Kapitel 1

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Leona

Das erste was ich wahrnehme, als ich wach werde, ist ein unangenehmer Geruch. Ich öffne meine Augen und versuche mich an das Licht zu gewöhnen. Mit noch leicht zusammengekniffenen Augen sehe ich mich ein wenig im Raum um. Er sieht aus wie ein Keller. Ein kleines Fenster befindet sich oben, nah an der Decke.

Ich lasse meinen Blick zu meinem Körper schweifen. Keine Verletzungen. Mein Fußgelenk ist an eine Handschelle gefesselt. Ich trage noch die Kleidung vom Ball. Ein schwarzes kurzes Kleid und meine High Heels. Meinen Schmuck haben sie ebenfalls abgenommen.

„Auch mal Wach?" Erschrocken drehe ich mich zu der Person um, welche ungefähr zwei Meter von mir entfernt ist. Wie konnte ich ihn nicht bemerken? Ich schaue mir den Mann vor mir genauer an und... Nein das kann doch nicht wahr sein! Jack McCoy. Einer der größten Feinde meiner Familie. Ich konnte ihn noch nie leiden. Damals gingen wir auf dieselbe Schule.

Er trägt einen schwarzen Anzug, mit weißem Hemd. Er war ebenfalls auf dem Ball und jetzt sind wir, wie es aussieht, gemeinsam hier gefangen. Denn wie ich feststelle, ist er genauso wie ich an einem Fuß gefesselt.

Gerade als ich ihm antworten möchte, kommt ein breit gebauter Mann durch die Tür. Ich kenne ihn, er ist der Anführer einer spanischen Mafia. Antonio Grusso. Er trägt ein Grinsen auf dem Gesicht, welches ich ihm am liebsten direkt aus dem Gesicht schlagen möchte.

„Was wollen sie von uns?", krächze ich. Meine Kehle ist trocken und erst jetzt nehme ich wahr, wie schwach mein Körper ist. Wie lange war ich Bewusstlos? „Nichtmal eine Begrüßung?", fragt er gespielt empört. Ihm scheint das Ganze prächtig zu amüsieren. „Erklären sie uns lieber was das ganze soll.", knurrt Jack neben mir. Eigentlich kann ich ihn wirklich nicht leiden, doch jetzt bin ich ganz froh, dass er hier mit mir gefangen ist. Alleine würde ich wahrscheinlich durchdrehen.

„Ihr beide seid hier, um mir Informationen über eure Eltern zu liefern." Fast hätte ich gelacht. „Sie glauben wirklich wir würden unsere Eltern verraten?" Ich kenne Jack zwar nicht gut, aber ich weiß, dass er niemals seine Familie verraten würde. Genauso wie ich.

„Nein, ich gehe natürlich nicht davon aus, dass ihr direkt den Mund aufmacht. Aber früher oder später, wenn euch die Folter zu viel wird, werdet ihr es tun." Als er dies sagt, muss ich schwer Schlucken. Allerdings hätte ich es mir auch denken können. Folter ist in der Mafia Welt schließlich nichts Neues.

„Ihr könnt euch ja schonmal überlegen, ob ihr schweigen oder reden wollt. Ich komme später nochmal wieder.", grinst er und verschwindet wieder durch die Tür. Ein Blick zu Jack und ich sehe wie er genervt ausatmet.

Keiner von uns sagt etwas, ich wüsste auch nicht was. Aber ich habe schon einen Plan, wie ich vielleicht hier rauskomme. Ich lasse meine Hand nach hinten zum Verschluss meines Kleides gleiten, wo ich eine Nadel heraushole. Eigentlich war sie für den Notfall gedacht, falls ich sie für mein Kleid gebrauchen könnte. Mit so einem Notfall wie diesem hier, hätte ich allerdings nicht gerechnet.

Ich stecke sie in das Schloss der Handschelle und rüttle dran. Ich kann die Augen von Jack auf mir spüren, während ich versuche das Schloss aufzukriegen. Und tatsächlich ertönt ein Klick Geräusch und die Handschelle lässt sich öffnen.

Ich schaue zu Jack und er zu mir. Sollte ich ihm helfen? Ich meine, ich mag ihn nicht und wir sind Feinde, aber ich denke in dieser Situation könnten wir uns gegenseitig gut gebrauchen. Es wäre nicht schlecht, in dieser Situation, einen Verbündeten zu haben. Er würde mich doch nicht in so einer Lage hintergehen, oder? Unschlüssig schaue ich ihn an.

Er verdreht die Augen. „Ich tue dir schon nichts. Gemeinsam sind wir besser dran." Er hat recht, ich vertraue ihm jetzt einfach mal. Auch bei ihm mache ich das Schloss mit meiner Haarnadel auf. Als ich auf die Beine komme, spüre ich die Schwäche meines Körpers. Doch das wird mich nicht davon abhalten, von hier abzuhauen.

Ein Glück sind keine Überwachungskameras in diesem Raum. Ich laufe auf das Fenster zu. Es ist ziemlich klein, aber wir könnten es durch schaffen. Es ist etwas zu hoch für mich, weshalb Jack es wortlos öffnet. Jetzt wo ich darüber nachdenke, haben sie uns aber auch wirklich schlecht gefangen gehalten. Jack hilft mit wortlos hoch und ich quetsche mich durch das Fenster.

Draußen warte ich auf ihn. Wir befinden uns in einem Wald. Jack ist ziemlich muskulös, weshalb es schwerer für ihn ist, aus dem Fenster zu klettern. Währenddessen ziehe ich meine Schuhe aus, denn auf diesen wird es schwer zu rennen. Gerade als er es heraus schafft, sehe ich durch das Fenster, wie die Kellertür aufgeht.

Dies ist der Moment, wo Jack und ich losrennen. Durch den Wald, durch die Bäume, über die Wurzeln. Es tut höllisch weh auf meinen nackten Füßen, aber ich habe keine andere Wahl. Jack ist ein kleines Stück vor mir, doch wir verlieren uns nicht aus den Augen. Antonios Leute haben es nicht mehr geschafft uns einzuholen.

Außer Atem und mit rasenden Herzen, kommen wir am Ende des Waldes an. Wir stehen mitten auf einem Feld. Das einzige was hier ist, ist der Wald, das Feld, ein paar Heuballen und eine ruhige Straße. Wir sind wie es aussieht mitten im nirgendwo.

Verzweifelt schaue ich zu Jack, welcher mich ebenfalls nicht gerade begeistert anschaut. „Was sollen wir jetzt machen?", durchbreche ich die Stille, woraufhin er mit den Schultern zuckt. „Warten bis ein Auto kommt?" „Das ist zu gefährlich, Antonios Leute könnten jeden Moment kommen."

Gemeinsam beschließen wir die verlassene Straße entlang zu laufen. Vorbei an Bäumen und Feldern, und kein einziges Auto ist bisher an uns vorbei gefahren. Mittlerweile habe ich auch kein Zeitgefühl mehr. Wir haben nichtmal etwas bei, was uns helfen könnte, lediglich unsere Kleidung tragen wir.

Die Sonne scheint direkt auf uns hinab, es ist eine unerträgliche Hitze, welcher wir ausgeliefert sind. Meine High Heels trage ich nach wie vor in meiner Hand und laufe auf meinen Nackten Füßen. Jack und ich reden nicht miteinander, wir laufen still nebeneinander her.

Ich denke schon die Straße endet nie, als ich in der Ferne Häuser erkennen kann. Glücklich schauen Jack und ich uns an, immer noch schweigend. Ich bin ehrlich gesagt überrascht, dass wir uns nicht einmal gestritten haben. Auch bin ich überrascht, dass wir noch nicht umgekippt sind.

Wer weiß wie lange wir nichts gegessen und getrunken haben, dazu kommt die Hitze und die viele Bewegung. Doch diese Faktoren machen sich auch deutlich bemerkbar bei mir und ich bin mir sicher bei meinem Nebenmann genauso.

Erleichtert atme ich auf, als wir ein Ortsschild auffinden, am Anfang des Dorfes. Doch als ich lese, was auf diesem Schild steht, verschwindet die Erleichterung gleich wieder.

Geschockt und mit geweiteten Augen sehe ich zu Jack, welcher mich genauso anschaut. Kein Wort kommt uns über die Lippen. Denn wie es aussieht, befinden wir uns vor einem kleinen Dorf in Spanien.

Das ist meine erste Geschichte und mein Schreibstil ist noch bei weitem nicht perfekt, aber ich wollte es mal ausprobieren zu schreiben. Daher kann es auch vorkommen, dass einige Dinge unrealistisch sind oder wenig Sinn ergeben, aber ich gebe mein bestes. Kritik nehme ich natürlich gerne an. Danke, an diejenigen, die der Story eine Chance geben :)

Verloren in SpanienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt