit den Schultern.
Mein Vater seufzte genervt und stützte seinen Kopf auf seinen Händen ab.
„Wie ich es dir schon so oft erklärt habe: Es geht um das Prinzip.", ich schaute ihn nur uninteressiert an, „Du musst lernen das Leben wert zu schätzen...."
„Du meinst das Tote Leben?", unterbrach ich ihn sarkastisch, woraufhin mein Vater nur den Kopf schüttelte.
„Du magst recht haben, dass die Leute hier nicht mehr leben, trotzdem musst du ihnen nicht ständig den Kopf abschlagen oder anders 'töten'. Ich habe das Gefühl, dass dir deine Macht immer mehr zu Kopf steigt."
„Ja, ja, tut mir leid. Kommt nicht nochmal vor.", gab ich gelangweilt von mir und war dabei mich umzudrehen und zu gehen. Bis jetzt hatte eine Entschuldigung immer Gereicht.
„Nein Sayo!", erhob er etwas wütend seine Stimme, weshalb ich in meiner Bewegung inne hielt, „dieses Mal kommst du nicht so davon. Ich habe mir etwas überlegt...Du wirst in deine Heimat gehen,", verwirrt schaute ich ihn an.
-Meine Heimat ist doch hier?-
„Obwohl ich muss mich verbessern nicht deine Heimat, sondern dein Geburtsort.", ein kleines Grinsen schlich sich auf sein Gesicht.
„Du...meinst die Menschenwelt?", fragte ich zur Sicherheit nach.
„Genau. Um zu lernen ein Leben wert zu schätzen, wirst du ein eigenes führen."
„Ich...ein Menschenleben?", fragte ich ungläubig.
„Richtig."
„Ich werde da keine Kräfte haben...hab ich recht?"
„Wahrscheinlich ja, du könntest dir dort welche antrainieren und vielleicht bist du in manchen Bereichen überdurchschnittlich gut, aber so genau weiß ich es nicht.", überlegte er schulterzuckend.
„Na, meinetwegen. Ich kann dich ja eh nicht umstimmen. Wann gehts los?", seufzte ich.
„Jetzt sofort.", grinste er mich amüsiert an und schnipste, „wir sehen uns in circa 80 Jahren wieder.", lachte er.
Ehe ich mich versah, erschien unter mir ein schwarzes Loch.
„Ist das dein scheiß Ernst!", schrie ich während ich viel, doch da war es schon zu spät.
Meine Stimme hallte durch das schwarze Loch durch das ich fiel und der Wind pfiff um meine Haare. Resigniert seufzte ich.
-Wo ich wohl landen werde?-

Fortsetzung folgt...

Sayo-Halbgöttin auf Erden (Izunaxoc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt