Kapitel 17

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Ivy

Die Geräusche des Busses klangen laut in ihren Ohren und Ivy bemühte sich sie auszublenden. Wenn das so weiter geht, werde ich noch taub. Kurz kamen der Jugendlichen Zweifel, doch sie verdrängte diese sofort wieder. Nein, das war eine gute Idee. Ich werde in der Stadt auf Charlie warten und dann beweisen, dass ich niemanden brauche der auf mich aufpasst.

Ivy wurde von einigen ein wenig älteren Jugendlichen zur Seite gedrängt die quatschend aus dem Bus verschwanden. Ivys Blick flog über die rote blinkende Anzeige, die sie sowieso nicht lesen konnte. Wann muss ich wohl raus?

Kurz bevor sich die Türen schlossen, entschied sie sich den Jugendlichen einfach zu folgen und wenig später sollte sich auch herausstellen, dass dies eine gute Entscheidung gewesen war. Ivy musste sich zwar anstrengen, um sie in dem Gedränge nicht zu verlieren, aber umso weiter sie kamen, desto bekannter kam ihr der Weg vor. An diesem Laden sind wir letztes Mal doch auch vorbeigekommen... und dieses Blumen waren auch da.

Die vollendete Sicherheit, dass dies der richtige Weg sei, bekam Ivy, als sie auf einmal vor einem wohlbekannte Schuhgeschäft stand. Sie blieb kurz stehen und beobachtete die Leute die rein und rausströmten. Vielleicht sollte ich hier warten, hier findet Charlie mich sicher.

Als die Nichtwölfe, die das Geschäft betraten jedoch von einem altbekannten Gesicht in Empfang genommen wurden, sprang Ivy schnell einige Schritte zurück. Dort stand die Schuhverkäuferin und sprach mit einigen Nichtwölfen und hielt ihnen Schuhe hin, genauso wie Ivy vor ein paar Tagen. Die Frau hob flüchtig den Blick und Ivy duckte sich weg.

Das Gesicht der Frau senkte sich wieder, nur um Sekunden später wieder verwirrt hochgerissen zu werden. Die Frau starrte zu Ivy, die nicht länger abwartete.

Das Mädchen beeilte sich in der Menge zu verschwinden. Sie hörte hinter sich noch die Türglocke leise erklingen, doch sie war schon längst einige Geschäfte entfernt und kam mit jedem Schritt weiter weg. Ich kann diese Frau, die mich in ein Waisenhaus stecken will jetzt nicht gebrauchen. Wie soll ich ihr auch ohne die Anderen erklären, dass ich nicht verloren und alleine bin.

Sie zögerte kurz und blickte sich zwischen den vielen vorbeilaufenden Nichtwölfen um. Wobei... stimmt das nicht doch auch? Ich habe schließlich keine. Ahnung wo ich eigentlich bin und meine Freunde sind auch nicht hier.

Ivy seufzte und ließ sich auf eine verschneite Bank gegenüber eines Parks nieder. Sie wendete ihren Kopf zu den spielenden Kindern und musste lächeln. Eigentlich sind Nichtwolfswelpen und Wolfswelpen doch gar nicht so verschieden. Warum machen wir nur einen so großen Unterschied zwischen uns?

Ihr Blick strich über den Park und fiel auf die Straße dahinter. Dann sprang sie auf und bewegte sich in die Richtung in die sie zuvor noch geschaut hatte. Ich könnte schwören, ich habe da wen gesehen.

Ihr Blick wanderte wieder zu den spielenden Kindern, dann sah sie wieder auf die Straße. Keinem von ihnen ist etwas aufgefallen. Aber Welpen sind immer unaufmerksam.

Als die Gestalt erneut auftauchte zögerte Ivy nicht mehr. Wie der da langschleicht... irgendetwas an dem geht mir gegen den Strich! Sie sprintete hinter dem Nichtwolf her und rutschte fast weg, als ihre Schuhe auf das Eis einer Pfütze traten. Ivy keuchte und stemmte die Hände in die Hüften. Warum haben Nichtwolfkörper bloß eine so schlechte Kondition?

Als sie wieder einigermaßen atmen konnte, bemerkte sie, dass sie den Park und die spielenden Kinder hinter sich gelassen hatte. Ich bin doch weiter gekommen als gedacht. Trotzdem kam ihr die Straßen irgendwie bekannt vor und als ihr Blick auf ein Gebäude fiel, wusste sie auch warum. Das alte Haus! Bin ich so weit gelaufen?

Der Schnee knisterte unter ihren Schuhen, als sie auf das verfallene Gebäude zustapfte. Plötzlich nahm sie in ihrem Augenwinkel einen Schatten wahr. Als sie jedoch herumwirbelte, war dort niemand zu sehen. Sie trat einige Schritte rückwärts und drehte den Kopf.

„Hallo? Ist da jemand?" Sie kam jedoch nicht dazu weiterzusuchen, denn plötzlich spürte sie eine Hand vor dem Mund.

Bevor Ivy reagieren konnte, wurde die Welt um sie herum schwarz.

Mate of my heart - ...and the end! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt