Aiden
Die Jugendlichen erstarrten in ihrem Versteck. Flora wollte aufspringen, doch dieses Mal war es Charlie, der sie zurückhielt. Aidens Gedanken rasten derweil. Sie hat Ivy Flora genannt. Sie meint doch nicht etwa unsere Flora oder? Ich meine, das ist doch unmöglich! Hält sie Ivy für sie?
Ivy stand der Mund offen und Aiden sah, dass auch sie sichtlich überrascht war.
„Ich... mein Name ist aber Ivy und nicht Flora." Dann verstummte sie. Wahrscheinlich wusste Ivy, dass ihr die Frau eh nicht glauben würde.
„Aber sicher. Barnaby hat mir von dir erzählt. Anscheinend hast du jetzt Kontakt zu seinem Sohn." Aidens Mund wurde augenblicklich trocken und er hielt erschrocken den Atem an.
Deswegen kommt mir die Frau so bekannt vor. Das ist die, die sich mit meinem Vater im Wohnzimmer vor ein paar Monaten unterhalten hat. Woher kennt mein Vater eine Entführerin? Ob er davon wusste? Sofort verdrängte Aiden den Gedanken wieder. Sein Vater würde sich niemals mit so einer Wahnsinnigen abgeben! Die Frau seufzte theatralisch.
„Ich wollte nie, dass es so weit kommt, aber du lässt mir leider keine Wahl."
„Moment!" Ivys Stimme klang schrill.
„Was meinten Sie damit, dass Sie mich schon damals hätten töten sollen?" Aiden hielt die Luft an. Vorsicht Ivy, du bewegst dich auf sehr dünnem Eis! Doch die Frau klang überraschenderweise sehr gefasst und war offensichtlich überhaupt nicht überrascht von der Frage.
„Als er deine Eltern getötet hat. Ich dachte ja, wir könnten dich einfach da lassen, dass du sowieso sterben würdest. Zu blöd, dass dich die Nachbarn gefunden haben." Flora neben ihm schnappte erschrocken nach Luft. Charlie hielt ihr gerade noch rechtzeitig den Mund zu. Aiden sah, wie viel Selbstbeherrschung es sie kostete hier so ruhig sitzen zu bleiben. Aidens Herz zog sich zusammen, als er sah, dass das Mädchen den Tränen nah war.
Die Frau hatte sie immer noch nicht wahrgenommen, so vertieft war sie in ihre Erzählungen. Ivy zitterte mittlerweile sichtlich. Jeglicher Mut hatte sie verlassen. Die Frau redete einfach weiter.
„Aber was soll man machen, Barnaby war eben blind vor Wut. Dabei waren er und deine Eltern sogar Freunde." Sie grinste hämisch.
„Deswegen wird übrigens gesagt, dass in diesem Haus ein Mörder rumgeisterst. Das stimmt natürlich nicht, aber so konnten wir diesen Ort wenigstens nutzen ohne, das wir gestört wurden. Ich musste nichts weiter machen, als das Gerücht ein wenig zu verstärken." Aidens Welt brach mit einem Schlag zusammen. Mein Vater... ein Mörder? Nein, das kann nicht sein!
Doch umso länger der Gedanke in seinem Kopf blieb, desto mehr nahm er ihn zur Kenntnis. Mein Vater war es. Er hat Floras Eltern getötet. Er ist schuld, dass sie als Waisenkind aufgewachsen ist. Die Frau blickte zufrieden zu Ivy, die diese entsetzt musterte.
„Wenigstens hat er seinem Sohn beigebracht, wie ihr wirklich seid. Er hat Werwölfe so sehr gehasst, nachdem ich deinen Eltern den Tod seiner Frau in die Schuhe geschoben habe. Oh nein, die böse Werwölfin hatte ihren Mann dazu angestiftet Aidens Mutter zu töten!"
Aiden spürte, wie sich sein Herz zusammenzog. Er hatte seine Mutter nie kennengelernt und sein Vater hatte auch nicht über sie sprechen wollen. Also ist diese Frau verantwortlich für ihren Tod. Mein Vater weiß wahrscheinlich nicht einmal etwas davon. Die Frau lächelte auf einmal wieder so freundlich, dass es Aiden kalt den Rücken runterlaufen ließ.
„Naja, unrecht hatte er nicht. Werwölfe sind Bestien und werden immer Bestien bleiben. Und heutzutage schützen wir die Menschen vor Wesen wie euch!" Sie deutete auf einige Zettel, die neben einem Karton lagen.
„Wenn du wüsstest, wie viele Unterlagen deiner Familie wir erst einmal bei Seite räumen mussten, bevor wir hier richtig arbeiten konnten. Aber so ist das Haus der Carters wenigstens noch zu etwas zu gebrauchen."
Das war wohl zu viel für Flora, denn sie riss sich von Charlie los und stürzte ins Wohnzimmer, wo sie mit einem wütenden Aufschrei und Tränen in den Augen auf die Frau einschlug.
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Mate of my heart - ...and the end!
Werewolf„Manchmal ist alles anders, als es scheint. Dann sind wir dazu gezwungen die Vergangenheit aufzudecken." Aiden kann sich einfach nicht entspannen. Obwohl seine Freunde und er die Wildwölfe von einem Angriff abgehalten haben, spürt er, dass der Fri...