Mate of my heart - ...and the end!

Kapitel 6

Charlie

„Also wenn man da die Wurzel ziehen muss, warum rechnet man da oben dann mit einer Ableitung?"

Flora knallte ihren Kopf mit einem genervten Stöhnen auf den Tisch, sodass es knallte. Gleich darauf rieb sie sich ihren schmerzenden Kopf. Charlie hätte gerne gelacht, doch er war genauso verzweifelt.

Wie soll ich die Klausur nur bestehen? Dabei habe ich Aiden vorhin noch versprochen, dass ich diese Klausur schaffe. Er musste grinsen, als sein Blick auf Flora fiel. Wenigstens bin ich nicht der Einzige, der damit Probleme hat.

Ihre hellbraunen Haare mit den blonden Strähnen fielen auf den Tisch und ihre hellgrünen Augen lagen auf Charlie. Erst jetzt merkte Charlie den verwirrten Blick des Mädchens und ihm fiel auf, dass er sie immer noch anstarrte. Verlegen drehte er den Kopf weg und nuschelte.

„Sorry, ich gewöhne es mir ab." Flora schien nun noch erstaunter.

„Was denn? Wovon redest du?" Dann zögerte sie kurz, bevor sie weitersprach.

„Du benimmst dich in letzter Zeit so... seltsam. Ist alles in Ordnung bei dir?" Alles in Charlie sträubte sich gegen eine Antwort. Doch er wusste, dass dies der beste Moment wäre, um Klarheit zu schaffen und Missverständnisse zu vermeiden.

„Ich... es ist nur... versteh mich nicht falsch, ich mag Destiny wirklich gern, aber manchmal... da bin ich auf mich selbst sauer, weil ich..." Flora sah ihn aufmunternd und zugleich fragend an.

„Weil du was?" Charlie platzte mit seinen nächsten Worten so schnell heraus, dass sich seine Stimme überschlug.

„Weil ich eifersüchtig bin! Auf sie... naja auf sie und dich." Es war kurz still. Dann wagte Charlie vorsichtig verlegen in Floras Richtung zu blicken. Auf einmal hatte er das Gefühl sich erklären zu müssen.

„Es... es ist nicht so, dass ich euch das Glück nicht gönne, aber nur machmal... ich wäre halt gerne an ihrer Stelle. Ich weiß aber natürlich, dass das nicht geht... Ich wollte nur, dass du weißt, dass ich nie euer Glück zerstören wollen würde!" Charlie wagte es kaum zu atmen, doch Flora schien nicht ärgerlich.

„Warum hast du nicht schon früher etwas gesagt? Ich wusste das nicht." Charlie sah sie verlegen an.

„Ich wollte nichts zwischen uns dreien zerstören... Wir sind doch Freunde." Flora blickte ihn versöhnlich an.

„Es ist okay, du musst dir keine Sorgen machen. Zwischen uns ist alles gut." Charlie nickte erleichtert. Es fühlte sich gut an, dass er nun nicht mehr verstecken musste, wie er sich fühlte und ebenso froh war er, dass Flora es verstand. Diese zwinkerte ihm nun zu. Ihr Grinsen war fast ein wenig schelmisch.

„Du solltest allerdings nicht zu lange warten. Sonst verpasst du noch die Richtige!" Charlie musste lachen, er konnte nicht anders und das Verlegene war verschwunden.

Er stoppte jedoch als Flora den Kopf hob und horchte. Gleich darauf breitete sich zum zweiten Mal heute Erleichterung in ihm aus. Aiden und Destiny müssen hier sein! Das bedeutet dann, dass ich mich nicht mehr mit Mathe quälen muss!

Umso überraschter war Charlie jedoch, als die Personen, die hereintraten, nicht die waren, die er erwartet hatte. In dem Türrahmen des Zimmers im Waisenhauses stand Aiden, jedoch fehlte Destiny.

Stattdessen befand sich dort ein schmales Mädchen mit dunkelgrünen Augen und glatten rötlichen Haaren mit einigen blonden Strähnen, die in dem Licht, das durch das Fester schien, fast weiß wirkten.

Sie trug eine ausgefranste Leggins und einen viel zu großen Pullover, von dem man denken konnte, dass sie sich mit diesem einmal quer in den Matsch geschmissen hätte. Zudem trug sie keine Schuhe, weshalb sich Charlie gar nicht vorstellen wollte, wie kalt der Weg durch den Schnee hierher gewesen sein musste.

Die Augen des Mädchens waren riesengroß und ihr Mund stand offen, als ihr Blick durch den Raum wanderte. Hat sie denn noch nie ein Waisenhaus gesehen?