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??? POV:
Da ich die Wege der Wachen genau wusste, war es ein leichtes sich raus zu schleichen. Ich lief durch den dichten Wald und konnte etwas entfernt schon den Fluss erkennen. Am Waldrand angekommen schaute ich mich vorsichtig um. Auf der anderen Seite des Flusses erkannte ich schemenhaft eine Person und versteckte mich schnell hinter einem Baum.
-Wer treibt sich denn mitten in der Nacht hier rum? Ist es ein Senju? Oder ein anderer Feind?-
Ich schloss meine Augen und versuchte mich auf das Chakra der Person zu konzentrieren.
-Warum kommt es mir so bekannt vor? Ist es etwa...-
Ich drehte mich wieder zum Fluss und beschloss etwas näher ran zu gehen. Mithilfe meines Chakras lief ich leise über das fließende Wasser. Umso näher ich kam, desto besser konnte ich die Gestalt erkennen. Sie war ungefähr so groß wie ich und als ich ihre Haare erkennen konnte, war ich mir sicher, dass sie es war.
Sayo.
Das Mädchen mit den zwei unterschiedlichen Haaren und leuchtenden Augen.
Ich lief weiter auf sie zu und legte ihr meine Hand auf die Schulter.
Erschrocken zuckte sie zusammen und drehte sich ruckartig um. Mit großen Augen schaute sie mich an.
„Was machst du hier?" fragte ich sie verwirrt.
Es dauerte etwas bis die Frage bei ihr ankam und sie ihren Schrecken überwunden hatte.
„Ähm...also...das ist so ich...wollte dich wiedersehen.", gestand sie und wand ihren Blick ab.
Ungläubig schaute ich sie an.
-Waren wir wirklich aus dem selben Grund hier. Sie kennt noch nicht mal meinen Namen und wollte mich trotzdem wieder sehen?-
Als ich nicht antwortete schaute sie verwirrt auf.
„...alles gut?", fragte sie vorsichtig.
Ich fing an breit zugrinsen, was sie wohl noch mehr verwirrte.
„Dann sind wir ja aus dem selben Grund hier.", lachte ich.
Sie schaute mich kurz an und fing dann auch an zulachen.
Als wir uns beruhigt hatten, schweifte ihr Blick zur Seite und ich folgte ihm. Um uns herum lagen immer noch zahlreiche Leichen, welche die gute Stimmung von gerade zur Nichte machten.
„Lass uns wo anders hingehen.", meinte ich nur ruhig und konnte im Augenwinkel ein Nicken erkennen.

Sayo POV:
„Hast du deinem Vater die Kette eigentlich wieder gegeben?", fragte ich den Jungen, während ich hinter ihm her lief.
Er meinte er würde hier in der Nähe einen guten Ort kenne, weshalb ich ihm folgte.
„Joa. Ich habe halt wie ich mir schon überlegt hatte, sie einfach zwischen seine Kampfkleidung gelegt. Am nächsten Morgen fand er sie dann.", erzählte er mir.
„Hat er sich gefreut?", fragte ich neugierig.
„Naja, ich denke schon. Er hat es zwar nicht direkt gezeigt, aber er war zu mir und meinem Bruder nicht so streng wie sonst.", meinte er leicht lächelnd und blieb stehen.
Fast wäre ich in seinen Rücken gelaufen, konnte aber noch rechtzeitig stoppen und schaute interessierte an ihm vorbei.
Das steinige Flussufer hatte sich inzwischen zu hohem Gras verändert und der Fluss selbst, war auch weiter weg. Wir standen auf einer kleinen Lichtung und in der Mitte prangte ein sehr großer Baum in riesigen Wurzeln und einer atemberaubender Krone. Außerdem wurde die Lichtung von kleinen Glühwürmchen und Mohnblumen verziert. Zwar waren die Blumen, wegen der fehlenden Sonne, leider geschlossen, aber es sah trotzdem wunderschön aus.

??? POV:
„Wow...", hörte ich Sayo hinter mir hauchen und drehte mich zu ihr um.
Sie schaute sich mit großen Augen um und hatte das herzlichste Lächeln auf den Lippen, dass ich je gesehen habe.
„Das ist wunderschön.", sprach sie nun mich an.
Ihre Augen funkelten mich förmlich an, ob es an ihrer Begeisterung oder an den Glühwürmchen lag, konnte ich nicht sagen, aber es brachte mich zum Lächeln.
„Es freut mich, dass es dir gefällt. Ich war hier früher ein paar mal mit meiner Mutter, als die Konflikte noch etwas weiter weg waren.
„Verstehe.", erwiderte sie und drehte sich noch einmal im Kreis, bevor sie gradewegs auf den Baum zu lief.
Ich lief ihr hinter her und kletterte hinter ihr auf eine der großen Wurzeln, wo sie drauf geklettert war.
„Du hast vorhin deinen Bruder erwähnt...wie ist er so?", fragte sie mich neugierig und schaute mir in die Augen.
Ich musste etwas überlegen, bevor mein Blick über die Wiese schweifte und ich anfing.
„Ziemlich mürrisch vor allem zu fremden...wobei eigentlich schaut er immer genervt drein. Egal bei wem.",ich musste leicht lächeln, als ich an meinen Bruder dachte, „außerdem ist er sehr stark, der stärkste in seinem Alter. Ich helfe ihm oft beim Training und er im Gegenzug mir. Generell ist er immer für mich da."
„Ihr scheint euch sehr nah zu stehen.", ich sah sie im Augenwinkel leicht lächeln.
„Du musst wissen wir haben nur noch uns. Unsere anderen Brüder sind alle dem Krieg zum Opfer gefallen. Ich möchte genauso stark werden wie er um ihn zu unterstützen.", erklärte ich ihr.
Kurz herrschte stille, bis ihr Blick sich ebenfalls auf die Lichtung richtete.
„Der Krieg ist schrecklich, nicht?", sprach sie ruhig.
„Ja...", erwiderte ich ihr nur leise.

Sayo POV:
„Ich verstehe nicht wie man sich so sehr hassen kann, dass man gegeneinander kämpft. Diese Erde ist so ein schöner Ort, wie kann man ihn nur so zunichte machen?
Wie kann man zu Waffen greifen und so vielen Leben ein Ende setzten?
Es gibt doch auf beiden Seiten Opfer, warum kann man dann nicht endlich Frieden schließen?
Über die Konflikte reden?
Das soll jetzt auch keine Anklage gegen euch sein. Mir ist bewusste, dass es überall zahlreiche Kämpfe gibt. Kein Volk will den Krieg, aber jedes hält sich einen Stand, dessen Bewohner den Krieg brauchen, wenn für ihr Gefühl nicht ihr ganzes Leben vergeudet sein soll. Doch am schlimmsten finde ich, dass die Kinder den Krieg Jahrzehntelang weiterführen, da sie es nicht besser wissen.", beschwerte ich mich.
„Ich weiß es doch auch nicht. Klar der Krieg ist schrecklich, aber ich wüsste auch nicht was ich dagegen tun könnte. Wären die Kämpfe mit den Senju nicht, hätte ich noch alle meine Brüder und auch noch viel mehr meiner Verwandten. Mir ist bewusst, dass es den Senju nicht anders geht. Wie du schon gesagt hast, der Krieg ist grausam. Außerdem ist er ziemlich widersprüchlich, wenn man so drüber nachdenkt: Wir kämpfen um unsere Familie und Freunde zu beschützen, dass ist auf beiden Seiten gleich, dass heißt wir töten um leben zu retten...", sprach der Junge einfach seine Gedanken aus.
„In jedem Krieg vertreten die Kinder, die ihn noch nicht begreifen, allein die Würde der Menschheit.", sprach ich die Worte, von einer ruhelosen Seele aus dem Totenreich, nach, „das hat ein alter Mann aus meinem Dorf mal gesagt.", fügte ich noch hinzu.
(Ist wirklich ein Zitat, dass ich grade gefunden habe von Sigmund Graff, keine Ahnung wer das ist:))

Keiner von uns sagte noch etwas und hing einfach nur seinen Gedanken nach. Doch nach ein paar Minuten hatte ich genug und klatschte motiviert in die Hände.
„Lass uns den Baum hochklettern.", meinte ich.
„Was?", fragte der Junge verwirrt.
„Lass uns den Baum hochklettern.", wiederholte ich mich und grinste ihn an.
„Den...Baum hochklettern?", fragte er erneut.
-Ist der schwer vom Begriff oder spreche ich chinesisch?-
„Ja, den Baum hochklettern.", sagte ich nochmal langsamer und stand auf.
„Warum?", war seine einzige Antwort.
„Warum nicht?", erwiderte ich schulterzuckend.
Mein Blick richtete sich nach oben, auf der Suche nach dem ersten Ast. Von dem Jungen kam nichts mehr. Als ich dann einen Ast in Reichweite entdeckte, streckte ich meinen Arm danach aus, doch konnte ihn nicht erreichen. Etwas mürrisch drehte ich mich zu dem Jungen um. Dieser saß immer noch auf der Wurzel und hatte sich noch keinen Zentimeter bewegt.
-Hat ihn mein Vorschlag so aus der Fassung gebracht?!-
Er schüttelte kurz seinen Kopf und schaute mir dann in die Augen.
„Warum nutzt du nicht einfach dein Chakra?"
„Das wäre doch langweilig.", sagte ich, als wäre es das logischste der Welt und rollte mit den Augen.
Geschlagen seufzte er, stand auf und lief auf mich zu.
„Und was soll ich jetzt machen?", fragte er.
„Na Räuberleiter.", meinte ich leicht lachend über seine Frage.
„Meinetwegen.", seufzte er wieder etwas und faltete seine Hände vor seinen Bauch.
Ich legte eine meiner Hände auf seine Schulter und die andere an den Baumstamm. Danach stellte ich meinen Fuß auf seine Hände.
„Bereit?", fragte ich, woraufhin er nickte.
„Eins, zwei drei.", sagten wir synchron.
Ich sprang etwas vom Boden ab und griff mit meiner Hand, die auf seiner Schulter lag, nach dem Ast. Daraufhin folgte die zweite Hand. Um mir zu helfen positionierte der Junge seine Hände nun so unter meinen Fuß, dass er mich Hochdrücken konnte. Währenddessen stemmte ich mich mit meinen Händen nach oben.
Schon saß ich oben und grinste ihn an.
„Jetzt du."
„Und wie soll ich hochkommen? Ohne Chakra? Ohne Hilfe? Ich bin nicht größer als du und komme selber nicht dran.", meinte er genervt.
„komm runter.", zischte ich und wir schauten uns beide etwas genervt und wütend in die Augen.
Doch das ging nicht lange gut, denn wir brachen in schallendes Gelächter aus.

„Ok...aber im...im ernst, wie soll ich hochkommen?", fragte er erneut, als wir uns wieder etwas beruhigt hatten.
„ich hab schon eine Idee. Keine Sorge.", grinste ich.
Ich legte mich mit dem Bauch auf den Ast und streckte ihm meine Hand entgegen. Diese ergriff er und versuchte sich daran und mit Hilfe des Stammes sich hochzuziehen. Jedoch war es schwieriger als gedacht. Deswegen spannte ich meinen Fuß an, sodass er ihn als 'Stufe' nutzen konnte.
Irgendwie so hatten wir es dann geschafft und saßen grinsend voreinander.
„Das ist schon lustig.", gestand er.
„Wusste ich's doch.", lachte ich triumphierend.
„Na komm, lass uns weiter klettern.", hoch motiviert standen wir auf.

Fortsetzung folgt...

Sayo-Halbgöttin auf Erden (Izunaxoc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt