Aiden
Aiden hatte noch nie eine so hasserfüllte Botschaft gelesen. Welcher Mensch kommt auf so eine Idee? Sofort korrigierte er sich in Gedanken. Eigentlich jeder. Aiden dachte an die Zeit vor ein paar Monaten zurück. Mit Scham erkannte er, dass er genauso gewesen war, bis er Flora kennengelernt hatte. Die anderen Schüler tuschelten jetzt meistens leise über ihn, wenn er nicht zuhörte. Oder zumindest denken sie, dass ich nicht zuhöre. Ein Mensch, der sich mit Werwölfen anfreundet, ist ihnen scheinbar unsympathisch.
Auch bei den Werwölfen war es nicht besser. Zwar hatte er einige kennengelernt, die stets freundlich zu ihm waren, aber bei den meisten herrschte weiterhin Misstrauen. Wenigstens das Verhältnis zu den Wildwölfen hatte sich verbessert, denn seit Aiden zusammen mit Flora verhindert hatte, dass sie die Menschen angriffen, war das Eis zwischen ihnen mehr oder weniger gebrochen.
Zwar waren die Wildwölfe weiterhin vorsichtig, aber immerhin schienen sie Flora zu akzeptieren, wofür Aiden sehr dankbar war, denn so konnte das Mädchen ohne Probleme ihre Mate treffen. Vielleicht fangen die anderen Menschen der Stadt auch irgendwann an die Wölfe zu akzeptieren.
Ein Blick auf den Zettel, den Charlie noch immer in der Hand hielt, zeigte Aiden aber, dass es bis dahin noch ein weiter Weg sein würde.
„Vielleicht sollten wir mal mit Flora sprechen. Wobei ich das Gefühl habe, dass sie es schon bemerkt haben könnte." Charlie deutete auf den zugeklebten Flur.
„Es ist ja auch nicht zu übersehen." Aiden nickte zögernd.
„Okay, aber dazu müssten wir erstmal herausfinden, wo sie steckt." Sein bester Freund verdrehte nur die Augen.
„Wo wohl? Bei Destiny und dem Wildwolfrudel natürlich." Charlie sprach mit so einer Überzeugung, dass Aiden sich fragte, ob sein bester Freund genervt von ihr war. In seiner Situation eigentlich irgendwie verständlich. Es muss hart für ihn sein zu wissen, dass er immer nur ein guter Freund für Flora sein wird. Sie immer zusammen mit Destiny zu sehen macht es dann wohl nicht einfacher.
Aiden entschied sich jedoch dagegen es anzusprechen, denn er konnte sich schon denken, dass Charlie nicht einfach so etwas erzählen würde. Stattdessen wechselte er kurz entschlossen das Thema.
„Mich wundert es eigentlich nicht, dass das hier noch nicht weggeräumt wurde. Wahrscheinlich stimmen viele diesen Zetteln sogar zu." Charlie nickte und es huschte kurz ein Anflug von Sorge durch sein Gesicht.
„Ja, denk nur mal an deinen Vater. Der scheint auch nicht viel von den Wölfen zu halten." Ein schlechtes Gewissen meldete sich in Aiden. Vielleicht hätten wir jemandem Bescheid sagen sollen?
Aiden hatte seinen Vater vor einer Weile mehr oder weniger ungewollt belauscht und dabei einige Dinge erfahren, die vermutlich nicht für seine Ohren bestimmt gewesen waren. Nur Flora und Charlie wussten von dem Gespräch seines Vaters und es wäre vermutlich auch für alle Beteiligten besser, wenn es nicht ans Licht kommen würde. Charlie sah ihn vorsichtig von der Seite an.
„Hast du noch irgendetwas Neues gehört?" Er meint, ob ich weiß, was mein Vater mit diesen bewaffneten Leuten besprochen hat. Aiden schüttelte wahrheitsgemäß den Kopf.
„Nein, aber seitdem habe ich die auch nicht mehr gesehen. Wahrscheinlich haben die doch gemerkt, dass ich gelauscht habe und sind jetzt vorsichtiger. Aber es würde mich wundern, wenn die aufgegeben haben." Aiden lief ein kalter Schauer über den Rücken, als er daran dachte, was diese Menschen vorgeschlagen hatten. Sie warten nur auf einen Fehler der Werwölfe, um einen Grund zu haben diese zu töten. Und mein Vater ist auch noch auf ihrer Seite!
Aiden tröstete sich mit dem Gedanken, dass sein Vater versucht hatte die Leute von Frieden zu überzeugen. Mein Vater würde doch niemals jemanden verletzen oder? Weder Mensch noch Werwolf. Aiden verdrängte den Gedanken und setzte ein aufmunterndes Lächeln auf. Dieses war allerdings ziemlich gezwungen.
„Weißt du was? Es ist sicher alles in Ordnung. Überlassen wir das lieber den Erwachsenen, die wissen, was sie tun. Stattdessen könnten wir uns mit dem Flyerproblem beschäftigen." Aiden deutete auf den zugekleisterten Flur.
„Irgendwer muss die ja wegmachen und danach können wir uns mit Flora und Destiny treffen." Aiden fing an zu grinsen und dieses Mal war es echt.
„Aber wir gehen nirgendwo hin, wenn du Mathe nicht hinter dir hast. Mit wem verbringe ich sonst meine Zeit, wenn du sitzen bleibst?"
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Mate of my heart - ...and the end!
Hombres Lobo„Manchmal ist alles anders, als es scheint. Dann sind wir dazu gezwungen die Vergangenheit aufzudecken." Aiden kann sich einfach nicht entspannen. Obwohl seine Freunde und er die Wildwölfe von einem Angriff abgehalten haben, spürt er, dass der Fri...